Der rein elektrische Antrieb setzt sich bei den mittelschweren und schweren Nutzfahrzeugen immer mehr durch. Auch in der Schweiz sind immer mehr Elektrotrucks unterwegs. Allerdings müssen diese Fahrzeuge – wie alle E-Autos – regelmässig geladen werden. Beim notwendigen öffentlich zugänglichen Ladenetz in der Schweiz für schwere Trucks besteht momentan allerdings ein erheblicher Nachholbedarf.

Positiv zu werten ist zweifellos, dass einige Logistikdienstleister in der Schweiz erhebliche Anstrengungen unternehmen, um Ladestationen zu realisieren. Diese benötigen aufgrund der Dimensionen schwerer Fahrzeuge grössere Flächen, damit gleichzeitig mehrere Lastwagen geladen werden können. Ein zweites Problem bei der Realisierung von Truckladestationen ist der Strombedarf, denn er ist deutlich grösser als bei Personenwagen. Zudem kommt der Strom nicht einfach aus der Steckdose, wie manchmal scherzhaft behauptet wird, sondern er muss in genügender Menge produziert werden. Möglich wird dies durch Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern von Industriebauten und auf den Ladestationen installiert werden.

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Mit gutem Beispiel voran

In der Schweiz entstanden in den letzten Monaten zwei grössere Ladestationen, auf deren Dächern Photovoltaikanlagen installiert sind. Ein eindrückliches Beispiel ist derzeit der grösste Schnellladepark in Europa: Realisiert wurde er auf dem Gelände der Logistikdienstleisterin Hugelshofer AG nahe an der Autobahn in Frauenfeld TG. Diese für 7 Millionen Franken erstellte Anlage in Zusammenarbeit mit Ampere Dynamic Schweiz umfasst 14 Schnellladestationen. Bei Bedarf können weitere 14 Plätze bereitgestellt werden. Vier Ladepunkte in der Anlage sind öffentlich zugänglich. Auf dem Dach des Ladeparks ist eine Photovoltaikanlage montiert, welche den grössten Teil der notwendigen Energie liefert. Pro Jahr können bis zu einer Million Kilowatt Strom produziert werden. Scheint die Sonne nicht, liefert das Stromnetz die notwendige Energie. Hugelshofer hat hier den grossen Vorteil, dass die Fahrzeugflotte in erster Linie nachts für die Schweizerische Post und für Detailhändler eingesetzt wird. So können diese Fahrzeuge tagsüber geladen werden.

 

Grosser Megacharger in Betrieb

Ebenfalls eine grosse Ladestation mit Photovoltaik realisierte der Logistikdienstleister Galliker Transport AG an seinem Hauptsitz in Altishofen LU. Dort wurde mit dem Megacharger, entwickelt von der Designwerk Technologies AG in Winterthur, das weltweit schnellste Ladegerät für E-Trucks in Betrieb genommen. Da Galliker permanent Lademöglichkeiten vorhalten muss, verfügt die Anlage über einen Energiespeicher. Laden mehrere Fahrzeuge gleichzeitig, kommt ein Teil des Stroms aus dem Megaspeicher, was das Stromnetz entlastet.

Ein weiteres Projekt ist der öffentlich zugängliche Ladepark für E-Trucks in Sargans SG, realisiert von den Logistikdienstleisterinnen Käppeli AG und Scania Schweiz AG. Noch im Planungsstadium befindet sich ein Elektropark mit insgesamt zwölf Schnellladestationen und elf normalen Ladepunkten, den die Logistikdienstleisterin Dreier AG in Egerkingen SO realisieren will. Diese Beispiele zeigen, dass grosse Investitionen in Ladeanlagen nur von grösseren Unternehmen finanziert werden können. Firmenchef Peter Galliker unterstreicht, dass sein Familienunternehmen mit 3500 Mitarbeitenden und einer Flotte von rund 1200 Lastwagen in den vergangenen Jahren aus eigenen Mitteln bisher knapp 20 Millionen Franken in alternative Antriebstechnologien investiert hat. Die Schweizer Transportbranche besteht allerdings, abgesehen von einigen Grossfirmen, mehrheitlich aus zahlreichen Mittelständlern, die über eine Flotte von 10 bis 50 Fahrzeugen verfügen – Firmen also, die sich Investitionen in Millionenhöhe kaum leisten können.

 

Magere Akzeptanz alternativer Antriebe

Der Trend zu Fahrzeugen mit alternativen Antrieben kann aber nur anhalten, wenn Lösungen gefunden werden, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben. Peter Galliker zeigt sich daher auch enttäuscht, weil seine Bemühungen für klimafreundliche Transporte im Schweizer Güterverkehr auf der Strasse von den Kunden nicht honoriert werden. «Kaum jemand ist bereit für diese umweltfreundlichen Transporte etwas mehr zu bezahlen», fasst er die aktuelle Situation zusammen. Es ist eben immer noch so: Viele Unternehmen haben ehrgeizige Umweltbekenntnisse abgegeben, aber wenn das etwas kostet, ist die Begeisterung schnell verflogen. Es ist zu hoffen, dass hier in naher Zukunft ein Sinneswandel stattfindet.