Thomas Gottstein und Andrea Orcel – zwei Bankenchefs, die sich aus Zürich kennen. Der eine, Gottstein, war Schweiz–Chef im Investmentbanking der Credit Suisse, der andere, Orcel, Chef des Investmentbankings der UBS. Der eine, Gottstein, strebte lange Zeit nie nach oben. Der andere, Orcel, scharrte ständig mit den Hufen.

Erst meldete er den Anspruch auf die Nachfolge Sergio Ermottis an; als die Jobgarantie ausblieb, unterschrieb er einen CEO-Vertrag bei der spanischen Grossbank Santander. Dort wurde er vor Stellenantritt rüde ausgebremst, aber immerhin per Gerichtsentscheid mit 71 Millionen Franken Schmerzensgeld abgefunden. Mitte April 2021 übernahm er den Chefposten bei der Unicredit in Mailand, der zweitgrössten Bank Italiens. Dort will er die «Bank von Europas Zukunft» bauen, mit einer Strategie, die an einen Schlachtruf erinnert: «Unicredit Unlocked».

Eine Entfesselung ist nicht gerade das, was CS-Chef Gottstein anstrebt. Nach allerlei Havarien und einem verkorksten Jahresergebnis 2021 ist bei seiner Grossbank eher das Gegenteil von Action gefragt: Reparaturarbeit, Risikokontrolle, Ruhe. Derweilen dürfte er mit einigem Neid nach Süden blicken, wo sich Orcel als Regenmacher von Europas Bankenszene geriert.

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