Kaffee ist ein Wachstumsmarkt. Allein in den letzten fünf Jahren ist der globale Kaffeemarkt um fast ein Viertel auf aktuell rund 83 Milliarden Dollar gewachsen. Gemäss Daten der Marktfoscher von Euromonitor betrug das Wachstum global gut fünf Prozent. Auch im vermeintlich gesättigten Westeuropa legte der Absatz von Kaffee-Produkten gegen drei Prozent zu.

Kein Wunder also setzt Nestlé alles daran, seine führende Position – die Romands kommen auf einen Marktanteil von über 21 Prozent – in diesem Segement zu verteidigen. Die teuer bezahlte Übernahme der Kaffeekette Blue Bottle in den USA und der Deal mit Starbucks, der Nestlé das Recht gibt, den Kaffee der US-Gastrokette im Detailhandel zu verkaufen, sind in diesem Zusammenhang zu verstehen. Ebenso der kontinuierliche Ausbau des Kapsel-Business mit den Marken Nespresso und Dolce Gusto.

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JAB kauft sich aggressiv gross

Doch das Wachstum ruft Konkurrenten auf den Plan. Noch nie jedenfalls war die Leaderstellung von Nestlé so unsicher wie heute. Lavazza will eine Rolle als Konsolidierer spielen. Aber insbesondere die in Luxemburg angesiedelte JAB Holding kauft sich im Kaffee-Geschäft aggressiv gross. Die Übernahme der britischen Gastro-Kette Pret A Manger für rund 2 Milliarden Dollar ist dabei nur der jüngste Coup.

In Europa ist JAB mit 20 Prozent Marktanteil Nestlé mit 27 Prozent bereits auf den Fersen. Weltweit ist der Abstand grösser. Aber das Tempo, das JAB-Chef Olivier Goudet angeschlagen hat, könnte die Nestlé-Manager in Vevey um den Schlaf bringen. Für Goudet ist klar: Er will Nestlé vom Thron stossen und die neue Nummer 1 werden. Und selbst wenn dies nicht gelingen sollte: Im Kaffee-Geschäft deutet alles auf ein globales Duopol hin.

Wer knackt China?

Entschieden wird das Rennen ohnehin nicht in Europa, sondern voraussichtlich in China. Diesen Markt kennt Nestlé zwar viel besser und länger als JAB. Aber die Schweizer sind in erster Linie im Detailhandel vertreten, während die chinesischen Konsumenten ihren Kaffee selten daheim, aber immer öfter in Kaffee-Ketten wie Starbucks trinken.

JAB hat mit Pret A Manger einige Outlets in Hongkong, bislang aber nur eine Filiale in Schanghai. Viel zu wenig, um den Markt zu knacken. Will heissen: Entscheidend wird sein, wieviel Kapital JAB in die Expansion in China – in den Metropolen, aber auch in den Provinzstädten – investieren wird.

Marcel Speiser Handelszeitung
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