«Lass mich das schnell googeln!» Das Verb hat sich seit den 2010er-Jahren in unserem täglichen Sprachgebrauch eingenistet. Dass sogar der Duden das Wort anerkennt, markiert die gewaltige Marktdominanz des US-Tech-Giganten. Täglich laufen über 8,5 Milliarden Suchanfragen aus aller Welt über die Suchmaschine. Zum Vergleich: 2012 waren es «nur» 3,5 Milliarden Anfragen.

Das Wachstum von Google zeigt sich auch in den Zahlen der Muttergesellschaft Alphabet. Schon längst gehört die Aktie des Unternehmens zu den «Magnificent 7» – sieben Technologietitel mit einem enormen Wachstum. Alphabet verzeichnet seit dem Börsengang 2014 ein Plus von über 500 Prozent, von 27.90 Dollar auf 172.90 Dollar je Aktie. Doch es scheint, dass die Macht des Tech-Riesen bald ins Wanken kommen könnte.

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Chat GPT wird wohl zur Suchmaschine

Offenbar plant Sam Altman (39), der Gründer von Open AI, einen Frontalangriff auf die Marktmacht von Google. Bereits vor zwei Jahren sorgte Altman mit dem auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Sprachmodell Chat GPT für Aufsehen. Jetzt scheinen Entwickler und Entwicklerinnen das nächste Projekt des Tech-Genies aufgespürt zu haben.

Vor einigen Tagen postete ein Entwickler auf dem Portal «Hacker News» die Internetdomain www.search.chatgpt.com und ein dazugehöriges Verschlüsselungszertifikat. Das Wort «Search» in der URL verweist darauf, dass es sich dabei wohl um eine eigene Suchmaschine handeln wird und nicht mehr nur ein Chat sein soll.

Die Seite ist noch nicht live, zurzeit erscheint noch eine Fehlermeldung. Gemäss verschiedenen Quellen könnte es sich um eine Google-ähnliche Suchmaschine handeln, aber statt Links erhält der oder die Suchende direkt einen Text, wie gewohnt im Chat-GPT-Format. Das Magazin «Business Punk» berichtete als erstes Medium darüber. Open AI hat sich zu den Gerüchten noch nicht geäussert.

Google-Suchmaschine versus Chat-GPT-Search

Ist also die Chat-GPT-Suche das nächste Pferd im Stall von Altman? Die Gerüchteküche auf X, ehemals Twitter, brodelt. Interessant: Auch Branchengrössen wie KI-Kenner Pete Huang nehmen die Information auf. In seinem KI-Podcast «The Neuron» nennt er sogar ein mögliches Lancierungsdatum: Am Donnerstag hättel Chat GPT Search online gehen sollen. Unterdessen ist er jedoch etwas zurückgekrebst.

Laut Berichten von Reuters findet bei Open AI am Montag intern ein Meeting statt, an dem die Geschäftsleitung über unterschiedliche Neuerungen berichten will.

Ob am Montag oder doch später: Es scheint, dass sich ein Sturm gegen Google und sein Geschäftsmodell zusammenbraut. Sam Altman hat sich bereits zuvor dazu in einem Gespräch mit dem Computerwissenschafter und Youtuber Lex Fridman geäussert. Er nannte Google «langweilig» und erzählte, was er anders machen würde.

Eine Suchmaschine ohne Werbung?

Altmans Kritik zielte besonders auf das Werbegeschäft von Google ab: «Ich hasse Werbeanzeigen.» Er mag, dass die Menschen für Chat GPT zahlen und lobt seine Anwendung, weil die User wüssten, dass die Antworten nicht von Anzeigen beeinflusst wurden.

Auch den Aufbau der Google-Suche kritisiert er im Podcast. Er moniert, dass eine Google-Suche vor allem Links und Anzeigen ausspuckt. Für ihn sei das nicht benutzerfreundlich. Auf die Frage, wie er eine Suchmaschine aufbauen würde, meint Altman: «Die Welt braucht kein zweites Google.» Informationen sollen nicht wie bei Google einzeln aufgeführt werden, sondern bereits in einem Kontext zusammengeführt als Resultat erscheinen.

Eine Herausforderung, die Altman gerne angehen will: «Ich glaube nicht, dass irgendjemand den Code für die Integration von Sprachmodellen und Echtzeitsuche bereits geknackt hat. Ich würde das gerne machen.»

Google ist vorbereitet

Google ist auf die grosse Konkurrenz vorbereitet: Der Marktführer arbeitet schon länger selbst an einem Konzept mit dem Namen «Generative Search Experience». Hier werden Google-Resultate mit von KI erstellten Texten und Informationen ergänzt.

<p>Auch Google tüftelt an KI-Funktionen. Im Hause der Alphabet-Tochter nennt sich das Projekt «Generative Search Experience».</p>

Auch Google tüftelt an KI-Funktionen. Im Haus der Alphabet-Tochter nennt sich das Projekt «Generative Search Experience».

Diesen Schritt des Wechsels zur generativen KI kommunizierte Google im Mai 2023 und teilte Bilder davon, wie die Suchmaske in Zukunft aussehen könnte. Der KI-generierte Teil erscheint mit grünem Hintergrund über den weiterführenden Links zu den Quellen.

Ob Google oder bald wohl auch Chat GPT: Der Wettlauf in der KI-Welt ist im vollen Gang, die Firmen versuchen, weitere Geschäftsmodelle zu erschliessen. Die Frage ist, wie lange wir noch «googlen» werden oder ob wir bald die Antworten von Chat GPT wissen wollen.

Olivia Ruffiner
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