Verkehrsmeldungen wie «Stau auf der A2 durch Luzern wegen hohen Verkehrsaufkommens» gehören zum Alltag in der Zentralschweiz. Hinzu kommen kürzere und längere Sperrungen für Strassensanierungen und eine erhöhte Nachfrage nach Mobilitätslösungen infolge neu erschlossener Siedlungsgebiete und neu angesiedelter Firmen. Hier setzen die spezialisierten Firmen ein: Sie entwickeln lokale und regionale Mobilitätskonzepte – und tragen damit zu Lösungen bei.

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Erfolgsfaktoren für die Konzepte

«Mobilitätskonzepte» sind Konzepte für eine Überbauung für einzelne Gebäude, ein Areal oder einen Entwicklungsschwerpunkt wie Luzern Nord. «Diese sind immer in der Verantwortung der Eigentümerinnen beziehungsweise der Bauherren», sagt Christoph Zurflüh, Mitinhaber von Trafiko, einer auf Mobilitätsthemen spezialisierten Unternehmensberatungsfirma mit Sitz in Horw LU. «Wenn Kantone, Städte oder Gemeinden ein Konzept machen, sprechen wir eher von einer Mobilitätsstrategie wie beispielsweise für die Stadt Luzern oder von einem Gesamtverkehrskonzept wie zum Beispiel für die Stadt Kriens.» In den letzten Jahren wurden in der ganzen Schweiz laut Zurflüh «Hunderte von Mobilitätskonzepten erstellt».

Er sieht verschiedene Erfolgsfaktoren: Zunächst eine langfristige Sicherung der Finanzierung. Ein Parkplatz kostet heute in der Erstellung gegen 50 000 Franken. Dann braucht es einen «Kümmerer»: «Irgendjemand muss die Umsetzung verantworten», so Zurflüh. «Da dies häufig weder die Eigentümerschaft noch die Bewirtschaftungen übernehmen möchten, haben wir kürzlich die Tochterfirma Trafikpoint gegründet, die aus einer Hand den Betrieb verantwortet.» Weiter muss die Kommunikation sichergestellt werden, damit die Menschen vor Ort das Angebot kennen. Zudem ist die digitale Vernetzung erforderlich. «Der Zugang beispielsweise zu den Sharing-Angeboten muss einfach und wenn möglich mit einer App erfolgen» so Zurflüh. «Und es braucht ein Monitoring – ein Mobilitätskonzept muss regelmässig überprüft und feinjustiert werden.» Wie etwa bei der Überbauung «Matteo» in Kriens-Mattenhof. «Dort wird das Mobilitätskonzept konsequent umgesetzt», so Zurflüh. «Es zeigt Wirkung: Im Konzept ging man ursprünglich von 36 Prozent autofreien Haushalten aus. 2022 waren es bereits über 50 Prozent.» Auch hier wird sich laut Zurflüh die künstliche Intelligenz bemerkbar machen. «Der wichtigste Faktor bleibt aber die Hardware: die Anzahl der Parkplätze.»

Autonom fahrende Taxis und mehr ÖV lösen private Autos ab.

 

«Grundsätzlich sollte immer eine Optimierung des Mobilitätsflusses angestrebt werden», sagt Roman Oberli, CEO von Axon Vibe, einem auf Mobilitätslösungen spezialisierten Softwareunternehmen aus Luzern. «Durch eine Verlagerung der Reisenden von Stosszeiten auf Nebenzeiten lässt sich der Stau auf Strassen vermindern und die Zuverlässigkeit des ÖV erhöhen.» Dadurch könnten Emissionen wie Lärm und CO₂ unmittelbar vermindert werden. Zudem würden sich solche Strategien auch positiv auf die gesamtwirtschaftlichen Kosten auswirken. Menschen entwickelten in der Mobilität rasch Gewohnheiten, stellt Oberli fest. Um diese antrainierten Muster durchbrechen zu können, reiche es nicht, wenn verschiedene Mobilitätsservices in einer App buchbar gemacht werden.

«Zielführender ist es, wenn solche Angebote in Ergänzung oder als Alternative zu den bestehenden Gewohnheiten propagiert werden», so Oberli. «Aus unserer Sicht sind Verhaltensänderungen nur möglich, wenn das alternative Reiseangebot einen klar verständlichen Mehrwert wie beispielsweise verkürzte Reisezeit, höhere Zuverlässigkeit oder auch mehr Spass wie beim E-Scooter darstellt», sagt er. «Zudem muss es von einem vertrauenswürdigen Absender wie zum Beispiel einem staatlichen ÖV-Unternehmen stammen, und es darf nur als Empfehlung – nicht aber als strikte Anweisung – dargestellt werden.» Herausfordernd sei die Tatsache, dass das Vertrauen in die Absender-App unmittelbar erodiere und die bestehenden Gewohnheiten verstärkt würden, sofern bei der Befolgung von Empfehlungen ein ungünstiges Reiseereignis eintrete.

 

Weniger private Autos

Längerfristig würden zukünftig viel weniger Personen ein privates Auto besitzen, erwartet Oberli. «Diese werden durch ein kombiniertes System von effizienten, autonom fahrenden Taxis und den leicht ausgebauten ÖV-Angeboten abgelöst.» Und dann wird man auch die Staumeldungen von der A2 bei Luzern nicht mehr hören.