Die Schweiz hat sich dazu verpflichtet, die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der UNO bis 2030 umzusetzen und sich an der Lösung der drängendsten globalen Herausforderungen zu beteiligen. Dabei ist vor allem die Wirtschaft gefragt. Wie sehen die dringlichsten Nachhaltigkeitsziele der Zentralschweizer Unternehmen aus und wie möchten sie diese erreichen? Wir haben bei wichtigen Playern nachgefragt:

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Rezyklierbare Verpackungen von Emmi

Als eine der führenden Akteurinnen in der Milchwirtschaft will Emmi die Branche positiv beeinflussen und nachhaltige Praktiken vorantreiben. Dabei setzt die Gruppe auf wissenschaftsbasierte Ziele (SBT) und die Vision Netzero 2050 zur Begrenzung der globalen Erwärmung in Übereinstimmung mit dem Klimaabkommen von Paris. «Unsere in der Strategie integrierten, ambitionierten Nachhaltigkeitsziele orientieren sich am Emmi-Nachhaltigkeitsmodell, das die Handlungsfelder Mitarbeitende – Gesellschaft – Umwelt umfasst», sagt eine Sprecherin.

Im Handlungsfeld Mitarbeitende habe sich Emmi bis 2027 zum Ziel gesetzt, die Hälfte aller offenen Stellen intern zu besetzen und sämtliche Mitarbeitenden mit einem Entwicklungsplan auszustatten. Im Bereich Gesellschaft strebe man an, dass 100 Prozent der Emmi-Milchlieferanten weltweit nach überdurchschnittlichen Standards produzieren würden. Und im Handlungsfeld Umwelt habe man das Ziel, die CO₂-Emissionen um 60 Prozent zu senken, die Verpackungen zu 100 Prozent rezyklierbar zu machen, die Menge an Abfall und den Foodwaste zu halbieren sowie den Frischwasserverbrauch zu reduzieren.

Dabei ist Emmi auf gutem Kurs: In der Schweiz verfügen laut der Sprecherin bereits drei von vier Mitarbeitenden über einen Entwicklungsplan – international ist es jeder zweite. Zudem sei gruppenweit fast jede dritte Stelle intern besetzt worden. Innerhalb des Handlungsfelds Gesellschaft nahm in der Schweiz die Zahl der nach dem Branchenstandard «nachhaltige Schweizer Milch» produzierenden Lieferanten leicht zu, während die so produzierte Menge an Milch mit 94 Prozent konstant blieb.

«Mit Branchenorganisationen und Partnern arbeiten wir darauf hin, diesen Standard mit Blick auf Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl weiterzuentwickeln», heisst es vonseiten des Unternehmens. Erfolgreich gestartet sei die gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft initiierte Brancheninitiative Klimastar Milch. Diese zielt darauf ab, die Schweizer Milchwirtschaft im Hinblick auf Klimaschutz sowie Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz wettbewerbsfähiger zu machen. Auf internationaler Ebene ist Emmi Teil der «Pathways to Dairy Net Zero»-Initiative.

Im Bereich Umwelt konnte das Unternehmen die betrieblichen Treibhausgasemissionen gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent senken. Im Vergleich zum Basisjahr 2014 liegen diese um 25 Prozent tiefer. «Mit einer Reduktion unseres Abfalls um 4 Prozent und der Lebensmittelverschwendung um 5 Prozent gegenüber Vorjahr bewegen wir uns auch in diesen Umweltthemen in die richtige Richtung», erklärt die Sprecherin. Weitere Anstrengungen seien hingegen nötig bei der Rezyklierbarkeit der Verpackungen, die bis 2027 vollständig rezyklierbar sein sollen. In der Schweiz liege dieser Anteil aktuell bei 45 Prozent.

 

Pangas setzt auf grüne Dienste

Für die Gas-Produzentin Pangas gehören die Gesundheit der Mitarbeitenden sowie die Arbeitgeberattraktivität des Unternehmens zu den dringlichsten internen Nachhaltigkeitszielen. Dicht gefolgt von der Reduktion fossiler Brenn- und Treibstoffe (beispielsweise bei Heizungen und Fahrzeugen). Wichtige Ziele sind zudem Stromsparen, die Produktion grünen Stroms sowie der Einkauf von CO₂-freiem Strom. Ausserdem fokussiert Pangas darauf, eigene grüne Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und anzubieten. Auch im Community-Engagement ist das Unternehmen aktiv: «Wir engagieren uns regelmässig für unsere lokale Umgebung. So hatten wir ein Bergwald-Projekt, waren als Helfer bei einem Schwingfest aktiv oder unterstützen seit Jahren eine Weihnachts-Sammelaktion», sagt Managing Director Roger Britschgi.

Bezüglich Mitarbeitendengesundheit und Unternehmensaktivität biete man eine gute bis sehr gute Basis und habe zahlreiche Projekte und Massnahmen initiiert, um diese Bereiche kontinuierlich zu verbessern. Um Brenn- und Treibstoffe zu reduzieren, heize Pangas mit Fernwärme oder Wärmepumpen und absolviere lange Transportwege mit dem Zug. Zudem habe man begonnen, die Poolfahrzeuge auf elektrischen Antrieb umzurüsten. Mitarbeitende hätten ausserdem die Möglichkeit, ihre E-Fahrzeuge an den Pangas-Standorten zu laden. Die Gebäudebeleuchtung sei weitgehend auf stromsparende Beleuchtungsmittel umgerüstet worden; zudem habe man bereits in diverse Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von über 750 Kilowatt-Peak investiert.

«Wir haben begonnen, unsere Produkte auch als grüne Produkte anzubieten. Bei diesen stellen wir sicher, dass der CO₂-Fussabdruck bei der Herstellung weitgehend reduziert wird. Die Nachfrage ist allerdings noch überschaubar, weil die Mehrheit der Unternehmen erst ihre eigenen Emissionen, also Scope 1 und 2, angehen», erklärt Britschgi. Bei den grünen Technologien und Produkten befinde man sich rasch in einer Kosten- und Ertragsdiskussion. «Alle wollen gerne grün werden, aber niemand möchte höhere Kosten», sagt der Managing Director. Solange die CO₂-intensiveren Lösungen günstiger seien als die grünen Alternativen, würden jene oftmals der ökologischeren Variante vorgezogen.

 

Galliker mit Drei-Säulen-Prinzip

«Als verantwortungsvolles Familienunternehmen in der Logistikbranche setzt Galliker Transport auch im Bereich der Nachhaltigkeit wichtige Akzente», erklärt Marketingleiterin Corinne Galliker. Der Ausgangspunkt der unternehmenseigenen Umweltziele basiere auf dem Drei-Säulen-Prinzip Mobility, Human Resources und Infrastructure. In diesen Kernbereichen setze man sich entsprechende Etappenziele, um bis spätestens 2050 CO₂-neutral unterwegs zu sein.

Dabei orientiere sich Galliker Transport an den international anerkannten Nachhaltigkeitstools der Science-Based Targets Initiative (SBTI) sowie des Carbon Disclosure Project (CDP) und gebe sich klare Zielvorgaben, die jährlich durch die externen Organisationen geprüft und im sogenannten Greenhouse Gas Protocol festgehalten würden. «Dieses global publizierte Dokument zeigt uns auf, dass wir in der CO₂-Reduzierung klar vorwärtskommen, wobei wir aber natürlich noch im Anfangsstadium sind», sagt Galliker. Man bewege sich jedoch mit grossen Schritten in eine nachhaltige und CO₂-neutrale (Logistik-)Zukunft. «Insbesondere auch in der Säule Mobility, wo bis Ende 2024 knapp 90 fossilfreie Lastwagen im täglichen Einsatz sind. Dies auch dank einem eigenen Mittelspannungsnetz am Standort Altishofen LU und einem flächendeckenden Netz einer nationalen und internationalen Ladeinfrastruktur, die 2024 fertiggestellt wird», erklärt Galliker.

 

CKW für intelligentes Energiesystem

Die Centralschweizerischen Kraftwerke CKW treiben den Ausbau der erneuerbaren und dezentralen Stromproduktion aktiv voran und gestalten das intelligente Energiesystem der Zukunft mit, wie es vonseiten des Unternehmens heisst. Neben dem eigenen Kraftwerks- und Anlagenbau leiste man mit der Installation von Photovoltaikanlagen bei Kunden einen wichtigen Beitrag zur Energiezukunft. Bis 2025 soll die Zubau-Geschwindigkeit von Photovoltaikanlagen verzehnfacht werden. Dabei sei man auf gutem Weg: Alleine im vergangenen Geschäftsjahr habe CKW über 34 Megawatt-Peak installiert.

Das Unternehmen möchte zudem die schnelle Umstellung auf Elektromobilität unterstützen: «Für die Abkehr von fossilen Treibstoffen in der Mobilität sind alternative Antriebe gefragt. Bis 2025 will CKW 35-mal mehr Ladepunkte installiert haben als noch 2020», sagt ein Sprecher. Darüber hinaus strebt CKW die Netto-Null an. Um dies zu erreichen, sehe man Strom als Schlüssel an. «Unsere Haupt-Emittenten sind die Fahrzeuge. Deshalb elektrifizieren wir unsere Autoflotte, wo immer möglich. Dies entspricht rund 300 Personenwagen bis 2025, die durch elektrische Fahrzeuge ersetzt werden», erklärt der Kommunikationsverantwortliche.

«Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen»

Interview mit Simon Howald, Geschäftsführer, Nachhaltigkeitsnetzwerk Zentralschweiz NNZ.

 

Wann wurde das Nachhaltigkeitsnetzwerk gegründet und von wem wird es genutzt?

Das Nachhaltigkeitsnetzwerk Zentralschweiz (NNZ) wurde im Frühling 2021 durch Vertretungen aus Wirtschaft, Umweltverbänden, sozialen Institutionen und weiteren Akteuren gegründet. Es sind hauptsächlich Unternehmen, aber auch weitere Organisationen aus der Zentralschweiz, welche die Angebote des NNZ nutzen und schätzen. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen.

Welche Dienstleistungen bieten Sie den Teilnehmenden des Netzwerks?

Das NNZ betreibt eine nieder-schwellige Anlaufstelle, organisiert verschiedene Anlässe und vernetzt die unterschiedlichen Akteure im Kontext der Agenda 2030 mit den 17 Zielen der nachhaltigen Entwicklung. Zurzeit sind weitere Dienstleistungen wie eine Orientierungsberatung und ein digitaler Marktplatz in der Konzeptphase.

Was plant das NNZ als Nächstes?

Nach zwei erfolgreichen Durchführungen sind wir daran, das NNZ Symposium 2024 konzeptionell zu optimieren und für die Teilnehmenden noch spannender zu gestalten. Im Weiteren bauen wir die Geschäftsstelle zurzeit moderat aus, um die vorhandenen Ideen schneller umsetzen zu können. Ausserdem wollen wir die Informationsbasis auf der NNZ-Website bedürfnisorientiert erweitern.

 

Interview: Denise Weisflog