Airlines stimmen Kunden auf steigende Ticketpreise ein

Wenn Fluggesellschaften ihre Kundschaft in den vergangenen zwei Jahren zum Reisen ermuntern wollten, kam schnell wieder eine Corona-Variante dazwischen: Reisebeschränkungen und sinkende Buchungszahlen inklusive. Die Rückkehr zur alten Normalität zieht sich immer noch hin, auch wenn im Sommer 2021 das Fluggeschäft einen Sprung nach oben gemacht hat. Nun deutet sich an, dass viele Corona-Regeln fallen könnten, der Flugverkehr dürfte also mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder zulegen. Doch was machen die Preise? Manche Airline-Chefs stimmen ihre Kundschaft schon darauf ein, dass sie mehr fürs Fliegen zahlen werden. Und das, nachdem viele Passagiere in den vergangenen Wochen oftmals gefrustet waren wegen stornierter Flüge, fehlenden Personals oder Wetter-Chaos. Kerosin teurer, Gebühren legen zu«Ich würde die Prognose wagen, dass die Preise steigen», sagte Eurowings-Chef Jens Bischof laut der Nachrichtenagentur Reuters. Nicht nur das Kerosin sei teurer geworden, auch Gebühren an den Flughäfen und von der Flugsicherung seien gestiegen. Nach den Pandemieverlusten versuche die Aviatikbranche, wieder gesund zu wirtschaften. Ähnliches ist bei Ryanair zu hören, der Billigflieger setzt auf höhere Ticketpreise im Sommer. Viele Konkurrenten hätten ihr Angebot verringert, daher könnte es Aufwärtsdruck auf die Preise geben, sagte Finanzchef Neil Sorahan laut Reuters. Aber: Sicher sei das noch nicht. Klar ist: Corona hat das Fliegen schon längst verteuert. Der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) rechnet vor, dass aufgrund des sinkenden Angebots der Fluggesellschaften innereuropäische Flüge im vergangenen Jahr gut einen Fünftel teurer geworden sind. Dabei hatte sich der Europa-Flugverkehr in jüngster Zeit stärker erholen können als etwa Routen auf der Langstrecke. Viele Länder haben immer noch zum Teil sehr strenge Einreiseregeln, sodass viele Langstrecken-Ziele noch gar nicht oder nur wenig aus Europa angeflogen werden. Swiss erwartet steigende PreiseUnd was sagt die Swiss zum Preisausblick? Das sei eine Frage von Angebot und Nachfrage, so eine Swiss-Sprecherin, aber «wir gehen davon aus, dass die Preise mittelfristig wieder steigen werden, insbesondere auch in Abhängigkeit davon, wie schnell sich die Nachfrage insgesamt wieder erholt». Beim Ferienflieger Edelweiss heisst es: «Unsere Ticketpreise bewegen sich auf Vorjahresniveau, sind jedoch von Angebot und Nachfrage abhängig.»Tipps für Reisende Fliegen in Corona-Zeiten bereitet oftmals wenig Freude, zumal es dauernd wechselnde Reiseregeln gibt.Hier einige Ratschläge für Kundinnen und Kunden: Frühzeitig mit der Planung beginnen. Je früher man bucht, desto eher lassen sich in der Regel günstigere Tickets finden. Preissuchmaschinen im Netz nutzen, um Preise und Flugtermine zu vergleichen. Genau die Reiseregeln je nach Reiseland bzw. Airline prüfen. Sie können sich auch kurzfristig noch ändern. Ausreichend Zeit am Flughafen einplanen. Dokumente-Prüfungen dauern zum Teil sehr lange. Vor Corona hatten sich Airlines einen heftigen Preiskampf geliefert, manche Anbieter mussten den Markt verlassen. Das Angebot für Passagiere war allerdings recht hoch, mit der Chance, oftmals auch tiefe Preise ergattern zu können. Dann kam der Corona-Schock, viele Airlines überlebten nur mit Staatshilfen, sehr viele Airline-Mitarbeitende verloren ihre Jobs. Schrumpfen war und ist immer noch angesagt. Bei Helvetic Airways ist aber wieder von Preiskampf die Rede: «Sowohl das Pauschalreisegeschäft (Charter) als auch die Linienverbindungen stehen unter einem starken Preis- und Konkurrenzdruck», so ein Helvetic-Sprecher. «Daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert. Letztlich bestimmt der Markt den Preis und wir gehen nicht davon aus, dass sich die Preisstruktur in der Aviatik kurzfristig gross ändern wird beziehungsweise dass sich die Preise merklich erhöhen werden. Im Gegenteil, wir erwarten einen harten Preiskampf in diesem Sommer.» Allerdings gebe es Faktoren, die längerfristig für höhere Preise sprechen würden: «Zum Beispiel müssen die Fluggesellschaften die angehäuften Schulden zurückzahlen und in neue Flugzeuge investieren. Das wird nur möglich sein, wenn genügend Erträge erwirtschaftet werden.» Zudem werde «der flächendeckende Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF) zu einer Preissteigerung führen, da es teurer als herkömmliches Kerosin ist», so der Helvetic-Sprecher. Die verfügbaren Mengen seien heute noch marginal und würden kurzfristig noch keinen bleibenden Einfluss auf die Preise haben. Hoffnung auf Ostern und SommerJürg Müller, Schweiz-Chef der Golf-Airline Emirates sowie Präsident des Board of Airline Representatives in Switzerland (BAR), sagt: «Die Nachfrage und das Kapazitätsangebot werden auch in den nächsten Monaten hauptsächlich von offenen Grenzen, akzeptablen gesundheitlichen Hürden und dementsprechend einer steigenden Zuversicht der Reisenden abhängig sein.» Die Perspektiven seien diesbezüglich vielversprechend, «weil die Schweiz das Testregime für die Rück- und Einreise kürzlich wieder abgeschafft hat». Damit sei eine baldige Rückkehr zur Normalität für europäische Destinationen durchaus realistisch, «während der Zeithorizont zum Beispiel für Asien ein wesentlich längerer sein wird». Derweil bauen viele Airlines ihr Angebot aus. Ab Ostern, so ihre Hoffnung, und vor allem mit Blick auf den Sommer sollte das Geschäft anziehen. Was hilft: Ein Grossteil der Menschen ist geimpft, Reisebeschränkungen fallen. Bis dahin müssen die Fluggesellschaften allerdings wieder die eigenen Reihen füllen. In der Krise hatten sie in grossem Stil Mitarbeitende entlassen. Nun schalten sie wieder Stellenanzeigen und suchen Personal – auch wenn viele, die bisher in der Branche tätig waren, sich jobmässig nun anders orientieren.