Nach Drohung in Richtung Apple: Könnte Elon Musk mit einem Tesla-Smartphone das iPhone herausfordern?

Letzte Woche erklärte Elon Musk Apple den «Krieg». Der US-Technologieriese soll angeblich gedroht haben, Twitter aus seinem App-Store zu entfernen. Das stiess Musk sauer auf, weswegen er zum verbalen Zweihänder griff. Mittlerweile hat der exzentrische Twitter-Eigentümer und Tesla-Gründer das Kriegsbeil mit Apple begraben. Dennoch steht weiterhin Musks Drohung im Raum, ein eigenes Smartphone zu entwickeln, sollten Apple und Google sich dazu entscheiden, Twitter aus ihrem jeweiligen App-Store zu entfernen. In einem Tweet als Antwort auf einen entsprechenden Vorschlag der konservativen US-Podcasterin Liz Wheeler schrieb Musk, er hoffe natürlich, dass es nicht so weit komme, aber wenn es keine andere Möglichkeit gebe, werde er dies tun. Bei diesem Schachzug könnte es sich um reine Provokation von Musk handeln. Aber wer weiss das schon so genau bei Musk. Dem launischen Unternehmer, dem es nicht an innovativen Ideen mangelt, ist durchaus zuzutrauen, dass er ein derartiges Riesenprojekt in Angriff nimmt. Wie also stehen die Chancen von Musk auf Erfolg mit einem alternativen Smartphone? Eine Analyse: 1. Apple und Google dominieren den Betriebssystem-Markt Für den Erfolg eines Smartphones sind nicht nur Hardware-Komponenten wie Batterie, Bildschirm oder Halbleiter entscheidend, ausschlaggebend ist vor allem das Betriebssystem. Dieses ist die Schnittstelle zwischen den technischen Fähigkeiten des Geräts und den Anwendungen. Es ist sozusagen das Schmiermittel, damit wir die vielen nützlichen Apps überhaupt brauchen können. Nun ist es so, dass Apple und Google auf duopolistische Weise den gesamten Markt für Smartphone-Betriebssysteme beherrschen. Apples iOS kommt in allen iPhone-Modellen zum Einsatz, während Android von Google für beinahe alle anderen Geräte verwendet wird. Es hat bisher mehr als ein Dutzend Versuche gegeben, dieses Duopol zu durchbrechen – jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. 2010 versuchte es Samsung mit seinem Betriebssystem Bada, das die Südkoreaner aber nie vollständig auf ihren Geräten einsetzten. Blackberry brachte 1999 ein OS auf den Markt, hatte aber wie andere ehemalige Branchenführer die Smartphone-Revolution verschlafen. Und Microsoft wollte 2007 Windows für Smartphones etablieren, jedoch verzichteten viele Entwickler darauf, ihre Anwendungen an das Microsoft-Betriebssystem anzupassen. Zwar sind alternative Betriebssysteme für Smartphones auf dem Vormarsch, die Marktmacht von Apple und Google ist aber ungebrochen. 2. Konzentration im Smartphone-Markt Wenig Wettbewerb besteht auch auf dem globalen Smartphone-Markt. Laut aktuellen Daten vom vergangenen Oktober verfügt Apple über einen Marktanteil von 27,5 Prozent, knapp hinter Samsung mit 28,3 Prozent. An dritter Position folgt der chinesische Hersteller Xiaomi mit 13,0 Prozent. Apple und Samsung dominieren die Branche seit 2013, als die beiden Giganten die um die Jahrtausendwende äusserst beliebte finnische Telefonmarke Nokia in die Hardware-Irrelevanz schickten. Seitdem lösen sich Apple und Samsung regelmässig an der Spitze ab. Über viele Jahre waren die Südkoreaner leicht vorne, bis der Tech-Konzern aus dem Silicon Valley im Oktober 2021 zur Überholung ansetzte. Im vergangenen Jahr eroberte Samsung Platz eins wieder zurück, gab die Führung aber nach wenigen Monaten wieder ab, um gleich darauf wieder die Krone für sich zu beanspruchen. Apple agiert dabei deutlich erfolgreicher, wenn es darum geht, die Marktmacht zu Geld zu machen. Das Unternehmen kann 40 Prozent der Einnahmen im Sektor und gar 75 Prozent der Gewinne für sich verbuchen. In einem Newsletter bilanziert John Plassard von der Genfer Banken- und Finanzgruppe Mirabaud daraus, dass das hypothetische Erscheinen eines Tesla-Telefons einen «Wendepunkt für die Smartphone-Industrie» bedeuten könnte. Der Branche mangle es an Innovationen und neuen Funktionen, um neue Nutzer anzuziehen. 3. Hohe Margen liegen drin Die zwei Duopolisten streichen mit ihren intelligenten Handys hohe Margen ein. Das lässt sich exemplarisch an je einem Smartphone-Modell von Apple und Samsung aufzeigen. Laut den neuesten verfügbaren Daten auf dem Portal «Apple Scoop» belaufen sich die gesamten Herstellungskosten eines iPhone 13 Pro auf 570 Dollar. Wobei die Gesamtkosten zurzeit steigen, weil unter anderem die Knappheit an Chips die Komponentenkosten der neuen iPhones in die Höhe treibt. Dennoch streicht Apple bei einem Verkaufspreis von 1099 Dollar eine Profitmarge von 48 Prozent ein. Auf einen noch höheren Wert kommt Samsung laut «Apple Scoop» mit dem Samsung Galaxy S21+ mit 256 GB Speicherplatz. Bei geschätzten Herstellungskosten von 508 Dollar und dem unverbindlichen Preisvorschlag auf der Samsung-Website von 1050 Dollar resultiert eine Marge von 51,6 Prozent. Das Geschäft mit Smartphones ist also ein sehr lukratives. Sollte Musk es hinkriegen, ein Tesla-Phone auf dem Markt zu etablieren, winken ihm schöne Profite, sobald er sein Produkt etabliert hat, aber das ist die wahre Knacknuss. 4. Amazon als warnendes Beispiel Wie schwierig es ist, eine iPhone-Alternative nachhaltig zu positionieren, zeigt das Beispiel von Amazon. Das Amazon Fire Phone kam 2014 auf den Markt. Der US-Online-Versandhändler hatte vor, die Giganten Apple und Samsung herauszufordern. Das Problem: Niemand wollte das «Fire» haben, stattdessen wurde es zu einem grossen Misserfolg. «Aus dem Smartphone-Debakel von Amazon kann man viel lernen», schreibt Mirabaud im Newsletter – als kleinen Wink in Richtung Elon Musk. Es sei der fehlgeschlagene Versuch gewesen, ein Smartphone als «cool und innovativ» statt «billig und praktisch» zu etablieren. Nur schreckte der hohe Preis die preissensitive Amazon-Kundschaft ab. Das Ergebnis: Amazon fuhr mit dem Unterfangen einen Verlust von 170 Millionen Dollar ein und blieb auf Geräten im Wert von 83 Millionen Dollar sitzen. Amazon überschätzte die Synergien zwischen dem Online-Handel und dem eigenen Handy. So übersah der Konzern den Verbrauchertrend, dass ein grosser Teil der Kundschaft lieber vom Desktop als vom Smartphone aus online einkauft. Zudem wurde dem Unternehmen zum Verhängnis, dass Entwickler von Anwendungen lieber weiterhin Apps für die bestehenden Betriebssysteme umsetzten als für das Fire Phone. 5. Synergien mit anderen Musk-Firmen Bisher hat sich Musk zu Details für sein Tesla-Telefon bedeckt gehalten. Über den Namen wird aber bereits gemunkelt: Model Pi. Mehrere Analysten gehen davon aus, dass ein erstes Smartphone frühestens Ende 2023 oder Anfang 2024 auf den Markt gelangen könnte. Verschiedene «Was wäre, wenn»-Szenarien loten zudem Musks Firmengeflecht für Synergien aus. Sie beschreiben Starlink als ideales Netzwerk für ein mögliches Model-Pi-Phone. Das von Musks Unternehmen SpaceX entwickelte Satellitennetzwerk könnte eine zuverlässige Internetverbindung garantieren. Gewisse Berichte gehen gar davon aus, dass das Tesla-Phone dank Starlink selbst auf dem Mars funktionieren würde. Gemäss Branchenexperten wäre das Smartphone mit Tesla-Fahrzeugen kompatibel. Es würde den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, verschiedene Fahrzeugfunktionen auszuführen – etwa das Auto zu öffnen und zu schliessen sowie die Innentemperatur zu steuern. Das neue Tesla-Handy könnte auch Neuralink unterstützen. Das 2016 von Musk mitgegründete Unternehmen arbeitet daran, mittels implantierter Chips die Gedanken von Nutzenden in Handlungen umzusetzen. Nach Angaben des Unternehmens soll die Technologie gelähmten Menschen ermöglichen, ein Smartphone zu bedienen – sogar schneller als eine Person, die ihre Finger benutzt. In das Model Pi könnte auch die Tesla-Technologie Powerwall eingebaut werden. Das Batterie-Backup-System speichert Solarenergie für Notsituationen wie etwa einen nächtlichen Stromausfall – oder künftig bei einem Tesla-Handy mit fast aufgebrauchtem Akku. 6. Fazit: Ein Weg voller Fallstricke Ein Tesla-Smartphone hätte das Potenzial, die Branche aufzurütteln. Der Weg dahin ist aber steinig, und der Erfolg alles andere als garantiert. Gerade für eine Person wie Elon Musk gilt jedoch: Man sollte niemals nie sagen.

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So konkurrenzfähig wäre ein Tesla-Handy