Günther Eller gilt als ausserordentlich loyaler Mitarbeiter. Deutlich über zehn Jahre stand er dem Technologiekonzern Unaxis zu Diensten. Doch seit 2005 CEO Thomas Limberger das Ruder übernommen hat und Unaxis wieder Oerlikon heisst, veränderte sich das Unternehmensklima. In vielen Bereichen herrscht dicke Luft.



Auch bei Günther Eller und seinem Team. Er leitete die globale Serviceabteilung der Geschäftseinheit Hard Disc/Optical Disc von Oerlikon-Tochter Balzers Coating. Bis er sich entschloss, zu gehen. Seit Anfang Jahr führt Eller das weltweite Servicegeschäft des Anlagenbauers Starrag Heckert. Und hat gleich noch zwei Balzers-Kollegen mitgebracht.

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Kader vor den Kopf gestossen



Günther Eller ist kein Einzelfall. Recherchen der «Handelszeitung» zeigen, dass mehrere dutzend Führungsangestelle der zweiten und dritten Ebene auf dem Absprung sind. Allein bei einem Headhunter aus dem Grossraum Nordostschweiz, der seinen Namen aus Diskretionsgründen nicht in der Zeitung lesen möchte, sind zwölf Oerlikon-Kaderangestellte in Schlüsselpositionen gelistet, die vermittelt werden wollen.

«Die Stimmung im Oerlikon-Konzern ist schlecht», weiss der Personalberater. Grund: «Die Angestellten mögen den harschen Stil von CEO Thomas Limberger nicht.» Statt Verbündete in den unteren Führungsebenen aufzubauen, habe Limberger hart durchgegriffen. Und so viele erfahrene Mitarbeiter vor den Kopf gestossen. Zudem habe es das Management versäumt, Kontakte in der Schweizer Personalszene aufzubauen. «Die Verbindungen nach Deutschland spielen, hierzulande ist die Führung dagegen überhaupt nicht vernetzt», weiss der Headhunter. Oerlikon-Mediensprecher Burkhard Böndel war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

«Glaubte nicht an die Zukunft»



Den Fall Günther Eller will man auch bei Starrag Heckert nicht kommentieren. Aus Ellers Umfeld ist dagegen zu erfahren, dass der ausgewiesene Fachmann Limbergers Anweisungen anzweifelte. «Eller sah riesige Diskrepanzen zwischen Reden und Handeln», berichtet ein Kaderangestellter.

Für Oerlikon kommt Ellers Weggang zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn er betreute unter anderem das weltweite Servicegeschäft für Anlagen zur Herstellung von Blu-ray- und HD-DVD-Disks. Die Technologien sind erst im Kommen, noch ist unklar, welche der beiden sich durchsetzen wird. Fundierte Markt- und Kundenkenntnisse sind also unerlässlich, wenn es um die Betreuung der Abnehmer geht. Balzers-Sprecher Sven Jarby erklärt auf Anfrage, dass das Servicegeschäft von Hard Disc/Optical Disc mit demjenigen von Wafer Processing zusammengelegt worden sei. Ob vor oder nach Ellers Abgang, ist nicht zu erfahren. Verbessert Oerlikon die Stimmung nicht, wird das angekündigte kräftige interne Wachstum schwer zu erzielen sein. Denn demotivierte Mitarbeiter bringen weniger Leistung. Das bestätigt Harry Houthuijse, Chef-Headhunter von Cornfeld mit Sitz in Zürich und bis vor kurzem HR-Leiter bei Schindler Europa. «Wer hochqualifizierte Kräfte gewinnen und halten will, muss auf breiter Front Anziehungskraft ausüben.» Habe der CEO ein negatives Image, könne sich dies rasch auf die Wahrnehmung des Unternehmens auswirken.

Dessen ist sich auch der Oerlikon-VR bewusst. Aus sehr gut informierten Kreisen ist zu hören, dass Limberger noch vor der GV vom 8. Mai 2007 von COO Uwe Krüger abgelöst wird. Das Datum für das Communiqué stehe bereits fest.