Das Interesse war gross am neusten Coup des ägyptischen Investors: Über 600 Personen haben sich am Mittwochabend in Seedorf UR die neuste Idee von Samih Sawiris aus erster Hand erklären lassen. Er möchte bei Isleten am Urnersee einen neuen Jachthafen mit einem Hotel und Ferienwohnungen erstellen.

Er kenne das Gebiet bei Isleten schon seit 14 Jahren, sagte Samih Sawiris vor den über 600 anwesenden Personen in der Rollhockeyhalle in Seedorf. Die Idee, das Areal aufzuwerten, schwebe ihm schon lange vor. Auch der schlechte Zustand des Areals der ehemaligen Sprengstofffabrik Cheddite mit den vielen Altlasten habe ihn nicht davon abgehalten, die Gedanken weiterzuspinnen.

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«Vom Wasser aus sieht das Gelände nicht so schlimm aus. Vor Ort war ich am Anfang aber ziemlich schockiert», erklärte der Investor. Er ergänzte aber, dass es schade wäre, wenn es weiterhin brachliegen würde.

Künstliche Bucht am Urnersee

Konkret plant Samih Sawiris am Urnersee eine künstliche Bucht, an der bis zu 50 Boote anlegen können. Angedacht sind jedoch maximal 25 fixe Bootsplätze. «Am Ufer sollen keine Boote anlegen, es soll für alle zugänglich sein», versicherte alt Regierungs- und Ständerat und Projektleiter der Isen AG, Isidor Baumann.

Geplant ist auch ein Hotel im Drei- oder Vier-Sterne-Segment mit rund 50 Hotelzimmern sowie rund 100 hotelmässig bewirtschafteten Wohnungen. Nicht nur das ÖV-Angebot soll ausgebaut werden, sogar eine Verschiebung der Kantonsstrasse vom See weg ist eingeplant. Wer jedoch diese Verlegung bezahlen würde, müsste noch ausgehandelt werden. «Es wird eine Lösung geben, hinter der alle stehen können», versicherte Baumann.

Der Zeitrahmen ist noch unbekannt. Eine Verwirklichung könne fünf, aber auch zehn Jahre dauern, sagte Baumann.

Optimistischer Sawiris trotz Gegenwind

Ursprünglich schwebte Sawiris die Idee von zwei Marinas am Urnersee vor: einer in Flüelen, einer zweiten in Isleten. Die Hafenpläne in Flüelen wurden jedoch nach heftigem Widerstand versenkt.

So beschränkte sich Sawiris auf die Idee eines Hafens auf dem Areal der ehemaligen Sprengstofffabrik. Aber auch diese Idee erfuhr bereits Gegenwind: Über 3700 Personen unterschrieben eine Petition gegen die Hafenpläne, welche die Grünen Uri Ende März eingereicht hatten.

Der Ort ist vor allem bei Surfern und Badegästen beliebt, die nun um ihre Badestelle fürchten. Der Vorwurf lautet, dass nur noch reiche Gäste erwünscht werden. Auf die Frage, was mit dem Areal passieren werde, falls auch die Isleten-Idee auf zu grossen Widerstand stosse, antwortete Samih Sawiris mit einem Schmunzeln: «Ich könnte alles so stehen lassen. Oder ich könnte das Areal meiner Tochter verkaufen und die baut sich dann dort eine teure Villa.» Er sei optimistisch gestimmt und überzeugt: «Am Ende werden wir einen Kompromiss finden.» Das sei auch in Andermatt so gewesen.

Andermatt als erfolgreicher Vorläufer

Dass Sawiris erfolgreich Kompromisse eingehen und Ferienresorts aufbauen kann, bewies er während der letzten Jahre. Der Investor weckte das kleine Dorf Andermatt aus seinem Dornröschenschlaf: Er erweiterte die Infrastruktur, erlangte Berühmtheit mit der luxuriösen Hotelanlage «The Chedi», die 2013 erfolgreich eröffnet wurde, und die Bauarbeiten bei Andermatt Reussen sind noch in vollem Gange für weitere Appartementhäuser.

Dass seine Investitionen weltweite Aufmerksamkeit generieren, zeigt sich am jüngsten Verkauf. Der amerikanische Skiriese Vail Resorts versicherte Ende März, 149 Millionen in die Entwicklung der Destination Andermatt-Sedrun zu investieren, und erhält im Gegenzug 55 Prozent der Aktien der Andermatt-Sedrun Sport AG.

Nun folgt also mit dem Marinahafen bei Isleten das nächste Grossprojekt von Samih Sawiris. In der anschliessenden Fragerunde zeigte sich der Investor erneut kompromissbereit. Ein Anwesender wünschte sich statt Sawiris’ Projekt ein Projekt von Kanton und Gemeinden. Und erntete dafür Applaus. Sawiris dazu: «Wenn Kanton und Gemeinden dort lieber selber etwas verwirklichen wollen, dann bin ich dafür zu gewinnen.» Es gehe ihm nicht darum, in Isleten grossen Gewinn zu erzielen. «Das machen wir in Andermatt.»

Nach zweieinhalb Stunden und zahlreichen – mehr oder weniger kritischen – Fragen an die Herren auf dem Podest war der offizielle Teil vorbei. Danach gab es einen Apéro. Und noch viel zu diskutieren.

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