Alte iPhones und Macs bei Apple in Zahlung geben – das bringt oft Ärger

Am Montag hat Apple neue Macbooks vorgestellt. Unter dem Titel «Unleashed» liess der Tech-Riese neue Geräte von der Leine, die noch schneller und noch schöner sein sollen. Und noch teurer. Wer Höchstleistungen in seinem Mac haben will, der muss mehrere tausend Franken hinblättern. Für Sparfüchse bietet Apple deshalb ein sogenanntes Trade-in-Programm an. Trade-in ist Teil eines speziellen Umweltprogramms, das auf Kundenloyalität setzt: Wer ein gebrauchtes Apple-Gerät hat und ein neues kaufen möchte, der kann das Altgerät in Zahlung geben. Dabei wird der von Apple berechnete Gegenwert vom Preis für ein Neugerät abgezogen. Und Apple kann das Gerät wiederaufbereitet weiterverkaufen oder die Materialien des Altgerätes für seine Produktion recyceln. Das ist gut fürs Portemonnaie, gut für den Planeten. Und das Unternehmen verdient sich dabei eine grüne Nase. Nur in der Praxis hapert es gewaltig. In Online-Foren häufen sich die negativen Bewertungen über das Unternehmen Likewize (vormals Brightstar) – über jenes Unternehmen, das den Trade-in-Service im Auftrag von Apple abwickelt. In Kundenmails machen Konsumentinnen und Konsumenten ihrem Ärger Luft. Auf Trustpilot, einem der grössten Bewertungsportale im Internet, finden sich Hunderte Einträge wie «Totale Abzocke», «Gerät heil verschickt, jetzt wurde der Wert auf null runtergesetzt». Oder: «Macbook eingereicht, dann Wert neu auf null eingeschätzt worden. Ohne Möglichkeit auf Änderung, nach mehreren E-Mails.» Als der Kunde sein Gerät zurückhaben wollte, kam prompt die Antwort, der Trade sei bereits abgeschlossen. Likewize war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht erreichbar.Mehr zu Apple: Apple bringt wenig Neues – ausser ein Putztuch für 19 Dollar 10,4 Millionen GeräteApple bietet in fast all seinen Ländermärkten Rücknahmen und Recycling an. «Wir sammeln Geräte für die Wiederaufbereitung über eine Reihe von Programmen, darunter Apple-Trade-in und unser unternehmenseigenes Hardware-Recycling-Programm», schreibt Apple. Im Geschäftsjahr 2020 hatte der US-Konzern dadurch 39’000 Tonnen Elektroschrott recycelt und 10,4 Millionen Geräte generalüberholt und wieder in den Verkauf gebracht. Das Trade-in-Programm wird mittlerweile in 25 Ländern angeboten. Zu den Vorwürfen in den Kundenmails und Foren äussert sich das Unternehmen nicht. Auch in der Schweiz nimmt die US-Firma Likewize die Altgeräte in Zahlung und kümmert sich um die Abwicklung. Das Unternehmen mit Sitz in Dallas verfügt über Standorte weltweit und macht mit der Kommissionierung, Reparatur und Aufbereitung von gebrauchten Elektrogeräten rund 8 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Für eine Hotline hat es bislang trotzdem nicht gereicht. Wer als Konsumentin oder Konsument bei Likewize anruft, weil er sein Geld nicht bekommt oder weil er nicht versteht, warum das gut erhaltene Gerät plötzlich nichts mehr wert sein soll, der blitzt ab. Erst per Mail heisst es: «Für Schweizer Kunden haben wir keine Telefonnummer.» Das sorgt selbst bei Apple-Jüngern für rote Köpfe. In der vom US-Riesen kuratierten hauseigenen Community mit Direktlink zum Apple Store heisst es im DACH-Raum zum Apple-Trade-in vielfach: «Finger weg.» Und: Es sei ein Trauerspiel, dass Apple aus der Premiumklasse einen solchen Dienstleister im Programm habe. Das müsste Apple eigentlich zu denken geben. Vor allem in der Schweiz. Gilt doch das Land im Apple-Universum schon lange als Premiummarkt: 66 Prozent der hiesigen Apple-Kunden und -Kundinnen sind Besserverdienende. Knapp ein Viertel aller Mac-User betrachtet Apple-Computer als Statussymbol. Die Hälfte will stets das neueste Gerät haben. Ein Drittel aller Laptop-Nutzerinnen und -Nutzer in der Schweiz setzt auf ein Macbook. Und mit dem iPhone hält Apple hierzulande einen Marktanteil von 46 Prozent – das ist einer der höchsten Werte weltweit und klar Platz eins vor allen anderen Smartphone-Herstellern wie Samsung, Huawei oder Google. Kunden und Kundinnen im Kreis herumgeschicktWo so viele neue Apple-Geräte gekauft werden, da fallen auch viele alte an. Im Gebrauchtmarkt und für das Trade-in-Programm müsste in der Schweiz doch viel zu holen sein: viel Geld durch Wiederverkäufe, viele Rohstoffe aus entsorgten Altgeräten – und viel gutes Image. Auch die neuen Macbook-Pro-Geräte werden damit beworben, aus 100 Prozent recyceltem Aluminium hergestellt worden zu sein. Likewize ist als Abwickler des Eintauschprogramms an den Umweltzielen von Apple massgeblich beteiligt. Aber oft wird statt dem Altgerät fürs Recycling der Konsument im Kreis herumgeschickt: Apple lotst die Kunden und Kundinnen in seinem Online-Store zum Trade-in. Weil die Abwicklung ein Drittanbieter vornimmt, verweist Apple bei Rückfragen an ebendiesen. Wartet man Wochen oder Monate auf sein Geld, heisst es wiederum von Likewize knapp und schriftlich: «Wenn Sie die Zahlung nicht erhalten haben, müssen Sie sich direkt an Apple wenden.» Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer kennen das Problem. «Eintausch- und Anrechnungsaktionen wie Apple-Trade-in sind bezeichnend. Nicht nur Nebenleistungen, sondern auch Hauptvertragsinhalte werden ausgelagert und zunehmend von Dritten erbracht», sagt Chefjuristin Cécile Thomi vom Konsumentenschutz. «Fälle wie diese sind meist nur die Spitze des Eisbergs.» Beide Konzerne jonglieren mit dem Kleingedruckten in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Beworben, eingeschätzt und abgeschlossen wird der Trade-in über die Homepage von Apple. Bei Apple wiederum heisst es: «Weitere Infos zur Inzahlungnahme von qualifizierten Geräten gibt es beim Apple Partner» – also Likewize. Dann heisst es gegenüber dem Verbraucher oder der Verbraucherin seitens Apple: «Apple behält sich das Recht vor, ein Gerät aus jeglichem Grund abzulehnen.» Der Apple-Partner wiederum schreibt: «Likewize erbringt den Service.» Und: «Likewize ist nicht Apple.» Scharfe KritikWer ist nun zuständig, wer haftbar, an wen können sich die Konsumenten und Konsumentinnen wenden? Das sei klar wie Nebel, findet Chefjuristin Thomi: «Der Hauptanbieter will sich über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen schadlos halten.» Da sei es praktisch, wenn man sagen könne: «Was mit der Werteinschätzung und den Gutschriften für gebrauchte Handys zu tun hat, geht uns nichts an.» Die Eintauschaktion sei – trotz ökologischer Sinnhaftigkeit – ein Marketingelement, bei dem der Konsument nicht zwischen Stuhl und Bank fallen dürfe.

Alte iPhones und Macs bei Apple in Zahlung geben – das bringt oft Ärger

Zuviel versprochen – Kunden-Frust bei Apples Recycling-Programm