Aebi ist Kult. Aebi, das sind knallrote Traktoren, die jedem Kind nach den Ferien auf dem Bauernhof ewig in Erinnerung bleiben. Wobei, da korrigiert Ulrich Meyer, Chef der Burgdorfer Maschinenfabrik sofort: Aebi bietet weit mehr als nur Traktoren, sondern Zugmaschinen aller Art, vom Transporter mit Ladebrücke bis zum Einachser wie Schneefräsen. Aushängeschild von Aebi ist der Terratrac, der wie kaum ein anderes Gefährt für robuste Landmaschinen steht.

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Display, Joystick, Lärmdämmung mit einem herkömmlichen Traktor, so wie ihn sich der Laie gemeinhin vorstellt, haben die modernen Mehrzweckmaschinen des Typs Terratrac reichlich wenig gemein. Dank tiefem Schwerpunkt und vier gleich grossen Rädern sind sie wie geschaffen für schwer zugängliches und unwegsames Gelände. Ausgestattet mit den entsprechenden Gerätschaften, mähen, rechen oder pflügen sich die Maschinen durch die Landschaft. Die Evolution allerdings lässt den Terratrac, der in einer Stückzahl von rund 500 pro Jahr hergestellt wird, immer mehr in urbane und von Freizeitaktivitäten geprägte Territorien vordringen. «Wir vollführen sozusagen den Spagat zwischen Acker und Golfplatz», bemerkt Ulrich Meyer.

Denn aufgrund seines relativ geringen Eigengewichtes erzielt das Aebi-Aushängeschild selbst auf sensibelstem englischem Rasen mehr Nutzen, als dass es Schaden anrichten würde. Allerdings, der Traum von Bauer und Greenkeeper hat seinen Preis: Unter 60000 Fr. gibts den Terratrac nicht. Je nach Ausführung können es auch über 100000 Fr. sein. Dafür sitzt man dann aber auch am Steuer eines Stücks Schweizer Maschinengeschichte.

Für Sportplatz und Autobahn

Dieses Image, das der Terratrac dem Unternehmen gibt, spricht zwar für solides Unternehmertum und Tradition. Doch es lässt bei Aebi-Chef Ulrich Meyer und seinen Mitarbeitern nur bedingt Freude aufkommen. Denn die Zeiten, als der Betrieb der heute über drei Tochterfirmen und fünf internationale Vertriebsstandorte verfügt ausschliesslich den Landwirtschaftssektor beliefert hat, sind längst vorbei: Eine wachsende Zahl von Transportern und Arbeitsgeräten nimmt der öffentliche Dienst ab. Bereits jede zweite Maschine, die die Hallen des rund 120 Jahre alten Traditionsbetriebs und seiner Töchter verlässt, landet inzwischen nicht mehr auf Feldern und Äckern, sondern kommt beim Autobahnbau, auf Deichen, in Schneewällen und auf Sportplätzen zum Einsatz.

Der Grund für die vor einigen Jahren eingeläutete Diversifikation liegt auf der Hand. Die Strukturbereinigung in der Landwirtschaft zwingt manch einen Bauern, den Franken zweimal umzudrehen, bevor er ihn ausgibt. Das gilt auch, oder erst recht, in Bezug auf neue Maschinen. Kommt hinzu, dass die Markentreue auf Hof und Gut nicht mehr sakrosankt ist. «Einen Aebi kauft man nicht einen Aebi erbt man»; diese über Jahrzehnte hinweg gängige Maxime habe heutzutage keine Gültigkeit mehr, bemerkt Ulrich Meyer.

Der Landwirt von heute ist laut Meyer sehr gut informiert, vergleiche via Internet Angebote und entscheide sich dann für das eine oder andere Produkt. Welches Gefährt die Vorfahren mit Vorzug lenkten, spielt da kaum mehr eine Rolle. «Wie anderswo ist auch in unserer Branche meist der Preis ausschlaggebend», so Meyer. Und da Aebi unter den Anbietern im In- und Ausland nicht zu den billigsten gehört, muss ein entsprechender Mehrwert mitgeliefert werden. Qualität und Wirtschaftlichkeit sind zwei Argumente, die vom Branchenprimus deshalb gerne ins Feld geführt werden. Leistungsfähigkeit, Innovation und Langlebigkeit drei weitere.

Seinen Ursprung hat das nach wie vor in Familienbesitz stehende Unternehmen in einer von Johann-Ulrich Aebi 1883 gegründeten mechanischen Werkstätte, deren Sortiment vor allem Turbinen, Feuerspritzen, Säh- und Pferdezugmaschinen umfasste. Seinen ersten Erfolg verbuchte der Pionier und Firmenvater mit der vom Pferd gezogenen Mähmaschine «Helvetia».

Exporte bis nach Japan

Weitere wichtige Wegmarken in der Firmengeschichte bilden die Jahre 1950, 1964 und 1976, als nacheinander der erste Motormäher, der erste Transporter und schliesslich der erste Terratrac die Fertigungsstationen verliessen. Kontinuierlich hat sich der Maschinenbauer denn auch vom kleinen Industriebetrieb mit deutlich landwirtschaftlicher Ausrichtung zur regional verankerten Holding mit weit gefächertem Absatzsegment und internationalem Marktfokus entwickelt. Heute beschäftigt Aebi gegen 500 Personen, den Grossteil davon am Stammsitz in Burgdorf.

Rotgefärbte Land- und Kommunalmaschinen von Aebi verkehren immer mehr auch im benachbarten Ausland, unter anderem in Deutschland, Frankreich und Italien; selbst in Japan, Australien oder in den USA vertrauen Landwirte und Gemeindearbeiter immer öfter auf die motorisierten Arbeitstiere made in Switzerland.

Eine Entwicklung, die den Aebi-Chef, was die Zukunft angeht, positiv stimmt. Liegt der Exportanteil momentan bei 50%, so soll dieser laut Meyer in den nächsten drei Jahren auf 70% ausgebaut werden. Den inländischen Markt schätzt der CEO als zu klein und zu statisch ein, als dass das Unternehmen hier allein neues Wachstum generieren könnte.



Firmen-Profil

Name: Aebi Holding AG, Burgdorf BE

Gründung: 1883 durch Johann-Ulrich Aebi

Umsatz: 105 Mio Fr.

Beschäftigte: 480

CEO: Ulrich Meyer

Produkte: Maschinen und Geräte

Kunden: Landwirtschaft und öffentlicher Dienst (Grünflächenpflege, Winterdienst)

Internet: www.aebi.com