Kurz bevor der russische Oligarch Andrei Melnitschenko sanktioniert wurde, übertrug er sein Unternehmen Eurochem mit Sitz in Zug an seine Frau Aleksandra. Damit lief das Geschäft weiter und dem Seco waren bezüglich Sanktionen die Hände gebunden.

Verschiedene Medien, darunter auch die «Handelszeitung» berichteten über die Übertragung von Melnitschenko an seine Frau. Die Empörung bei den Politikern war gross: FDP-Präsident Thierry Burkart zeigte sich «sehr erstaunt», dass das Seco nicht intervenierte. Auch Mitte-Chef Gerhard Pfister twitterte, das Seco wolle die Sanktionen nicht durchsetzen. 

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Die Aargauer Zeitung berichtet nun über den Grund für das milde Vorgehen: Melnitschenko und Eurochem sind zentral für die Ernährungssicherheit, weil das Unternehmen aus Zug Dünger herstellt. Der Artikel erklärt die Abhängigkeit des Westens von Russland und der Düngerindustrie. Die Angst vor einer weltweiten Hungerkrise überwiegt. 

Düngermittelpreise steigen

Wirtschaftsminister Guy Parmelin höchstpersönlich hatte sich in einem Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen SRF am WEF darüber empört, dass die EU Aleksandra Melnitschenkos nicht sanktioniert habe, so wenig wie Eurochem. «Und die USA haben Herrn Melnitschenko, Herrn Melnitschenko!», Parmelin betonte das ausdrücklich, «nicht sanktioniert. Und natürlich die Frau und die Firma auch nicht.»

Mit seinem Fingerzeig Richtung USA liess er durchblicken, dass Eurochem weder von der EU noch der USA sanktionierte werde, da die Interessen höher liegen. Die Düngerpreise schnellen nach oben und bereiten vor allem Schwellenländern grosse Sorgen. Letztlich fand das Interview kaum Beachtung. Dabei ist der Bundesrat besorgt, dass der Krieg eine der wichtigsten Kornkammern der Welt bedroht und Hungerkrisen zu befürchten sind. 

Der eigentliche Gewinner daraus ist Melnitschenko: Seine Eurochem – also die Firma seiner Frau – zählt mit einem Jahresumsatz von zehn Milliarden Dollar zu den fünf grössten Herstellern von Stickstoff-, Phosphat-und Kalidünger. Als ein solcher Gigant ist die Firma systemrelevant – und das ist auch der Grund, weshalb sie die EU-Länder nicht auf die Sanktionsliste setzen. 

(tdr)