Der schöne Glanz eines polierten Goldbarrens trügt. Denn dahinter steckt viel Drecksarbeit. Und häufig ist die Förderung des Edelmetalls von sozialen Missständen und Umweltverschmutzung begleitet.

Immerhin bemüht sich die Branche um ein besseres Image und versucht zunehmend, Gold aus möglichst unbedenklichen Quellen anzubieten, inklusive Herkunftsnachweis. Es gibt verschiedene Labels und internationale Standards, etwa «Green Gold» für rückverfolgbares Gold aus Grossminen in Industrieländern, oder «Fairtrade-Gold», das Label der Max-Havelaar-Stiftung für Gold von ausgewählten Kleinminen.

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Kaum Informationen über Lieferanten

Doch besonders was Gold aus Minen in Afrika anbelangt, mangelt es nach wie vor an Transparenz. Zu diesem Schluss gelangt das Entwicklungs-NGO Swissaid in einer Studie über die Geschäftsbeziehungen der Schmelzen zu den industriellen Minen auf dem afrikanischen Kontinent. Eine Mehrheit der Raffinieren verweigere Informationen dazu, heisst es darin. Sie rechtfertigten dies mit der Vertraulichkeit ihrer Verträge und dem starken Wettbewerb im Goldsektor.

Doch Swissaid weist auf Widersprüche in der Argumentation hin und sieht den wahren Grund für das Schweigen woanders: «Wir kommen zum Schluss, dass die Probleme in den Minen eigentlich die beste Erklärung dafür sind, weshalb die Raffinerien versuchen, die Vertraulichkeit ihrer Handelsbeziehungen zu schützen», sagt Yvan Schulz, Mitautor der Studie.

Swissaid fand schwerwiegende Mängel bei der Mehrheit der 125 identifizierten Industriegoldminen in Afrika, insbesondere bezüglich Verletzung der Menschenrechte und Umweltzerstörung.

Kritik an MKS Pamp, Argor-Heraeus und Valcambi

Aus Schweizer Sicht besonders brisant: Auch die hier ansässigen Raffinerien, die von der London Bullion Market Association (LBMA) als Good-Delivery-Hersteller zertifiziert sind, geben zum Teil nur spärlich Auskunft über ihre Zulieferer in Afrika.

Unter den Schweizer Raffinerien seien nur die neuenburgische Metalor und die PX Precinox aus La Chaux-de-Fonds transparent bezüglich ihrer Handelsbeziehungen gewesen, sagt Marc Ummel, Mitverfasser der Studie. «Sie waren auch offen dafür, mit uns über die Probleme in den Minen und die Ausübung der Sorgfaltspflicht diesbezüglich zu diskutieren.»

Im Gegensatz dazu hätten sich MKS Pamp und Argor-Heraeus geweigert, sich zu diesen Themen zu äussern, selbst als Swissaid sie mit öffentlich zugänglichen Informationen dazu konfrontierte. Die Raffinerie Argor-Heraeus aus Mendrisio gab an, dass nur 1 Prozent des verarbeiteten Goldes aus Afrika stamme. MMTC Pamp, die Filiale von MKS Pamp in Indien, bestätigte lediglich, dass kein Gold aus Liberia oder Senegal kommt. Weder MKS Pamp noch Argor-Heraeus waren am Donnerstag für eine Stellungnahme verfügbar.

Tessiner Schmelzer kommuniziert lieber «vorsichtig»

Auch die Tessiner Schmelzerei Valcambi, die seit 2015 im Besitz der indischen Firma Rajesh Exports ist, legte dem NGO ihre Verbindungen zur afrikanischen Minen nicht offen. Sie beruft sich dabei auf die Vertraulichkeitsverpflichtungen gegenüber den Kunden. 

Zudem liegt Valcambi mit der Swissaid im Streit. In einem Bericht über den Goldhandel zwischen Dubai und der Schweiz zeigte Swissaid auf, das Valcambi Gold aus zweifelhaften Quellen bezogen hat. Daraufhin reichte Valcambi 2020 bei der Schlichtungsbehörde eine Zivilklage gegen das NGO ein und stellte bei der Staatsanwaltschaft einen Strafantrag wegen unlauteren Wettbewerbs aufgrund falscher Tatsachenbehauptungen.

«Aufgrund der Tatsache, dass wir mit Swissaid in Gerichtsverfahren sind und uns die Untersuchungsmethoden des NGO bekannt sind, kommunizieren wir lieber etwas vorsichtiger, um falsche Spekulationen zu vermeiden», schreibt Valcambi auf Anfrage der «Handelszeitung».  

Swissaid hat in der Recherche vier afrikanische Minen gefunden, die Valcambi beliefert haben, geht aber davon aus, dass mittlerweile nur noch eine dieser vier Beziehungen besteht. 

Dennoch sieht das NGO grossen Handlungsbedarf, auch in der gesamten Branche. Mehr Transparenz sei zwingend, «um die Verantwortung der Akteure im Goldsektor zu stärken und sie zu ermutigen, die notwendigen Schritte zur Bekämpfung dieser Probleme zu unternehmen».

Pflicht zur Transparenz gefordert

Deshalb fordert das NGO, dass die Raffinerien durch nationale Gesetze und Industriestandards dazu verpflichtet werden, die Namen aller Minen, von denen sie Gold beziehen, offenzulegen.

Eine Empfehlung richtet sich an die Schweizer Behörden und betrifft das Edelmetallkontrollgesetz, das dieses Jahr im Parlament diskutiert werden soll. «Dieses Gesetz sollte an den OECD-Leitfaden zur Sorgfaltspflicht für verantwortungsvolle Lieferketten von Mineralien aus Konflikt- oder Hochrisikogebieten angepasst werden», fordert Ummel.

Dies bedeutet, dass die in der Schweiz vertretenen Raffinerien einer obligatorischen Sorgfaltspflicht in Bezug auf die Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes unterliegen müssten.

 

Ergebnisse der Studie

Die Swissaid-Studie mit dem Titel «Out of the Shadows» enthüllt nach Angaben der Autoren fast alle Geschäftsbeziehungen zwischen 116 industriellen Goldminen in Afrika und 16 Raffinerien weltweit im Zeitraum von 2015 bis 2023. 79 Prozent dieser Geschäftsbeziehungen betreffen Raffinerien in der Schweiz, in Südafrika und in geringerem Masse in Indien. Dies lasse darauf schliessen, dass das afrikanische Gold aus industriellen Minen hauptsächlich in diesen drei Ländern raffiniert wird. Im Einzelnen betreffen 96 der 142 aufgelisteten Beziehungen die südafrikanische Rand Refinery, die schweizerische Metalor und die beiden Raffinerien der MKS PAMP Group mit Sitz in der Schweiz und in Indien. Fast alle untersuchten Raffinerien erfüllen die Standards der London Bullion Market Association (LBMA) und verfügen über das entsprechende Zertifikat. Während die Mehrheit der Minen ihre Geschäftsbeziehungen offenlegt, verweigern die meisten Raffinerien Informationen dazu mit Verweis auf das Geschäftsgeheimnis.

rop
Peter RohnerMehr erfahren