Die Unternehmenssparte «Volvo Trucks» hat eine lange Geschichte. Erstmals berichteten schwedische Zeitungen bereits im Jahr 1929 über einen LKW des in Göteborg heimischen Konzerns. Heute, knapp hundert Jahre später, wird wieder viel über den Hersteller von Nutzfahrzeugen berichtet. Denn man hat sich dort ein sportliches Ziel gesetzt und strebt den Transport ohne fossile Brennstoffe an. Bis zum Jahr 2040 sollen Netto-null-Emissionen erreicht werden. Und Volvo ist diesbezüglich gut unterwegs.
Frühwarnsysteme
Eine Ladezeit von vierzig Minuten
Bei der Umsetzung seiner neuen Antriebsstrategie fährt Volvo Trucks dreispurig: Neben batterieelektrischen Antrieben setzt man auf brennstoffzellenelektrische Antriebe und Verbrennungsmotoren, die mit erneuerbaren Treibstoffen wie grünem Wasserstoff, Biogas oder HVO (hydriertes Pflanzenöl) betrieben werden. Im zweiten Quartal 2026 wird mit dem FH Aero Electric ein E-Truck auf die Strasse kommen, der speziell für den Fernverkehr entwickelt wurde. Roger Alm, Präsident von Volvo Trucks, betitelt die Einführung als «echten Durchbruch im emissionsfreien Verkehr». Denn noch immer verursacht der Fernverkehr einen erheblichen Teil der CO2-Emissionen im Strassengüterverkehr. So liegen die Emissionen pro gefahrenem Kilometer für schwere Nutzfahrzeuge bei etwa 121 Gramm Treibhausgase pro Tonnenkilometer. Und auch in der Schweiz ist bisher ein grosser Teil des Schwerverkehrs immer noch mit fossilen Brennstoffen unterwegs. Doch es steht ein Wandel an. Denn seit diesem Jahr gelten in unserem Land neue Vorschriften in Bezug auf die CO2-Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen. Bis zum Jahr 2030 sollen die durchschnittlichen Emissionen neuer Schwer-LKW um 30 Prozent sinken. Gewusst, geahnt – man weiss es nicht, doch der neue E-Volvo kommt mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern genau richtig. Nun können Transportunternehmen auch weite Strecken zurücklegen, ohne bei der Produktivität Kompromisse eingehen zu müssen. So setzt der neue E-Truck auch bei den Ladezeiten neue Massstäbe. Dank der Anpassung an den MCS-Standard (Megawatt Charging System) lädt das Fahrzeug in rund 40 Minuten von 20 auf 80 Prozent. Und das entspricht der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit für Berufskraftfahrer.
Eine neue Antriebstechnologie
Die grössere Reichweite des neuen FH Aero Electric basiert vor allem auf einer innovativen Antriebsstrangtechnologie; es wurde eine zusätzliche lift- und lenkbare Nachlaufachse (6×2-Achsenkonfiguration) verbaut, was den Platz für Batteriekapazität deutlich erhöht. Damit können acht Batterien genutzt werden, was einer Batteriekapazität von 780 Kilowattstunden entspricht. Das Gesamtgewicht des neuen E-Trucks liegt bei 48 Tonnen, und die Nutzlast ist mit jener von Standarddiesel-LKW vergleichbar. Ebenso wurde das Führerhaus komplett überarbeitet und aerodynamischer umgestaltet. Mehr Style, mehr Power – oder einfach das Wissen darum, dass neue Technologien, die normalerweise bei Flugzeugen, Formel- 1-Rennwagen und Windturbinen genutzt werden, auch auf der Strasse funktionieren. Jetzt gibt es also Luftstromstabilisatoren an der Kabine und verlängerte Luftleitbleche, und die Chassisverkleidungen wurden modifiziert. All das führt zu einer Verringerung des Luftwiderstands und zu einem entsprechend minimierten Treibstoffverbrauch. Und genau darum ist der neue FH Aero im Vergleich mit dem Volvo FH um bis zu 7 Prozent sparsamer.
Die Alternative: FH Aero mit Gasantrieb
In den letzten sechs Jahren hat Volvo Trucks mehr als 5000 Elektrotrucks in 50 Länder ausgeliefert. Mit dem neuen FH Aero wird die Flotte nun mit einem modernen leistungsstarken Modell ergänzt. Aktuell ist der FH Aero schon als Gasmotorvariante erhältlich. Der Betrieb mit Bio-LNG und HVO ermöglicht eine erhebliche Reduktion des CO2-Fussabdrucks und bietet die Chance, lange Strecken mit hohen Nutzlasten klimaneutral zurückzulegen. Und das ist keine Option mehr, sondern Standard. Der Motor ist ausserdem in verschiedenen Leistungsstufen erhältlich: mit 420 PS, 460 PS und 500 PS, mit einem maximalen Drehmoment von bis zu 2500 Newtonmetern. Der gasbetriebene Motor basiert auf der Dieselmotorentechnologie und bietet gegenüber Gasmotoralternativen eine bessere Effizienz und höhere Leistung. Er ist für den Fernverkehr und schwere Transporte bis zu 60 Tonnen Gesamtgewicht ausgelegt. Zusätzlich zum Bio-LNG oder LNG verwendet der Motor eine kleine Menge erneuer bares HVO oder Dieselkraftstoff, während für die Abgasnachbehandlung Adblue eingesetzt wird. Bei Verwendung von Bio-LNG und HVO kann der CO2-Fussabdruck gemäss der Tankto-Wheel-Berechnung um bis zu 100 Prozent gesenkt werden.
Fahrerwarnsystem Driver Alert Support Fahrerinnen und Fahrer im Fernverkehr sind täglich unterwegs – und dies oft auf Autobahnen mit schweren Fahrzeugen. Das Risiko von Unaufmerksamkeit und Übermüdung ist präsent. Volvo Trucks hat deshalb sein Fahrerwarnsystem Driver Alert Support durch entsprechende Technik erweitert. Neu erkennt eine Eye-Tracking-Kamera Ablenkungen und informiert den Fahrenden durch eine Pop- up-Meldung und einen Warnton. Eine nach vorn gerichtete Kamera kontrolliert zusätzlich das Fahrverhalten sowie die Position des LKW auf der Fahrspur. So lassen sich typische Anzeichen von Schläfrigkeit oder Unaufmerksamkeit identifizieren. Aktiv wird die Kamera bei Geschwindigkeiten von über 18 Stundenkilometern. Das Driver-Alert-Support-System wird zur Standardausstattung für schwere Volvo-Trucks wie den FH und den FM sowie für die mittelschweren Fahrzeuge FL und FE. Das System wird im November 2025 in Produktion gehen und auch in der Schweiz erhältlich sein.
