Ava-Gründerin Lea von Bidder hat Schweizer Startup-Szene verändert – eine Bilanz nach Verkauf an Femtec-Health

Jedes Märchen hat ein Ende. Und jedes erfolgreiche Startup hat im besten Fall einen erfolgreichen Exit. So nun auch die Saga um Lea von Bidder und ihr Femtech-Startup Ava, das Frauen dabei helfen soll, ihre Fruchtbarkeitsphasen besser zu erkennen. Käuferin ist die US-Firma Femtec Health mit Sitz in Houston, Texas, und Ablegern auf der ganzen Welt, wie die «Handelszeitung» am Dienstag berichtete. Das Ava-Büro in Zürich wird nach dem Kauf zum Schweiz-Sitz der US-Amerikaner. Sie unterhalten in Europa weitere Standorte in London, Barcelona und Athen. Das Unternehmen, das im September 2014 von Pascal König, Philipp Tholen, Peter Stein und Lea von Bidder gegründet wurde, sammelte bislang rund 45 Millionen Franken ein und beschäftigt weltweit rund 70 Personen. Das unbestrittene Gesicht dieses Unternehmens war aber immer Lea von Bidder. Zeitweise dürfte sie die bekannteste Jungunternehmerin der Schweiz gewesen sein. In ihrer Gründerinnenkarriere hat sie alle Höhen und Tiefen eines Startups miterlebt. Vom Superstar der Startup-Szene über die Wahl von Ava zum Startup des Jahres zu Millionenbeträgen, die in die Firma geflossen sind. Dann ein Tiefpunkt in der Corona-Pandemie, die die Nachfrage nach Avas Fruchtbarkeitsarmband zurückgehen liess. Vor allem im entscheidenden Hauptmarkt, den USA. In den härtesten Phasen musste von Bidder 40 von 100 Angestellten entlassen. Ava-Gründerin Lea von Bidder orientiert sich an offensiven amerikanischen Startups «Das war sicher etwas vom Schwierigsten, das ich in meiner Karriere je gemacht habe», resümierte sie im Interview mit dem Schweizer Fernsehen. Sie wünsche es niemandem, aber es gehöre auch zum Startup-Dasein: «Wenn man von Anfang an Angst hätte, dass einem so etwas passiert, würde man gar nicht erst beginnen», so von Bidder. Angst spielte in der Gründerinnenkarriere von von Bidder nie die grösste Rolle. In ihren Jahren im Silicon Valley befreite sie sich schnell von der Schweizer Vorsichtskultur und orientierte sich an Gründerinnen und Gründern, die amerikanisch offensiv auftraten. Die Anfänge waren bescheiden in einem Coworking-Space in San Francisco, weit ausserhalb der helvetischen Komfortzone und im Wettbewerb mit Innovatorinnen und Innovatoren aus aller Welt. Nun acht Jahre später die Übernahme durch eine amerikanische Firma. Über den Verkaufspreis des Startups haben die beiden Parteien Stillschweigen bewahrt. Ob die Corona-Delle einen empfindlichen Preisabschlag mit sich brachte, ist offen. Sichtbar aber werden die Verdienste der Unternehmerin, die weit über diesen Exit hinausgehen. Einer hat mit dem Femtech-Markt zu tun und einer mit von Bidders Rolle als Startup-Star. Schweizer Startup Ava als Referenz Die Schweiz ist laut dem «Global Femtech Industry Report» der Agentur Femtech Analytics inzwischen ein Zentrum für Technologiefirmen, die sich auf Frauengesundheit konzentrieren. Dem Bericht zufolge sticht sie insbesondere bei Femtech-Firmen mit Fokus auf Longevitiy hervor. So befindet sich den Angaben zufolge mehr als die Hälfte solcher Firmen aus Kontinentaleuropa in der Schweiz. Weltweit betrachtet habe die Schweiz bei Femtech-Firmen mit diesem Schwerpunkt einen Marktanteil von 13 Prozent, womit sie nach den USA (58 Prozent) den zweiten Platz belegt. Der Bericht gibt auch eine Übersicht über die Anzahl aller Femtech-Firmen innerhalb der Schweiz. Dabei ist der Kanton Zürich mit 14 Firmen an erster Stelle, gefolgt von den Kantonen Waadt, Basel-Stadt, Genf und Bern. Insgesamt sind dem Bericht zufolge 33 Femtech-Unternehmen in der Schweiz ansässig. Die Schweiz punktet aber auch mit der Anzahl von Organisationen und Netzwerken, die sich für die Förderung von Femtech einsetzen. So befinden sich 14 Prozent dieser Einrichtungen weltweit in der Schweiz. Im Schatten von Lea von Bidder ist also eine respektable Branche herangewachsen, die die Innovation in diesem Bereich vorantreiben wird. Natürlich ist von Bidder dafür nicht alleine verantwortlich, aber dass das Thema Femtech bei Investorinnen und Investoren überhaupt auf dem Schreibtisch landet, dürfte in einigen Fällen auch damit zu tun haben, dass Lea von Bidder und ihr Startup eine respektable und erfolgreiche Referenz waren. Lea von Bidder komplett überzeugt von Mission und Produkt Immer wieder erzählte Lea von Bidder, mit welcher Irritation manche Investoren reagiert haben, als sie mit dem Thema Frauengesundheit und Fruchtbarkeit ankam. Es ist ihr anzurechnen, dass sie hier eine Schneise für andere Firmen geschlagen hat. Die zweite Ebene von von Bidders Bilanz dürfte ihre Wirkung in der Öffentlichkeit gewesen sein. Sie war eine der ersten Schweizer Jungunternehmerinnen, die sich genauso verhalten haben, wie es männliche Gründer immer schon getan haben: Komplett überzeugt vom eigenen Produkt, offensiv im Selbstmarketing, präsent und um keinen öffentlichen Auftritt verlegen. Bei von Bidder galt das manchen als zu forsch, zu offensiv, zu marketinglastig. Heute hört man diesen Vorwurf gegenüber Gründerinnen kaum mehr. Sie alle haben mit Lea von Bidder ein Vorbild bekommen. Die ungerechte Bias im Umgang mit Gründerinnen in der Schweiz dürfte von Bidder nachhaltig verändert haben.

Ava-Gründerin Lea von Bidder hat Schweizer Startup-Szene verändert – eine Bilanz nach Verkauf an Femtec-Health

Lea von Bidder hat die Schweizer Startup-Szene verändert – zum Besseren