Vor rund einhundert Jahren entstanden in Manhattan gleich mehrere Wolkenkratzer, die Geschichte schrieben und Touristen aus aller Welt noch heute anlocken. Das Empire State Building, von 1930 bis 1931 in ungewöhnlich kurzer Bauzeit erstellt, gehört dazu, genauso wie das von überall sichtbare, 319 Meter hohe ikonische Chrysler Building, das von Walter Percy Chrysler gleichzeitig mit dem Empire State im Art-déco-Stil gebaut wurde. Und wer New York bereist, besucht in der Regel auch das One World Trade Center, 541 Meter hoch, im Financial District. Es entstand anstelle der unvergessenen Twin Towers und ist mit rund 3,8 Milliarden Dollar Baukosten der teuerste Wolkenkratzer Nordamerikas.

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Nur 32 Meter breit

Die amerikanische Metropole ist übersät mit Tausenden von Hochhäusern aller Art, schrecklichen und langweiligen, kreativen und spannenden. Und es sind manchmal auch kleinere Gebäude, die Geschichte schreiben. Eben wurde beispielsweise das «Bügeleisen» – so wird das gerade mal 87 Meter hohe Flatiron Building in Midtown genannt – für 171 Millionen Dollar versteigert.

Nun gibt es ein weiteres aufsehenerregendes Gebäude: Der letztes Jahr eröffnete, 435 Meter hohe Steinway Tower, unweit des Central Park, kostete rund 2 Milliarden Dollar und trägt mit seiner Breite von 32 Metern stolz den Titel «schlankester Wolkenkratzer der Welt». Und das Breiten-Höhen-Verhältnis beträgt unfassbare 1 zu 24. Der Steinway Tower, 111 West 57th Street, steht an der «Billionaires’ Row», einer Gegend mit hektischem Bauboom und mehreren hochluxuriösen Apartment-Wolkenkratzern. Auch der Steinway Tower ist mit seinen 90 Stockwerken als reiner Wohnturm ausgelegt. Angeboten werden gerade mal 64 Wohnungen, teilweise zwei pro Etage, zum Teil sogar nur eine Wohnung pro Stockwerk.

Völlig abgehoben hingegen ist das Angebot auf den Etagen 72 bis 79. Dort befinden sich Penthouses mit je zwei Stockwerken. Der absolute Luxus. Ab der 80. Etage wird es für Fachleute und Architekten besonders interessant. Zuerst gibt es vier Stockwerke für Statik, Liftbetrieb und andere Mechaniken, darüber folgen sechs weitere Stockwerke, die ausschliesslich als Schwingungstilger dienen. Dieser Mechanismus erhöht die Strukturdämpfung von Bauwerken und vermindert oder balanciert so aussergewöhnliche Schwingungen, die durch Winde oder auch Erdbeben entstehen könnten.

Preise bis zu 55 Millionen Dollar

Über Celebritys, die dort eingezogen sind, kann nur spekuliert werden. Michael Stern, CEO von JDS Development – das Unternehmen hat das Projekt zusammen mit Property Markets Group entwickelt –, hüllt sich in Schweigen. Immerhin, einkaufen kann man sich noch. Vor wenigen Wochen standen noch neun Units zum Verkauf. Die kleinste auf einer unteren Etage bietet auf 240 Quadratmetern einen Wohnraum mit Kitchenette sowie je zwei Schlaf- und Badezimmern. Die Ausführung sei, so verspricht JDS, von höchster Qualität. Nicht schlecht für so ein nettes Pied-à-terre in Manhattan, auch wenn die Aussicht nicht ganz so dreidimensional ist wie ganz oben; auf dem Preisschild stehen dafür 5 995 000 Dollar.

Fast zehnmal mehr kostet hingegen das Apartment PH76 mit 605 Quadratmetern auf zwei Etagen, und hier ist die Aussicht tatsächlich sensationell. Dazu stehen im Angebot vier Schlafzimmer, vier Badezimmer, Gästetoiletten, eine massgeschneiderte Treppe zwischen den zwei Stockwerken und daneben auch gleich noch ein privater interner Aufzug. Die Grosszügigkeit wird durch über vier Meter hohe Decken und deckenhohe Fenster unterstrichen. Das nötige Kleingeld dazu: rund 55 Millionen Dollar.

Wer sich im Steinway einkauft, kann immerhin etwas Fahrgeld sparen, denn 111 West 57th Street liegt mitten in der Metropole. Restaurants, Bars, Clubs, Galerien und Konzertsäle gibt es in Fussdistanz. Und auch das erste Naherholungsgebiet Manhattans, der Central Park, erreicht man in wenigen Fussminuten. Nicht zuletzt bietet der Steinway Tower auch innerhalb des Gebäudes zahlreiche Annehmlichkeiten neben einem professionellen Concierge-Service. Zur Verfügung steht ein zweistöckiges Wellnesszentrum mit Fitnessraum, Dampfbad, Sauna und einem 25 Meter langen Swimmingpool. Dazu kommt ein hausinterner Cateringdienst, der in einem nur den Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung stehenden Speisesaal auftischt. New York hat einen Wolkenkratzer mehr. Man schätzt, dass es im «Big Apple» über 6000 Gebäude gibt, die höher als 150 Meter sind. Die eingangs erwähnten Wolkenkratzer kann man besuchen, die meisten offerieren eine Aussichtsplattform. Den Steinway Tower hingegen steht der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung, ausser man bringt Kreditfähigkeit und ein Kaufinteresse für eine Wohnung mit. Das dünnste Hochhaus der Welt muss man deshalb in der Regel von aussen besichtigen.