Die Luft wird dünner für Jean-Claude Bastos. Es ist jener Schweizer Unternehmer, der bis dato die Milliarden des angolanischen Staatsfonds FSDEA mit seiner Quantum-Gruppe verwalten durfte. Und es ist jener schillernde Afrika-Investor, der bis zu den Enthüllungen der «Handelszeitung» Anfang November 2017 von der Schweizer Wirtschaftsprominenz hofiert wurde.

Ob alt Bundesrätin Ruth Metzler, Monika Ribar, Marcel Rohner oder Ex-Deza-Chef Walter Fust – sie alle und noch viele andere Manager, Consultants und Anwälte hierzulande liessen sich für Bastos’ Zwecke einspannen: Sei es mit einem Offshore-Mandat für einen Tiefsee-Hafen im Norden Angolas (Ribar), sei es als Schweizer «Governance-Verantwortliche» für Quantum (Metzler) oder als Berater von Prime-Immobilien-Deals für Angolas Nationalbank (Rohner).

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«Veruntreute Gelder aufspüren»

Nun aber scheint Bastos’ Stern zumindest in Angola im Sinken begriffen. Der neue Präsident des Landes, João Lourenço, geht konsequent gegen Familie und Entourage seines Vorgängers José Eduardo dos Santos vor. So wurde beispielsweise dos Santos’ Sohn Zenu – ein Jugendfreund von Bastos – Anfang Jahr als Präsident des Staatsfonds FSDEA entfernt. Zeitgleich löste der Fundo Soberano mit der Firma Quantum Global Investment in Zug das Verwaltungsmandat für Vermögen in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar auf, wie die «Handelszeitung» erfuhr.

Und nun, keine drei Monate nach der Rochade an der Staatsfonds-Spitze, hat Präsident Lourenço einen Vertreter nach Mauritius entsandt, um die dortigen Ermittlungen im Zuge der «Paradise Papers» zu befördern. Die Untersuchung der «Affaire Bastos» laufe, sagte Sudhir Sesungkur, Mauritius Minister für Finanzdienstleistungen und Good Governance, jüngst in der Lokalpresse: Die Massnahmen stünden in Zusammenhang mit Angolas Absicht, «veruntreute Gelder des Landes aufzuspüren».

Konkret hat der maurizische Fondsregulator FSC alle Investmentvehikel des angolanischen Staatsfonds gesperrt. Die Private Equity Investments wurden auf der Insel durch Bastos’ Quantum-Gruppe verwaltet. Die sieben Vehikel decken Bereiche wie Gesundheitswesen, Holzwirtschaft, Minen oder Hotellerie ab. In den jeweiligen Verwaltungsräten sass stets der damalige Präsidentensohn Zenu, ein enger Freund Bastos’. Das Nettovermögen der sieben Mauritius-Fonds betrug gemäss Staatsfonds-Bericht per Ende 2015 rund 2,7 Milliarden Dollar.

Gegen 300 Millionen Dollar gesperrt

Mit der Sperrung der Finanzvehikel hat das oberste Gericht des Inselstaats auf Antrag der Staatsanwältin (siehe Dokument) und der Finanzaufsicht FIU annähernd sechzig Konten von Bastos und Quantum Global einfrieren lassen. Es handelt sich vorwiegend um Konten bei lokalen Banken, auf denen sich umgerechnet gegen 300 Millionen Dollar befinden sollen.

Quantum betont, man habe alle Kundengelder in Übereinstimmung mit den genehmigten Anlagerichtlinien und den Gesetzen der Länder verwaltet, in denen die Gruppe tätig ist. «Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Investitionstätigkeiten wie geplant durchführen können», erklärt ein Quantum-Sprecher weiter.

Jean-Claude Bastos selbst stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung. Doch bereits letzten Herbst war der Afrika-Investor wenig angetan von seiner Mauritius-Dépendance, die damals nach eigenen Angaben rund 35 Quantum-Mitarbeiter beschäftigte. «Mauritius war keine gute Entscheidung gewesen», sagte er zur «Handelszeitung». Gleichzeitig kündigte er an, die Anzahl Mitarbeiter dort massiv zu reduzieren und Dubai zum neuen Investment-Hub aufbauen zu wollen. Kaum ein Jahr nachdem er mit Quantum «eine entscheidende Rolle beim Aufbau eines Finanzökosystems auf Mauritius» spielen wollte.

Bastos-Anwalt widerspricht

Bereits bei der Gründung der maurizischen Fondsgesellschaften soll es gemäss «Tages-Anzeiger» zu Ungereimtheiten gekommen sein: Bastos habe gegenüber den Behörden auf Mauritius «unvollständige oder gar irreführende Angaben» zu seiner Verurteilung von 2011 gemacht. Er war damals vom Zuger Strafgericht schuldig gesprochen worden wegen «mehrfacher qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung» bei der Liquidation der Firma ProKMU Invest. Das Urteil liegt der «Handelszeitung» vor.

Dem Gesuch für die Mauritius-Firmen lag eine Zusammenfassung des Urteils durch Martin Neese bei. Der Bastos-Rechtsvertreter im Fall ProKMU betont auf Anfrage, dass er korrekt festgehalten habe, «dass und weswegen mein damaliger Mandant zu einer Busse verurteilt wurde». Angesprochen auf die bedingte Geldstrafe von 175 000 Franken, die in Neeses Zusammenfassung fehlt, hält er fest, dass die Strafe mit Ablauf der Probezeit erlischt. «Das ist ja gerade der Sinn des bedingten Strafvollzugs.»

Neese hat Bastos nicht nur im Fall ProKMU vertreten, er amtet seit Jahren als Verwaltungsrat in Schweizer Quantum- und Bastos-Gesellschaften. Gleichzeitig sitzt der Zuger Wirtschaftsanwalt in gewichtigen Bundesgremien wie der Kontaktgruppe Geldwäschereibekämpfung oder dem Internationalen Standardsetting Finanzmarktintegrität (ISFIN). Auch ist er Präsident der Selbstregulierungsorganisation VQF, welche die Quantum Global Investment Management als Finanzintermediär beaufsichtigt. Neese sagt dazu: Die Quantum-Aufsicht würde durch eine unabhängige Kommission wahrgenommen.

Auf den «Asset Freeze» im Inselstaat angesprochen, hält er fest: «Ich war und bin in die Vorgänge auf Mauritius nicht involviert.» Allerdings strahlen die Aktionen von Präsident Lourenço bis in die Schweiz aus. Der Staatsfonds hat auf Anfang Jahr sämtliche Vermögensverwaltungsmandate gekündigt. Auch jene mit der Zuger Quantum Global Investment Management, welche für den FSDEA klassische Anlagen betreute und dafür gemäss Geschäftsbericht 2014 rund 20 Millionen Dollar einstrich. Nun schreibt Angola die Aufträge neu aus. «Ich gehe davon aus, dass wir uns erneut bewerben», sagt Quantum-VR Neese.