Basel liegt im Zentrum des für den europäischen Güterverkehr bedeutsamen Rhein-Alpen-Korridors. Die Stadt und das Umland verbinden somit die Wirtschaftszentren im Westen Deutschlands mit den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Zeebrugge im Norden und dem Hafen von Genua im Süden. «Der Korridor deckt somit einen grossen Teil des Raums ab, der als blaue Banane bekannt ist, ein Gebiet mit dynamischer Wirtschaft und einem hohen Wohlstand sowie starker Verkehrsverflechtung», erklärt Gabriel Schweizer, Leiter Aussenwirtschaft der Handelskammer beider Basel. «Gut 1000 Millionen Tonnen Fracht werden jährlich über diesen Korridor transportiert, was 50 Prozent des gesamten Frachtverkehrs zwischen Nord- und Südeuropa entspricht», fügt Michael Hug an, der als Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt der Handelskammer beider Basel tätig ist. «Wie bedeutsam Basel für den nationalen und internationalen Verkehr ist, zeigt sich am beachtlichen Logistikcluster mit 12’000 Erwerbstätigen, 810 Betriebsstätten und 7,2 Milliarden Tonnen Umschlagsmenge.»

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Beziehungen stärken

«Basel pflegt seit Jahrhunderten enge Handels- und Arbeitsbeziehungen mit den europäischen Nachbarländern. Gerade für die exportorientierte Region Basel sind gute Handelsbeziehungen entscheidend», so Gabriel Schweizer. «Deshalb ist es essenziell, den erfolgreichen bilateralen Weg mit der EU weiterzuführen.» Und das gilt vor allem jetzt, wo mit den USA verhandelt und neue Freihandelsabkommen etwa mit der südamerikanischen Freihandelszone Mercosur abgeschlossen werden müssen. 

Denn was nicht vergessen werden darf: Kein anderer Wirtschaftsraum der Schweiz exportiert mit über 100 Milliarden Franken Umschlagswert pro Jahr mehr Güter als Basel. Die Wirtschaftsregion ist damit eine wichtige Güterdrehscheibe der Schweiz. Gut ein Drittel der wertmässigen Ein- und Ausfuhren der Schweiz gehen über die Logistik-Hub-Region Basel. Das führt dazu, dass die Region stark von internationalen Handelsbeziehungen geprägt ist. Dazu Gabriel Schweizer: «Schaut man einzelne Länder an, sind die USA der wichtigste Handelspartner unserer Region. Gefolgt von Deutschland, Italien, Spanien und China. Der wichtigste Absatzmarkt ist jedoch die Europäische Union. Fast 60 Prozent der Exporte gehen in die EU. Dies zeigt die Bedeutung dieses Markts für die hiesigen Unternehmen.»

 

Vorsprung ausbauen

Beim Thema Exporte, aber auch Import dominieren pharmazeutische und chemische Produkte. Über die Hälfte der schweizerischen Pharma-Exporte und mehr als ein Drittel der Schweizer Chemie-Exporte werden in Basel generiert. «Beim Import ist es noch deutlicher», sagt Gabriel Schweizer. «Der Kanton Basel-Stadt ist für zwei Drittel der gesamten Schweizer Pharma-Importe verantwortlich.» Führend ist dabei die Life-Sciences-Branche. Neben Novartis und Roche, Lonza, Sandoz, Janssen (ehem. Actelion), Johnson+Johnson, Syngenta und Bayer sind auch kleinere erfolgreiche Firmen wie Basilea Pharmaceutica und Zulieferfirmen wie Bachem in Basel ansässig. 

Aber auch in anderen Branchen gibt es wichtige Exporteure, so die Chemiefirmen BASF, Cabb und Clariant. «In der Medizintechnik stechen Straumann, Medartis und Bühlmann Laboratories hervor. In der Labortechnik Skan und im Maschinenbau Endress+Hauser und Willy A. Bachofen. Weitere wichtige Exportfirmen sind Ricola, Regent Beleuchtungskörper, Oettinger Davidoff, Chocolats Halba, Coop, Delica, Bell oder Weleda», so Schweizer. Und es würden sich noch zahlreiche weitere Firmen aufzählen lassen. So verzeichnet allein der Kanton Basel-Stadt über 15’000 Unternehmen, die 200’000 Menschen beschäftigen. Rund 10 Prozent der Firmen kommen aus dem Industriesektor, 90 Prozent aus dem weit gefassten Bereich des Dienstleistungssektors. 

 

Aussenhandel unter Druck

Sicher war die Güterdrehscheibe Basel massiv von der Corona-Pandemie betroffen. Wir alle erinnern uns an die Bilder der geschlossenen Grenzen. Doch nach dem massiven Einbruch während der Corona-Pandemie hat sich der Schweizer Aussenhandel rasch erholt und zeigt seither insgesamt gesehen eine positive Tendenz. Dazu Gabriel Schweizer: «In den letzten Jahren wirkte vor allem die Pharma- und Chemiebranche als stabiler Anker, während andere Branchen eher Schwierigkeiten im Export hatten.» Die neue Herausforderung aktuell: Donald Trumps Zollpolitik.

«Zurzeit dominieren die grossen Unsicherheiten in Bezug auf die US-Wirtschaftspolitik», kommentiert Gabriel Schweizer. «Die Zölle treffen die Unternehmen entweder direkt oder indirekt über Kunden, die von Zöllen betroffen sind. Die Folge sind Preisdruck, nachlassende Aufträge und höherer Aufwand.» Die grösste Herausforderung: Zahlreiche KMU trifft es in einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Situation. «Abgesehen davon nimmt allgemein seit einigen Jahren der Regulierungsdruck im Bereich Lieferketten zu. Immer mehr und uneinheitliche Anforderungen machen den Unternehmen das Leben schwer und führen zu unproduktivem Aufwand», so der Aussenhandelsexperte. «Der Druck kommt sowohl von der Politik als auch von grossen Kunden, die die regulatorischen Anforderungen an Zulieferer weiterreichen. Zudem kämpfen viele Unternehmen weiterhin mit Fachkräftemangel und mit einem Verlust von Know-how.»

 

Digitalisierung als Chance 

Geht es um die Zukunft der Region Basel als wichtiger Logistik-Hub, setzt man vor allem auf technologische Innovationen und Digitalisierung. «Beide wirken als Katalysator für den Aussenhandel. Digitale Plattformen vereinfachen den Zollprozess, optimieren Lieferketten und ermöglichen die bessere Rückverfolgbarkeit von Waren», sagt Gabriel Schweizer. «Für automatisierte Logistiklösungen und datenbasierte Entscheidungsfindung steigt die Effizienz, Schweizer Firmen können dadurch schneller auf globale Marktveränderungen reagieren.» Und es bietet Chancen, in Sachen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu punkten. «Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung werden sowohl bei Exportfirmen wie auch in der Logistik immer wichtiger und sind fester Bestandteil in den Unternehmensprozessen», so Schweizer. «Ein Grossteil der Unternehmen setzt umfassende Massnahmen zur Sorgfaltsprüfung um. Denn umweltfreundliche Produktionsmethoden, energieeffiziente Transportlösungen und faire Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette sind wichtige Erfolgsfaktoren.»

Allerdings binden die Vielzahl an Berichtspflichten, Zertifizierungen und Kontrollmechanismen Ressourcen und können insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen zu einem Wettbewerbsnachteil werden. Dazu die Meinung des Experten: «Es ist wichtig, dass die Politik auch weiterhin bei neuen Vorschriften mit Augenmass vorgeht und auf praxisnahe, flexible Lösungen setzt – um nachhaltiges Handeln zu fördern, ohne die internationale Wettbewerbsfähigkeit unnötig einzuschränken.»

 

Stichwort Gateway Basel Nord

Mit dem Gateway Basel Nord wird ein zentrales Infrastrukturprojekt für die Schweiz umgesetzt, das zukunftsweisend ist. «Es verbessert nicht nur massiv die Effizienz in der Güterlogistik, sondern auch die Verlagerung des steigenden Containerverkehrs von der Strasse auf die Schiene», fasst es Michael Hug zusammen. «Ein trimodales Terminal mit Anschluss an den Rhein, die Bahn und die Strasse stärkt die Region Basel als zentrale Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr.» Denn nicht nur in Basel, sondern in der gesamten Schweiz ist jedem bewusst: Effiziente Infrastrukturen sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Warenhandel.

Doch als Tor zur Schweiz kommt der Region Basel eine zentrale Rolle bei der Landesversorgung zu. «Deshalb müssen wir auf allen Verkehrswegen sicherstellen, dass wir über moderne, leistungsfähige Infrastrukturen verfügen», sagt Michael Hug. «Auf dem Wasserweg ist dies mit dem trimodalen Containerterminal Gateway Basel Nord sichergestellt. Auf der Strasse gilt es, die Nord-Süd-Achse auf der A2 mit dem Rheintunnel zu entlasten, auf der sich der Verkehr täglich wegen Überlastung kilometerlang staut.» Und beim Schienenverkehr muss das Nadelöhr beim Bahnhof SBB einschliesslich seiner Zulaufstrecken entflochten werden. Denn hier teilen sich aktuell der Fern-, der Güter- sowie der Nahverkehr die Gleise. Ein Tiefbahnhof kann diese Verkehre entflechten und so insbesondere auch dem Güterverkehr weitere Kapazitäten sichern.