Altbasler oder Mitglieder aus dem Basler Daig erinnern sich noch an die folgende Geschichte von 1967. Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, darf sie durchaus nochmals erzählt werden. Es geht darum, wie zwei Werte, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden wurden. Einerseits die des Pablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Cipriano de la Santísima Trinidad Ruiz Picasso, wie der spanische Maler mit vollem Namen heisst. Anderseits die unternehmerische Geschichte der Basler Globe Air, welche mit einem katastrophalen Flugzeugabsturz im unternehmerischen Fiasko endete.
Regen in Nikosia
Die Basler Fluggesellschaft wurde 1957 vom einheimischen Kunstsammler Peter G. Staechelin gegründet. Globe Air begann sofort den noch jungen Deutschschweizer Reisemarkt zu beackern und legte beispielsweise Tagesflüge ins Wallis oder zweiwöchige Ostasien-Pauschalreisen auf. Mit äusserst günstigen Preisen wuchs das Unternehmen rasant; vier Jahre nach der Gründung wurden weltweit bereits über achtzig Destinationen angeflogen.
Aber das Unternehmen wuchs zu schnell und schon Mitte der 1960er-Jahre geriet die Airline in finanzielle Schieflage. Kapitalerhöhungen brachten nichts und dann kamen noch, wegen Unregelmässigkeiten in der Flugstundenkontrolle, behördliche Untersuchungen dazu. Bevor sich Globe Air hätte retten können, kam es auf Zypern zur Katastrophe. Am 20. April 1967 krachte, bei strömendem Regen, ein Flugzeug der Globe Air in einen Hügel bei Nikosia. 126 der 130 Menschen an Bord kamen ums Leben. Auch wenn einzelne Verantwortliche Jahre später Bussen erhielten, restlos aufgeklärt wurde der Absturz nie. Heute liegen die entsprechenden Dokumente im Staatsarchiv Baselland. Der Flugbetrieb von Globe Air wurde 1967 nochmals aufgenommen, aber im Herbst des gleichen Jahres stellte das Unternehmen ihren Betrieb endgültig ein.
Das Harlekin-Fieber
Damit sass Hauptaktionär Staechelin auf hohen Schulden und wurde von seinen Gläubigern quasi gezwungen, einen Teil seiner Privatsammlung zu veräussern. Darunter waren Werke von Cézanne, van Gogh und anderen Künstlern. Damals hingen auch zwei Leihgaben von Staechelin im Basler Kunstmuseum, «Arlequin assis» und «Les deux frères». Der Kunstsammler bot der Stadt an, diese beiden Bilder für 8,4 Millionen Schweizer Franken definitiv zu übernehmen. Basel war interessiert und suchte Wege zur Finanzierung.
Auch die Öffentlichkeit war neugierig und wurde von einem regelrechten Picasso-Fieber gepackt. Über Bettlerfeste und allerlei Aktionen wurde Geld gesammelt, man konnte sogar auf den Fahrkarten der Verkehrsbetriebe einen Picasso-Zuschlag spenden. Insgesamt kamen 2,4 Millionen zusammen – die Stadt musste den Rest übernehmen. Das ging jedoch nur über eine letztlich mit harten Bandagen geführte Volksabstimmung. Diese wurde am 17. Dezember 1967 erfolgreich durchgeführt: 54,2 Prozent der Stimmenden befürworteten den Kauf der beiden Bilder und dadurch begann eine wunderbare Beziehung zum spanischen Meisterkünstler – und gleichzeitig die Entwicklung des Kunstmuseums Basel zu einem der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.
Picasso selbst, der 1973 in Mougins an der Côte d’Azur verstarb, war begeistert über den Ausgang der Basler Abstimmung. So sehr, dass er der Stadt weitere vier Bilder vermachte. Diese revanchierte sich, indem sie einen Platz unweit des Kunstmuseums nach Picasso benannte. Picassos Schenkung sorgte weltweit für Aufsehen und ein wachsendes Bewusstsein über die Stadt am Rheinknie. Das «Picasso-Fieber» löste in ganz Basel eine neue Nachfrage aus, die nur wenige Jahre später zur Gründung der Kunstmesse Art Basel führte. So schloss sich der Kreis: Eine schlimme Tragödie ist für immer mit dem heute fantastischen Kunstangebot Basels verbunden.
Art Basel
Einer der Initianten von Art Basel war Ernst Beyeler aus Riehen BS. Beyeler wandelte seine Sammlung 1997 in eine «Fondation» um und baute so das Kunstangebot Basels substanziell aus. Und die Art Basel gilt mittlerweile als die bedeutendste Kunstmesse der Welt; sie findet dieses Jahr vom 19. bis 22. Juni 2025 statt.