Also doch: Nur zwei Wochen, nachdem der holländische Impfstoffhersteller Crucell ein freundliches Übernahmeangebot für Berna Biotech angekündigt hat, zeigt auch Novartis Interesse. Damit erhält die Vermutung, dass Berna-CEO Kuno Sommer auf dieses Szenario spekuliert, neuen Auftrieb.

Als Crucell Mitte Dezember den Aktionären des Berner Impfstoffherstellers das Tauschangebot für ihre Anteile unterbreitete, sagte Berna-Chef Kuno Sommer der «HandelsZeitung» hinsichtlich Offerten von Grosskonzernen: «Wir glauben, dass wir die Grösse haben, um aus eigener Kraft weiterzukommen. Gleichzeitig werden wir natürlich als potenzieller Partner attraktiver.» Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es Sommer selber war, der bei Crucell an die Tür geklopft hatte. Ronald Brus, Chef des holländischen Biotech-Unternehmens, berichtete in einem Interview von der ersten Begegnung: «Ich traf Kuno Sommer an einer Veranstaltung in London vor etwa eineinhalb Jahren. Nach meinem Referat kam er auf mich zu und erklärte, dass wir die gleiche Mission hätten.»Nach einigen Monaten habe man das Gespräch wieder aufgenommen und das gemeinsame Verständnis gespürt.

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Berna und Crucell schweigen

Nach dem Einstieg von Novartis dürfte Ronald Brus sich gefragt haben, ob er von Sommer nur als Köder verwendet worden sei. In einer Medienmitteilung lässt Berna jedenfalls verlauten, dass man prüfen werde, ob eine Novartis-Offerte dem Tauschangebot von Crucell «tatsächlich überlegen ist». Novartis wird den Berna-Aktionären für ihre Papiere Cash anbieten, bestätigt eine Novartis-Sprecherin. Solche Aussichten dürften manche Anleger veranlassen, erst einmal abzuwarten, insbesondere die institutionellen.

Die Frist für das Crucell-Angebot läuft am 20. Januar 2006 aus. Bis dahin müssen den Holländern zwei Drittel aller Berna-Aktien angedient worden sein. Falls nicht, verfällt das Angebot. Vor einigen Tagen noch zeigte sich Crucell optimistisch, die 66,6%-Marke zu erreichen. Heute schweigt Konzernsprecher Harry Suykerbuyk und verweist stattdessen auf eine dürre Mitteilung, dass man den Buchprüfungsantrag von Novartis zur Kenntnis genommen habe. Auch Berna Biotech schweigt. Nun ist der Ball beiNovartis. Bis wann die Basler über ein Angebot entscheiden, lässt die Novartis-Sprecherin offen. Konzernchef Daniel Vasella weiss offensichtlich, was er an Berna hat: «Das Dossier habe ich sicher zehnmal auf demPult gehabt», sagte er in einem Interview.

Dass Novartis gerade jetzt aktiv wird, ist kein Zufall. Der Konzern investierte im laufenden Jahr 14 Mrd Dollar in diverse Deals, um seine Marktposition zu stärken. Der Kauf von Berna zum aktuellenPreis von 550 Mio Fr. wäre ein relativ kleiner Fisch. Überlässt Novartis Berna den Holländern, könnte ein Konkurrent heranwachsen: Nach dem Zusammenschluss würden Crucell und Berna zum sechstgrössten unabhängigenImpfstoffhersteller der Welt aufsteigen und direkt hinter Novartis rangieren. Das weiss auch Kuno Sommer.