Die Sensation zum Jahresstart: Das Programm Chat GPT der amerikanischen Tech-Firma Open AI. Der Dienst basiert auf künstlicher Intelligenz und kann per Eingabe Fragen beantworten und Aufgaben lösen. 

Der Hype und das Potenzial sind riesig, das sieht auch Microsoft und tätigt eine langjährige Investition in Open AI in der Höhe von 10 Milliarden Dollar. Doch Open AI ist nicht das einzige KI-Forschungslabor, es gibt noch andere, die an Diensten basierend auf KI tüfteln.

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Google: Der eher stille Macher

Chat GPT soll Google den Rang als beliebteste Suchmaschine ablaufen, doch Google ist längst nicht untätig gewesen in der KI-Forschung. Der Silicon-Valley-Gigant sagt über sich selbst: «Bei Google gehört künstliche Intelligenz zur DNA.» Besonders in dem Dienst Google Cloud ist KI bereits fest integriert.

Eine Cloud, zu Deutsch Wolke, ist Speicherplatz ausserhalb des eigenen Rechners. Die Vorteile einer Cloud ist, dass Dateien nicht mehr nur auf einem Computer gespeichert sind, sondern dass von mehreren Orten aus darauf zugegriffen werden kann.

In der Cloud arbeitet die KI im Bereich des Datenmanagements. Sie erkennt Muster und Strukturen in Dokumenten und bündelt diese danach. Das soll zu effizienteren Arbeitsprozessen führen.

Auch in puncto Kundenkontakt ist Google mit KI unterwegs. So soll die erste Sortierung und Hilfestellung per Telefon von einer KI übernommen werden, die Sprache und Schrift erkennt. Die KI leitet den Anruf dann an die zuständige Stelle im Unternehmen weiter. Die Basis dafür bildet das langjährige Google-Projekt «Lamda»: eine KI, ähnlich wie Chat GPT, mit dem Unterschied, dass sie speziell auf Dialog trainiert wurde. 

Musik wie von Zauberhand geschrieben

Die oben genannten KI-Optimierungen von Google sind eher trocken und technisch. Google ist aber auch bei kreativen KI mit dabei. So hat ein Team von Forscherinnen und Forschern erste Resultate mit einer Google-KI veröffentlicht, die Musikstücke komponiert.

Eine einfache Texteingabe wie «Ein Song voller Synthesizer-Sounds, die eine beruhigende und abenteuerliche Atmosphäre schaffen» und ein paar Details dazu, welche Instrumente gewünscht sind – und voilà, die KI setzt es um. Auch kürzere Inputs wie «Langsamer Jazz-Sound» und detaillierte Texteingaben mit Zeitangaben, wann was zu hören sein soll, sind möglich.

Der revolutionäre Aspekt der Musik-KI ist aber die Möglichkeit, eine gesummte Melodie aufzunehmen und diese in einen Chor oder ein Piano Solo umzuwandeln. Auch hierzu gibt es Beispiele in dem Forschungsbericht. Wann Google die KI öffentlich zugänglich machen wird, ist noch unklar.

Mit Music LM erforscht Google ein Gebiet, das Open AI gemäss öffentlich einsehbaren Daten noch nicht betreten hat. 

Stability AI konkurriert mit Open AI

Vielleicht hat Open AI den Bereich der Musik noch nicht betreten, aber das KI-Forschungszentrum Stability AI hat bereits ein Konkurrenzprodukt zu Googles Music LM im Köcher: Harmonai. Diese KI soll ebenfalls durch Texteingaben Audios produzieren. Neben Harmonai bietet Stability AI acht publizierte und eine noch nicht veröffentlichte KI-Plattform an. Stability AI verdient Geld mit seinen Produkten und mit KI-Beratungen für Unternehmen.

Ihr Bestseller ist das Programm Dreamstudio, ein Bildgenerator ähnlich wie Dall-E 2 und Midjourney. Der Prozess verläuft gleich wie bei Chat GPT und Music LM: In einem Eingabefeld wird ein Bild beschrieben, und die KI «zeichnet» es. Bildgenerierende KI waren die ersten, die Anfang 2022 für Furore sorgten, dementsprechend sind diese schon ziemlich ausgereift.

Wenn die KI dolmetschen kann

Eine weitere künstliche Intelligenz, die zurzeit die Runde macht, ist der KI-Dolmetscher Kudo. Er ist nicht webbasiert – das heisst nicht über eine Website aufrufbar –, sondern ein Zusatz für Video-Meetings. Zurzeit wird noch mit echten Menschen gearbeitet, die sich virtuell in das Meeting einklinken und übersetzen. Doch soll an der zurzeit laufenden Technikmesse «Integrated Systems Europe» eine KI-betriebene Version von Kudo vorgestellt werden.

Smart Homes sind meistens auch mit KI ausgestattet

Wer das Thermometer Google Nest besitzt, der hat bereits KI in seinem Haus. Das Thermometer lernt unseren Alltag kennen und heizt zum Beispiel die Wohnung, bevor wir nach Hause kommen, und schaltet sie aus, wenn wir länger wegbleiben. Auch gibt es Kühlschränke, die mit einer KI ausgestattet sind und uns Nachrichten auf das Handy senden, welche Lebensmittel wir demnächst wieder einkaufen sollten.

KI ist also längst nicht mehr in dunklen Maschinenräumen und auf Rechnern von Programmiererinnen zu finden, sondern hat Einzug in unser alltägliches Leben gehalten.

 

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Olivia Ruffiner
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