Die Weltbevölkerung wächst, und es entstehen immer mehr dicht besiedelte Megacitys und Agglomerationen. Das gilt auch für die Schweiz. Konträr dazu schrumpfen die vorhandenen Verkehrsnetze. Immer mehr Städte sprechen sich dazu für verkehrsfreie Zonen aus. Das schränkt den Individualverkehr ein, und die Zahl der Verkehrsmittel wird reduziert. Dies gilt einerseits für den Individualverkehr und andererseits für die Güterversorgung mit leichten und schweren Nutzfahrzeugen. Jüngstes Beispiel dieses Trends ist das knappe Nein der Stimmbevölkerung zum weiteren Ausbau des Autobahnnetzes in der Schweiz. Man müsse zu einem «nachhaltigen Verkehrskonzept» gelangen, fordern die Abstimmungsgewinner. An sich eine gute Idee, doch deren Realisierung ist mit unzähligen Problemen verbunden.

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Denn ohne ein funktionierendes Verkehrsnetz steht die Güterversorgung der Menschen in Städten und Agglomerationen vor grossen Herausforderungen. Vom gesamten Verkehrsvolumen in der Schweiz entfallen rund 30 Prozent auf den Güterverkehr. Ihn auszubremsen, macht keinen Sinn. Daher wird nach Lösungen gesucht. So haben die Logistikdienstleister auf der Strasse in den vergangenen Jahren umfangreiche Daten gesammelt, wie bestimmte Routen in Realtime abgelaufen sind. Mit einem Vergleich zwischen den Plandaten und dem Realtime-Monitoring können nun geplante Transportrouten exakter berechnet werden. Dabei können Zeitabweichungen oder Strassenauslastungen erfasst und in die Berechnungen der optimalen Transporte einbezogen werden.

Bei diesen Berechnungen wird heute auch in zunehmendem Masse die künstliche Intelligenz (KI) mit einbezogen. Die übergreifende Betrachtungsweise kann zudem zu neuen Einsparmöglichkeiten führen, indem sich die Zahl der Leerkilometer reduzieren lässt. Mittels einer synchromodalen Tourenplanung kann automatisch das richtige Verkehrsmittel zur richtigen Zeit auf der optimalen Route gewählt werden. Die Zukunft des Gütertransportes liegt in verkehrsübergreifenden Transporten. In diesem Bereich können dank digitalen und modernen Tools noch Optimierungen erreicht werden. Dies setzt jedoch eine digitale Vernetzung sowie eine optimale Routenplanung voraus.

KI als neues Hilfsmittel

Ein intelligentes Verkehrsmanagement ist ein fein verwobenes Netzwerk miteinander verbundener Prozesse, von denen jeder Einfluss auf das Funktionieren des anderen hat. Und die Prozesse sind messbar und beeinflussbar. KI ermöglicht eine einfachere und schnellere Koordination, so dass Verkehrspersonal, Fahrer und Pendler ihre Reiserouten und Fahrzeiten optimieren können. KI kann verwendet werden, um einen Verkehrsplan zu erstellen, der die Sicherheitsziele für Fahrzeuge, Fussgänger und Radfahrer berücksichtigt, um sicherzustellen, dass Unfälle und Verletzungen auf ein Minimum beschränkt werden. KI kann bei vernetzten Fahrzeugen eingesetzt werden, um die Ursache von Unfällen abzuklären, und es ermöglicht den Rettungsdiensten, schneller an Unfallstellen einzutreffen. Sollen die künftigen Verkehrsprobleme sinnvoll gelöst werden, braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Verkehrsträgern.

Das Horizon-2020-Projekt, das vom EUFörderprogramm für Forschung und Innovation von der Europäischen Kommission für die Laufzeit 2014 bis 2020 ausgeschrieben war, entwickelte ein Planungstool für multimodale Transportketten. Diese sind sehr anfällig für Störungen, weil sie oft unterschiedliche Transportmittel wie Nutzfahrzeuge, Güterzüge und den Schiffsverkehr umfassen. Ein Teil dieser Lösung besteht aus einem selbstlernenden Risikobewertungssystem, das am Fraunhofer Institut entwickelt wurde. Mit diesem Planungssystem wurden im Laufe der Zeit grosse Mengen an Daten darüber gesammelt, wie geplante Routen tatsächlich abgelaufen sind.

Diese Daten werden von einem Risikobewertungssystem genutzt, um geplante Routen bezüglich verschiedener Risikofaktoren zu bewerten. Dieses Wissen wurde den Nutzern in Form von Risikofaktoren zur Verfügung gestellt und konnte so in den Entscheidungen berücksichtigt werden. Zu den Risikofaktoren gehören beispielsweise Zeitabweichungen auf den Routen, die zu Kostenabweichungen führten. Des Weiteren werden negative Erfahrungen im Zusammenhang mit Schäden oder Verlusten entlang der Routen erfasst.

Ziel ist es und muss es sein – dafür sind alle diese Projekte ein Beleg –, die neuen digitalen Mittel wie unter anderem eben KI zu nutzen, um den Verkehr effizienter und sicherer zu gestalten, Wege zu verkürzen und Fahrzeuge effektiver einzusetzen. Möglich ist bereits viel, wie die beschriebenen Projekte zeigen, nun gilt es, sie flächendeckend zu nutzen.