Fast im Gleichschritt mit der Kursentwicklung an den Börsen schwankt auch die Aktienstreuung. Als das Swiss Banking Institute der Universität Zürich im Herbst 2000 erstmals auf breiter Basis die Zahl der Aktionäre in der Schweiz ermittelte, strebte der Aktienindex seinem Höhepunkt zu. Prompt wurden damals 1,66 Mio Personen ermittelt, die Aktien besassen. Mittlerweile hat sich das Klima an den Finanzmärkten abgekühlt. Knapp 400000 Aktionäre haben sich nach teils massiven Kursverlusten von Risikopapieren verabschiedet. Mit rund 1,3 Mio Aktionären platziert sich die Schweiz aber weiterhin im Spitzenfeld jener Nationen mit einem hohen Aktienbesitz. Jeder vierte Schweizer besitzt direkt oder indirekt Aktien;zwei Jahre zuvor war es noch jeder dritte. Der Stimmungsumschwung in der Bevölkerung hat dem «Volkskapitalismus» vorderhand jeden Reiz genommen. Trotzdem gibt sich der Direktor des Swiss Banking Institute, Rudolf Volkart, zur künftigen Verbreitung der Aktie «moderat optimistisch».

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Die Flucht der Kleinanleger

Die Absetzbewegung aus den Aktien lässt sich auf allen Einkommensstufen beobachten (siehe Grafik). In der untersten Kategorie, mit einem Monatslohn zwischen 3000 Fr. bis 4500 Fr., hat sich die Aktienstreuung jedoch halbiert, während im obersten Einkommenssegment (15000 bis 20000 Fr.) der Anteil der Aktienbesitzer lediglich von 78% auf 65% zurückging. In den einzelnen Depots wurden die Aktienbestände über die letzten zwei Jahre hinweg von 29,6% auf 21,8% reduziert, und bei den Anlagefonds sank der Anteil von 37,2% auf 32%. Während Geldmarktfonds und Obligationenfonds fast unverändert blieben, rutschten die reinen Aktienfonds im Portfolio um rund 5% auf knapp 17% nach unten. Die Anleger konzentrieren sich bei ihren Engagements vorab auf Schweizer Standardwerte (Blue Chips) und halten durchschnittlich Titel von drei verschiedenen Unternehmen.

Interessant ist ein Vergleich mit Deutschland, das mit dem Aufkommen des Neuen Marktes (New Economy) einen eigentlichen Aktienboom erlebte. Mittlerweile hat sich dieses Börsensegment, ähnlich wie in der Schweiz der SWX New Market, praktisch verabschiedet. Im nördlichen Nachbarland haben bedeutend mehr Anleger dem Aktienmarkt den Rücken zugekehrt (-24%) als in der Schweiz (-9%).Wo sich unser Land heute in einer internationalen Rangliste des Aktienbesitzes einordnet, lässt sich gemäss Studienleiter Teodoro Cocca nur schwerlich ermitteln. Im Vergleich zu Deutschland ist die Aktienquote bei uns aber weiterhin doppelt so hoch. Eine Studie aus den USA zeigt, dass sich dort das Aktienfieber im Vergleich zu Europa bedeutend weniger abgeschwächt hat. Die Amerikaner lagen vor zwei Jahren mit 26,1% noch deutlich hinter der Schweiz. Jetzt liegen sie fast gleichauf.