Für Apple-Fans ist der 9. September der grosse Tag. Dann stellt der kalifornische Technologiegigant vor versammelter Weltpresse seine Neuheiten vor. Erwartet wird ein neues Modell des iPhones, das iPhone 6. Ebenso soll Apple laut Berichten auch gleich ein neues kleines tragbares Gerät vorstellen. Die Szene tippt auf die lang erwartete iWatch – die intelligente Uhr mit Touchscreen und Apps fürs Handgelenk. Heissen soll das Gerät offenbar iTime.

Hinweise auf eine solche Apple-Uhr gibt es zuhauf. Im Juli holte der Konzern den Topmanager Patrick Pruniaux der Neuenburger Luxus-Uhrenmarke Tag Heuer an Bord. Muss sich die Schweizer Uhrenindustrie nun warm anziehen? Noch gibt sich die Branche betont gelassen. Doch für Mario Ortelli, Luxusspezialist und Analyst bei Bernstein Research, ist klar: Eine iWatch könne den Umsatz des weltgrössten Uhrenherstellers Swatch Group schmälern.

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Keine Gefahr für Luxusuhren

Zum Bieler Uhrenriese gehören Luxusmarken wie Breguet, Blancpain oder Longines. Im Portfolio hat Swatch aber auch viele Billiguhren. Diese generieren rund 23 Prozent des Umsatzes. Experten sehen den Preis einer iWatch bei ein paar hundert Dollar. Die Smartuhr wäre also in der gleichen Preisklasse wie viele Produkte des Schweizer Konzerns. Das könne das Geschäft von Swatch beeinträchtigen, sagt Ortelli gegenüber «CNBC».

Ganz im Gegensatz zum Genfer Luxusgüterkonzern Richemont, der zusammen mit Swatch den Schweizer Uhrenmarkt dominiert. Er hält Marken im Hochpreissegement wie Baume & Mercier, Cartier oder IWC. Damit überdecke sich Richemonts Zielmarkt kaum mit jenem einer iWatch, sagt Ortelli.

Einbussen beim Umsatz

Der Anaylst geht davon aus, dass Swatch durch die iWatch rund drei Prozent Einbussen beim Umsatz und Betriebsgewinn (Stufe Ebit) hinnehmen muss – vorausgesetzt, das entsprechende Presisegment wird bis zu ein Fünftel von Smartuhren beherrscht. Richemonts High-End-Marken seien dagegen immun gegenüber einem negativen Einfluss, so Ortelli.

Auch Hublot Präsident und Chef der Uhren-Division beim französichen Luxusunternehmen LVMH, Jean-Claude Biver, bläst ins gleiche Horn. «Die Topmarken im Luxussegment werden den Einstieg Apples in den Markt kaum spüren», sagt er gegenüber dem «Blick». Schwieriger werde es für die Hersteller von mittelpreisigen Uhren.

«Uhrennation in der Zwickmühle»

Bei Apple selbst geht man scheinbar davon aus, dass die iWatch ein Schlag ins Gesicht der Schweizer Uhrenindustrie sein würde. So lässt sich kein geringerer als Jonathan Ive, Apples Design-Chef, zu grossen Worten hinreissen. «Die Schweiz steckt in Schwierigkeiten», soll Ive laut einem Artikel in der «New York Times» gesagt haben. Allerdings habe er ein viel stärkeres Wort für «Schwierigkeiten» verwendet. Damit habe er klar machen wollen, dass die «Uhrennation in eine schwierige Zwickmühle geraten könnte, wenn Apples Uhr auf den Markt komme».

In seiner Aussage habe sich Jonathan Ive vor allem auf das Design der iWatch bezogen. Scheinbar hat Apple bereits ein ansprechendes Äusseres für die Uhr im Köcher. Experten trauen vor allem Apple zu, den Markt mit tragbaren Armbändern zu revolutionieren. Jonathan Ive hatte schon dem Mac, iPod, iPad und dem iPhone jeweils ein revolutionäres Design verpasst und damit Kassenschlager erschaffen.

Swatch-Aktie hinkt hinterher

An der Börse scheint das schon jetzt Spuren zu hinterlasen. Die Swatch-Aktie hat seit Anfang Jahr rund 15 Prozent verloren. Damit hinkt das Papier dem europäischen Sektor hinterher. Hinter dem Kursrutsch steckt laut Börsianern die Angst vor der Lancierung der iWatch. Noch sieht Swatch-Boss Nick Hayek einer allfälligen iWatch gelassen entgegen. «Wir fühlen uns inspiriert und sehen das als grosse Chance», sagt er gegenüber dem «Sonntagsblick». Swatch sei bestens gerüstet, so Hayek.

Hinter der Gelassenheit könnte sich dennoch Nervosität verbergen. Immerhin geht er in die Offensive: Im nächsten Sommer will er eine neue «Swatch Touch» mit diversen Zusatzfunktionen lancieren und steigt damit ebenfalls in das Geschäft mit Smartuhren ein. Experten schätzen den Markt für solche tragbaren Geräte bis ins Jahr 2018 auf über 90 Milliarden Dollar.