Es ist wie bei der Klimakrise. Eine Minderheit sorgt mit viel Lärm – wenn möglich noch tatkräftig unterstützt von Akteuren mit handfesten Interessen – für Verunsicherung in den sozialen Medien. Behauptungen, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren, wie etwa die, dass die mRNA-basierten Corona-Impfstoffe zu Unfruchtbarkeit führen würden, werden so lange durch die Verstärker von Facebook und Twitter geschleust, bis die Zweifel gesät sind.

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Ist die Klimakrise wirklich menschengemacht – oder ist sie vielleicht nicht doch ein natürliches Phänomen? Sind Impfungen wirklich sicher – oder verursachen sie nicht vielleicht doch Autismus, wie eine der zwar unbewiesenen, aber trotzdem unausrottbaren Behauptungen lautet? Als ob die Frage nach den Ursachen der Klimakrise oder die, ob Impfstoffe etwas Nützliches sind, in der Wissenschaft tatsächlich umstritten wären.

Mal des Teufels, mal nicht

Wissenschaftliche Fakten haben es schwer heutzutage. Ein Teil der Bevölkerung hat sich in eine Parallelwelt verabschiedet, in der das Glauben wichtiger ist als das Verstehen, das Meinen wichtiger als das Zweifeln. In Italien gibt es Eltern, die ihre Kinder aus der Schule nehmen, um sie zusammen mit Gleichgesinnten zu Hause zu unterrichten – nur weil sie nicht wollen, dass ihre Kinder getestet werden. Wer sich für eine Impfpflicht starkmacht, muss damit rechnen, beschimpft, ja sogar bedroht zu werden.

Doch die neuen Technologien sind nicht immer des Teufels. Sondern nur, wenn es um Impfungen geht oder um die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in der Landwirtschaft. Wenn eine neue Gentherapie gegen lebensbedrohliche Krankheiten auf den Markt kommt, dann laufen weder Twitter noch Facebook heiss. Oder wurde Ihnen schon einmal eine Nachricht weitergeleitet, in der über eine neue Behandlungsmethode gegen Krebs hergezogen wurde?

«Wurde ­Ihnen schon einmal eine Nachricht weitergeleitet, in der über eine neue Behandlungsmethode gegen Krebs hergezogen wurde?»

Die neue Technologiefeindlichkeit hat einen Bias. Gut ist, was potenziell dem einzelnen Menschen direkt zugutekommt. Schliesslich kann Krebs oder Alzheimer jeden und jede treffen. Wenn es aber, wie bei den Impfungen, darum geht, den Tod von Millionen zu verhindern, dann gelten andere Massstäbe. Oder wenn, wie bei den GVO in der Landwirtschaft, ein Beitrag zur Lösung der Ernährungsprobleme geleistet werden soll. Gute Krebstherapie, böse Impfung beziehungsweise böser Gentech-Mais: Das ist die Logik.

Beispiel Gentech-Moratorium

Der Entscheid von Bundesrat und Parlament, das seit 2005 (!) geltende Gentech-Moratorium zu verlängern, gibt genau dieser Logik recht. Das Argument, die Folgen der Freisetzung seien zu wenig erforscht, sticht nicht. Länder wie die USA und Brasilien setzen seit Jahrzehnten auf genveränderte Organismen. Hinweise, dass diese Mensch oder Umwelt schaden würden, gibt es bis jetzt keine.

Wer so entscheidet, der gibt denen recht, die auf wissenschaftliche Erkenntnisse pfeifen.
Und ist das nicht genau das, was uns nun bei der Bekämpfung der Pandemie so zu schaffen macht?

Die mRNA-Revolution

Covid-19 war nur der Anfang: Jetzt werden mRNA-Impfstoffe gegen Malaria und Krebs getestet. Bald könnte jedes Therapiefeld umgekrempelt werden. Mehr zum Thema lesen Sie hier im ausführlichen Bericht zur Entwicklung im Bereich der mRNA-Technologie.