Eigentlich müsste Philippe Bruggisser (55) längst wieder in der Luft sein. Die zwei Firmen in Zug, die eigens für die Bruggisser-Air gegründet worden sind - Transconnex und Transpax -, werden schon bald ein Jahr alt. Bruggisser hat sich auch schon längst den Namen «Euroblue» für seine Airline registrieren lassen. Das Konzept liegt ebenfalls seit Monaten schriftlich vor: Es soll eine «qualitativ hochstehende Low-Cost-Airline» im Europaverkehr entstehen. Ein Insider erklärt den Spagat, den ja selbst die Swiss versucht, so: «Euroblue wil kein Mercedes sein, aber der VW Golf ist ja auch ein überzeugendes Auto.» Sowohl Business-Reisende als auch Touristen sollen das Zielpublikum sein, das an Destinationen quer über Europa geflogen wird. Der Start würde mit zwei Airbus-Flugzeugen erfolgen, ein erster Zwischenhalt wäre bei sieben Fliegern geplant, doch könnten es später durchaus mehr werden.

*Bisher nur warme Luft*

Doch Philippe Bruggisser und seine neue Airline heben noch lange nicht ab. Bisher hat der Ex-SAirGroup-CEO erst warme Luft erzeugt. «Wir haben noch nicht einmal ein Konzessionsgesuch erhalten», bestätigt Célestine Perissinotto, die Sprecherin des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL). Bis zur Bewilligung würden anschliessend noch mindestens weitere Monate verstreichen.

Die Umgebung von Bruggisser gibt schon fast verzweifelt Durchhalteparolen aus: «Stimmt, die Airline ist noch nicht gegründet worden. Das Projekt ist aber nicht etwa tot, sondern durchaus lebendig, nur einfach sistiert», erklärt ein enger Vertrauter Brugissers, der jedoch nicht genannt sein will. Es sei «noch ein paar Wochen zu früh», um konkrete Details dieser neuen Schweizer Fluggesellschaft zu verraten: «Wir künden nicht gerne an, wir informieren lieber, wenn es etwas zu sagen gibt.»

*Geldsuche, mit Hochdruck*

Was der Insider jedoch bestätigt: Es fehlt am Geld. Brugisser suche weiterhin Investoren, «und zwar mit Hochdruck». Als mögliche Geldgeber seien jedoch nicht etwa reiche Ölscheichs an der Angel, wie verschiedene Medien berichtet hatten, sondern Partner aus der EU. Schliesslich müssten gemäss bilateralen Verträgen der Schweiz mit der EU mindestens 51% des Kapitals einer schweizerischen Fluggesellschaft aus diesem Raum stammen.

Keine Rede kann davon sein, dass der bei der SAir gescheiterte Bruggisser von Investoren bereits 100 Mio. Fr. zugesichert hat, wie die «SonntagsZeitung» behauptete. Beobachtern fällt im Gegenteil auf, dass seine Flugfirmen auffällig schmal dotiert sind - die Transpax nur mit 100000 Fr. Aktienkapital, während bei der Transconnex im März wenigstens eine Verdoppelung auf 200000 Fr. stattfand.

*Suter wartet auf Konzession*

Immerhin 3 Mio Fr. hat die Hello AG als Eigenkapital im Handelsregister eingetragen. Hinter dieser Firma stehen der frühere Crossair-Gründer Moritz Suter (60) als Verwaltungsratspräsident und Markus Seiler (ex TEA Switzerland, ex Swisswings) als Geschäftsleiter. Charter-Pionier Suter hatte im März verlauten lassen, er wolle bereits am 1. Juli 2004 mit der Charter-Airline «Hello» den Betrieb ex Basel und Zürich aufnehmen und klassische Mittelmeer-Feriendestinationen, allenfalls auch den Balkan, anfliegen. Suter hat in den USA einen Lease-Vertrag für eine 168-plätzige MD-90 abgeschlossen, bis Ende Jahr sollen zwei weitere dieser Flugzeuge hinzukommen. Mit dabei in der fünfköpfigen Hello-Geschäftsleitung ist auch Hugo Wermelinger, der bereits bei Crossair und bis vor kurzem auch bei Swiss das Charter-Geschäft geleitet hatte.

«Hello» scheint tatsächlich auf gutem Weg. Ein Business-Plan und ein Kapitalnachweis über 4 Mio Fr. sind beim Bundesamt für Zivilluftfahrt eingereicht worden. In einem zweiten Schritt wurde Mitte April auch das Gesuch um die Betriebsbewilligung gestellt. «Wenn alle Dokumente gut und vollständig sind, dauert es in der Regel 30 bis 60 Tage, bis die Konzession erteilt ist», erklärt BAZL-Sprecherin Perissinotto. Ob es bis zum 1. Juli reicht? Das sei «völlig offen». Bei der Airline «Flybaboo» des Genfers Julian Cook zum Beispiel, die letzte Woche die Konzession erhalten hat und ab Genf nach Lugano und Venedig fliegt, dauerte das Bewilligungsverfahren fast ein Jahr.

*Noch ein paar Gesuche*

Dass Suter mit «Hello» vielleicht bald schon startet, ist an sich schon bemerkenswert. Ein erstes «Hello»-Konzessionsgesuch für die Strecke Genf-Lugano hatte er letzten Oktober zurückziehen müssen. Auch andere Möchtegerne der helvetischen Luftfahrt flogen nicht weit: Air Switzerland des Liechtensteiners Mario Ritter, Swiss Express oder Ticinojet kamen nie vom Boden. Einzige Ausnahme ist die Günstig-Gesellschaft Helvetic Airways, die im November 2003 abhob und nun schon 14 europäische Destinationen anfliegt.

Beliebt ist der helvetische Luftraum auch weiterhin. Es seien «noch ein paar Gesuche» um Konzessionen hängig, heisst es im BAZL. So etwa von Darwin Air, die ab Lugano Genf und Europa anpeilt. Sie will sich vor Bruggisser in den Überlebenskampf stürzen.

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