Mit dem Amag-Lab wollen Sie eine «klare Strategie zur nachhaltigen individuellen Mobilität» verfolgen. Was ist damit gemeint?

In der Mobilität entwickelt sich derzeit alles in Richtung Elektro und konzentriert sich dort insbesondere auf batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge. Dabei muss aber auch an die dafür notwendige Ladeinfrastruktur gedacht werden. Wir haben dies umfassend analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass etliche Details vertieft durchdacht und analysiert werden müssen. Wir denken beispielsweise an die Ladezeiten und dann an das Problem, woher der nachhaltige oder grüne Strom zum Laden stammt. Diese Überlegungen führten dazu, dass wir uns zur Übernahme der Firma Helion entschlossen haben, einem Unternehmen, das Energielösungen wie zum Beispiel Solaranlagen oder Wärmepumpen anbietet. Zudem denken wie in Sachen Mobilität nicht nur an Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge, sondern auch an die Zweiradmobilität, denn diese Verkehrsart gewinnt an Bedeutung.

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Die individuelle Mobilität wird auch zu neuen Formen in der Nutzung von Fortbewegungsmitteln führen.

Absolut. Bei der Mobilität wird alles flexibler. Dazu gehört auch das Carsharing – ein Angebot, das wir seit einigen Jahren unseren Kundinnen und Kunden anbieten und weiterentwickeln. Man muss nicht mehr unbedingt ein Fahrzeug besitzen, sondern man kann es gemeinsam mit anderen nutzen. Wir suchen im Innovation & Venture Lab neue Formen und damit auch neue Geschäftsmodelle im gesamten Bereich der flexibilisierten Mobilität. Dazu gehört es auch, «Mobilität as a Service», konkret die Mobilität als Dienstleistung anzubieten. 

Der Netzwerker

Name: Philipp Wetzel
Funktion: Managing Director des Amag Innovation & Venture Lab
Ausbildung: Dipl. Ing. ETH, MBA

Das Unternehmen Das Amag Innovation & Venture Lab will der Kundschaft einfache und vernetzte Mobilitätslösungen anbieten. Rund zwanzig Spezialistinnen und Spezialisten entwickeln neue eigenständige Geschäftsmodelle und investieren in zukunftsträchtige Startups.

Beispiele?

Eine geplante Überbauung von rund 250 Wohnungen erhält heute kaum mehr eine Baubewilligung für 250 Parkplätze. Eine Lösung wäre, dass 50 Parkplätze zur Verfügung gestellt werden, die dann im Mobility-Sharing genutzt werden.

 

Wie können diese Mobilitätskonzepte realisiert werden?

Durch die Kombination der verschiedenen Services auf einer Plattform, wie etwa auf unserer Allride-App. Dort erhalten Areale und Firmen den Zugang zu ganz verschiedenen Mobilitätslösungen und -partnern in der Schweiz.

 

Umfassen diese Angebote auch Logistiklösungen wie die letzte Meile in der Stadt?

Die Amag-Gruppe hat sich vor kurzem an der dänischen Firma Holo beteiligt, einem Spezialisten für den Aufbau und den Betrieb von autonomen Mobilitäts- und Logistiklösungen. Und die Amag-Tochter Noviv Mobility engagiert sich als Betriebs- und Verkaufspartner des Startups Loxo, das ein selbstfahrendes Transportfahrzeug entwickelt hat.

 

Die Datensicherheit steht zunehmend im Fokus. Welche Bedeutung hat diese im Rahmen der Konnektivität zwischen den einzelnen Fahrzeugen und den Herstellern?

In Europa bestehen relativ scharfe Datengesetze in Bezug auf die Sammlung der Daten, deren Verwendung und Nachverfolgbarkeit. Dazu muss der betroffene Nutzer die Freigabe zur Verwendung der Daten erteilen. Wir möchten unseren Kundinnen einen Mehrwert vermitteln, aber dafür muss die Kundin bereit sein, uns erfasste Daten zur Verfügung zu stellen. Eine Transparenz der Daten ist die Voraussetzung dafür, dass die einzelnen Fahrzeuge auch effizient eingesetzt werden können. Uns beschäftigt die Schnittstelle zwischen dem Fahrzeug und dem Fahrer oder der Fahrerin, sowie zu den Fahrzeugen untereinander beziehungsweise den Fahrenden untereinander. Innerhalb dieses Rahmens überlegen wir uns Geschäftsmodelle, die den Betrieb des Fahrzeugs für den Fahrer und die Fahrerin angenehmer gestalten können.

Welche Dienste umfasst das Mobilitätskonzept für Mitarbeitende, das in der Amag seit 2019 umgesetzt wird?

An unserem Standort in Cham bieten wir unseren Mitarbeitenden flexible Modelle in der Mobilität an. Das Angebot umfasst verschiedene Transportmöglichkeiten wie etwa das Auto oder Zweiräder sowie Ladestationen für E-Autos. Zudem arbeiten wir mit Homeoffice und Jahresarbeitszeitmodell. Damit wollen wir die täglichen Besucher- und Verkehrsströme möglichst effizient steuern. Diese Dienste können mit einer speziellen App gesteuert werden.

 

Sie haben vor kurzem eine dreijährige Kooperation mit dem Institut für Mobilität an der Universität St. Gallen vereinbart. Warum?

Die nun vertiefte Kooperation wird sich wichtiger Zukunftsthemen der individuellen und nachhaltigen Mobilität annehmen. Ein wichtiger Aspekt der Zusammenarbeit ist die gemeinsame Weiterentwicklung von «Mobility as a Service». Weitere Themen sind autonome Mobilitätslösungen und Projekte rund um das Thema Smart City sowie Corporate-Mobility-Konzepte. Wir bündeln und verstärken mit dieser Kooperation die zahlreichen gemeinsamen Initiativen für zukunftsweisende Verkehrskonzepte.