Rohstoffe sind gefragt wie nie. Dementsprechend boomen die Anlageprodukte für Kaffee, Weizen, Kupfer oder Öl. «In den letzten acht Wochen hat die Lancierung neuer Rohstoff-Fonds stark zugenommen», bestätigt ein Marktbeobachter. Mehr noch: «Es gibt bereits Anbieter, die zugeben, einen Trend verschlafen zu haben und jetzt unbedingt noch einsteigen möchten.» Andere Anbieter wiederum, wie die Privatbank Pictet, planen einen «graduellen Wiedereinstieg», nachdem sie zu Jahresbeginn von «überhitzten Erwartungen» sprachen und die Rohstoffe auf «Untergewichten» einstuften.

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Immenser Bedarf

Der Grund für die hohe Nachfrage liegt im Rohstoff-Hunger von China und Indien. Die Stahlindustrie erlebt ein rasantes Comeback. Südamerikanische Länder erzielen für ihre nach China verkauften Soja- und Kupferbestände Traumpreise. Ähnlich geht es Australien mit seinen Metall-, Kohle- und Erdölexporten. In den vergangenen 18 Monaten sind die Preise für Rohstoffe deshalb um rund 30% gestiegen weil der Bedarf anhält, kann diese Zunahme problemlos auf die Kunden überwälzt werden. Vom Boom profitieren können aber auch Privatanleger, weil sich Fonds, Exchange Traded Funds (ETF), Zertifikate und Futures auf Rohstoffe (Commodities) mehren. So gibt es einen neuen Fonds von Activest, ein fünfjähriges Zertifikat der ABN Amro Bank oder einen gemeinsamen ETF von Axa Investment Managers und BNP Paribas Asset Management. Mit Folgen: «Zahlreiche Kunden interessieren sich mittlerweile für Rohstoff-Investments», bekräftigt Jeremy Baker, UBS-Chefanalyst für Rohstoffe.

Benchmark von Dow Jones

Welche Orientierungspunkte sind für die Anleger wichtig? «Der Dow Jones AIG Commodity Index ist ein guter Benchmark, weil er ungefähr zu je einem Drittel in die drei Bereiche Agrarprodukte, Basismetalle und Energie investiert», sagt Philipp Portmann vom Zürcher Fondsspezialisten Ifund Services. Dieser Index verzeichnete seit 2002 einen Wertzuwachs von über 80%. Ifund achtet auch auf die Zusammensetzung des Management-Teams eines Anlagefonds. «Sind nur Finanzer dabei oder auch Ölexperten und ehemalige Minen-Chefs?» Ein anderer Experte ergänzt: Rohstofffonds sollten ein Mindestkapital von 100 Mio Fr. haben und eine Total Expense Ratio (TER) von höchstens 3%. Die TER vergleicht Kosten für Anlagefonds.

Die Experten warnen indes vor der hohen Volatilität des Rohstoffmarktes. So erlebte der Minensektor in diesem Jahr die höchsten Monatsverluste der letzten 20 Jahre. Die Rohstoffhausse soll aber nach Meinung vieler Experten noch Jahre anhalten. Einstiegschancen böten momentan Agrarprodukte wie Weizen, Schweinebäuche oder Kaffee sowie Basismetalle wie Zink, Kupfer, Platin oder Aluminum. Rohstoffe sollten einen Anteil von 5% bis 10% eines Portefeuilles haben. «Damit kann das Risiko reduziert werden, während die Rendite erhalten bleibt», erklärt Baker von der UBS. Grund: Warenterminkontrakte haben eine positive Korrelation zur Inflation und eine geringe Korrelation zu Aktien. Wichtig zu wissen: Die Gebühren von Rohstoff-Fonds sind höher als bei «klassischen» Fonds, die in Aktien investieren. Dies kommt daher, dass die Bewirtschaftung aufwendiger ist. Bei Dachfonds, Futures und Zertifikaten tauchen auch oft zusätzliche Kosten auf, weil sie keiner umfassenden Kostentransparenz unterliegen.

ETFs als Lösung

«Bei ETFs hingegen sind die Gebühren tiefer als bei Fonds und deshalb interessant für Anleger, die passiv gemanagte Rohstoff-Fondsprodukte suchen», erklärt Portmann. Risikofreudigen Anlegern empfiehlt er den Dachfonds «Multifonds-Commodity» von Lombard Odier Darier Hentsch. Fondspezialist Patrick Lutz von der Zürcher Kantonalbank bevorzugt im Gold- und Minenbereich den «World Gold Fonds» und den «World Mining Fonds» von Merrill Lynch sowie im Energiesektor den «Energy-Fund» der Clariden Bank.

Futures und Zertifikate: Mit Vorsicht

Anlagen in Rohstoffe können auch mittels Zertifikaten erfolgen. Spezialist auf diesem Gebiet ist in der Schweiz die ABN Amro Bank. Die Synthesis Bank mit Sitz in Genf offeriert Futures auf Rohstoffe, neuerdings auch für Privatanleger. Die Termingeschäfte sind indes eine heikle Angelegenheit. Sie sollten nur von Anlegern mit spezifischen Kenntnissen und Zeitressourcen getätigt werden. (han)