Antoine Hubert, Chef der privaten Klinik- und Hotelgruppe Aevis Victoria, sieht den Trend hin zur ambulanten Medizin kritisch: Unter den jetzigen Bedingungen sei es nicht möglich, eine grosse Institution profitabel zu führen, wenn sie ausschliesslich auf ambulante Behandlungen setzt. «Sie werden Geld verlieren», kommentiert Hubert im Interview mit der «Handelszeitung» den Trend, wonach zahlreiche Spitäler – und auch die andere Privatklinikkette Hirslanden – derzeit in Ambulatorien investieren.

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«Schauen sie sich die Rentabilität von Hirslanden an: Sie fällt jedes Jahr ein bisschen tiefer aus», so der Klinikkönig im HZ-Interview.

Grundsätzlich plädiert Hubert für ein neues Tarifsystem – die Unterscheidung in ambulant und stationär sei nicht mehr sinnvoll. «Wir sollten nicht mehr zwischen ambulant und stationär unterscheiden, sondern zwischen pauschal und nicht pauschal.» Am Ende benötige das Land einfach Sätze für die einzelnen Behandlungen, ergänzt durch Tarife für die Übernachtungen. «Das wäre logisch.»

Interesse an Paracelsus in Deutschland

Aevis Victoria ist mit 17 Kliniken und 586 Millionen Franken Umsatz der zweitgrösste private Klinikbetreiber hinter Hirslanden. Die letzte Übernahme datiert von 2016. Seither ist die Gruppe, die zu vier Fünfteln Antoine Hubert und dem französischen Investor Michel Reybier gehört, ihrem Ziel kaum nähergekommen, innerhalb der kommenden zehn Jahre zehn weitere Übernahmen zu tätigen.

«Das wird in der Tat nicht so schnell gehen», so Hubert. Die Privatkliniken, die heute noch unabhängig seien, hätten alle eine gewisse Grösse. Doch das Kliniknetzwerk bleibe eine attraktive Alternative, denn einzelne Kliniken hätten es schwer bei den Verhandlungen mit den Kassen und mit den Behörden.

«Es gibt noch rund zwanzig unabhängige Kliniken, die sich über kurz oder lang einer Gruppe werden anschliessen müssen», so Hubert. Der Walliser Multi-Unternehmer äussert im «Handelszeitung»-Interview ein Interesse seiner Swiss Medical Network einer Expansion ins Ausland:  «Wenn wir ins Ausland gehen, dann investieren wir in eine grosse Gruppe. Wir hatten uns für die Paracelsus-Kliniken in Deutschland interessiert, doch die gingen an die Beteiligungsgesellschaft Porterhouse. Paracelsus hatte mit vierzig Einrichtungen und über 100 000 stationären Patienten pro Jahr die kritische Grösse, die es braucht, um in einem Land tätig zu sein.»

Aussonderung der Aevis-Immobilien

Weiter bestätigte Hubert, dass sein Konzern Aevis Victoria die Aussonderung seines Immobilienportfolios prüft. Eine Kotierung der Immobilien sei eine Option. «Ein Verkauf wäre auch denkbar, doch das ist nicht unsere bevorzugte Variante. Wir möchten die Kontrolle nicht ganz aus der Hand geben.»

Die Ausgliederung würde die Verschuldung von Aevis Victoria senken, «und das Investitionsprofil für die Aktionäre würde geschärft. Heute sind wir sowohl eine Immobiliengesellschaft, die langfristig stabile Renditen generiert, als auch ein schnell wachsendes Unternehmen. Das würde sich ändern.»

(rap)
 

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