Gemäss der europäischen Umweltagentur entfallen knapp 40 Prozent der CO2-Emissionen in Europa auf leichte Nutzfahrzeuge (11 Prozent) und schwere Nutzfahrzeuge (27 Prozent). Ein Anteil, der in der Zukunft deutlich gesenkt werden muss, sollen die Ziele der Pariser Klimakonferenz eingehalten werden. Eine oder vielmehr die Alternative zum Verbrenner sind elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge. Modelle mit Batterie oder Brennstoffzelle erfreuen sich bereits jetzt steigender Beliebtheit bei Transportunternehmen und Logistikdienstleistern.

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Ab 2035 dürfen – so lautet die EU-Regelung – keine neuen Nutzfahrzeuge mehr mit einem Verbrennungsmotor in Verkehr gesetzt werden. Nach 2035 werden in Europa allerdings noch Millionen Nutzfahrzeuge unterwegs sein, die mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind. Wie lange und in welcher Form – dazu gibt es viele Fragen. Daher schauen viele Unternehmen bereits jetzt, wie sie mit der bestehenden Fahrzeugflotte einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen leisten können.

Dekarbonisierung dank E-Fuels und HVO

Ein Teil der Lösung sind synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels und zum anderen Hydrotreated Vegetable Oils (HVO). E-Fuels sind synthetische, flüssige Kraftstoffe, die aus erneuerbarem Strom, Wasser und CO2 hergestellt werden. Sie besitzen ähnliche Eigenschaften wie Benzin und Diesel und können ohne Änderungen in bestehenden Verbrennungsmotoren verwendet werden, wodurch sie eine Ergänzung zur E-Mobilität darstellen. Sie werden gern als «lebenserhaltende Massnahme» von Verbrennermotoren gefeiert, weil sie die geltenden Kraftstoffnormen erfüllen und sich wie die fossilen Pendants verhalten (Materialverträglichkeit, Oktan/Cetanzahl, Viskosität, Kälteverhalten, Dampfdruck etc.). Sie können über die vorhandene Tankstelleninfrastruktur vertrieben werden und in herkömmlichen Verbrennungsmotoren genutzt werden, in der Regel ohne dass Modifikationen am Fahrzeug oder an der bestehenden Tanklogistik nötig sind. Zudem können sie beliebig mit konventionellem Kraftstoff gemischt werden. Kritisch ist jedoch die energieintensive Herstellung. Sowohl für das Aufspalten des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff als auch für die Gewinnung von CO2 aus der Atmosphäre wird viel Strom benötigt, und zwar etwa fünf- bis sechsmal so viel wie für E-Fahrzeuge mit Batterie für dieselbe Fahrleistung. Zudem ist die Produktion derzeit noch teuer. Geht es jedoch um die Energie, bestünde die Möglichkeit, E-Fuels an Orten zu produzieren, an denen ausreichend erneuerbare Energien vorhanden sind, die nicht anderweitig genutzt werden können.

Hersteller müssen die Alternativen freigeben

Ein anderer Antriebsstoff ist HVO. Als Ausgangsprodukte für diesen Treibstoff können unter anderem Pflanzenöle und tierische Fette verwendet werden. Zum Einsatz kommen je nach Hersteller Schlachtabfälle, Algen oder alte Küchenfette. Nach einer Reinigung werden diese in einem komplizierten Verfahren, bei dem unter anderem Wasserstoff verwendet wird, in energiehaltige Treibstoffe umgewandelt, die per Definition zu den paraffinischen Treibstoffen zählen. Ganz wichtig ist, dass sich mit E-Fuels wie auch mit HVO klassische Dieselmotoren betanken lassen. Dies erfordert jedoch vom jeweiligen Hersteller eine Freigabe von HVO und E-Fuels. HVO wird heute bereits von Transportunternehmen in den Niederlanden und in Italien eingesetzt. Mit HVO können die Emissionen von CO2 um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Im September eröffnete Socar die erste öffentliche Tankstelle für HVO auf der Schweizer Raststätte St. Katharina Nord an der A14 im Kanton Luzern.

Emissionen sparen

Eine weitere Antriebsvariante sind Nutzfahrzeuge, die mit Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas) oder Biogas angetrieben werden. CNG und Biogas enthalten nur geringe Anteile von Stickstoff und Kohlendioxid und verbrennen dank höherem Oktanwert (ROZ 130) sauberer. Fahrzeuge, die mit CNG betankt werden, stossen im Vergleich zu Verbrennungsmotoren bis zu 25 Prozent weniger CO2 aus. Der Ausstoss von Stickoxiden (NOX) ist bis zu 95 Prozent geringer. Auch werden praktisch keine Russpartikel emittiert. Noch besser wird die Umweltbilanz von Fahrzeugen, wenn sie mit Biogas betankt werden. Biogas wird in der Schweiz aus organischen Abfällen hergestellt und ins Gasnetz eingespeist. Mit den drei hier genannten alternativen Treibstoffen – E-Fuels, HVO, Erdgas/Biogas – wird es neben der Elektromobilität möglich sein, die Dekarbonisierung des Strassengüterverkehrs weiter voranzutreiben.