Normalerweise versteht man unter mechanischem Sex nichts Positives. Doch in der Welt der Uhren ist dies durchaus als Kompliment zu werten. Denn die Technologie, mit der die Körperbewegungen dargestellt werden, ist hochkomplex und bei Uhrensammlern entsprechend begehrt.

Uhren mit Automatenfiguren gehören zu den interessanten Komplikationen der Uhrmacherei. Diese tauchten als Taschenuhren im 17. Jahrhundert erstmals auf und waren oft erotischen Themen gewidmet. Die Kirche schaute dem Treiben in Miniaturform damals nicht tatenlos zu. So wurde in der Schweiz die Produktion erotischer Uhren im 19. Jahrhundert auf Betreiben der kirchlichen Behörden verboten und sogar die bereits existierenden Stücke beschlagnahmt.

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Renaissance bei Blancpain

Der Faszination der portablen Männerfantasien taten diese Probleme indes keinen Abbruch – im Gegenteil. Weil die Nachfrage nach der heissen Ware nie abriss, hat das Segment der erotischen Uhren überlebt. Auch Luxusmarken sind heute wieder in dem Gebiet tätig. So etwa Blancpain, die älteste existierende Uhrenmarke der Welt. Die Waadtländer Swatch-Tochter hat sich dem Fortbestand der traditionellen Uhrmacherkunst verschrieben – und damit auch den erotischen Automatenfiguren.

1993 holte Blancpain die fast vergessene Komplikation mit dem Kaliber 332 wieder ans Tageslicht. «Als echte uhrmacherische Meisterleistung kombiniert sie erotische oder andere animierte Figuren mit dem filigranen Mechanismus des berühmten Minutenrepetierwerks von Blancpain», so die Firma in ihrem Katalog. Rund 450'000 Franken soll ein solches Einzelstück kosten.

So funktionieren die erotischen Uhren von Blancpain:

 

Who is who der Luxushersteller

Beim Auktionshaus Antiquorum wurden schon hunderte Uhren mit erotischen Motiven versteigert. Unter den Herstellern sind grosse Namen wie Breguet, Bovet, Corum, Reuge, Ulysse Nardin und eben Blancpain zu finden.

Blancpain stellt pro Jahr etwa zwölf Stück der sündigen Uhren her. Bevor die Stücke bei Sammlern in Europa, China oder den USA landen, werden sie in aufwendiger Handarbeit graviert und zusammengebaut:

 

Doch wer erotische Inhalte am Handgelenk tragen will, muss nicht gleich ein Multimillionär sein. Für gut 6000 Franken gibt es bei Perrelet eine Erotikuhr mit Motiven im japanischen Hentai-Stil. Unter zwölf Schaufeln des Turbinenrads sind die Bilder zunächst nur in Fragmenten sichtbar. Enthüllt werden sie erst, wenn das Rad mit hoher Geschwindigkeit gedreht wird.

Ganz so freizügig wie auf den historischen Uhren und den aktuellen Modellen der Luxushersteller geht es bei Perrelet aber nicht zu. Die «echten» Erotikuhren bleiben damit auf ein ganz kleines aber dafür umso wohlhabenderes Kundensegment von Sammlern beschränkt.

Die Motive bei Perrelet: