Dem Jeanshersteller Big Star steht das Wasser bis zum Hals: Statt dem kriselnden Unternehmen neuen Schub zu verleihen, muss der seit einem Jahr amtierende CEO Gerhard Mollenkopf weitere Umsatzeinbussen hinnehmen. «Der Umsatz sank letztes Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz unter 100 Mio Fr.», sagt Mitbegründer und Verwaltungsrat Laurin Faeh auf Anfrage. Im Vorjahr waren es noch 119 Mio Fr. Auch das laufende Jahr brachte bisher keine Wende: «Es ist hart im Moment», so Faeh.

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So genau weiss Faeh über die Bilanzzahlen aber gar nicht Bescheid. Denn die werden noch unter Hochdruck zusammengestellt, damit sie in letzter Minute im Juni vor der Generalversammlung vom 25. Juni in Basel präsentiert werden können. Ein Grund für die Verzögerung sei der Abgang des Finanzchefs Thomas Spaar. Er verschwand im Dezember ohne Bekanntgabe durch die Hintertüre und ist erst letzten Monat durch Martin Tschumi ersetzt worden. Klar ist: Der Verlust von 1,9 Mio Fr. im 1. Semester 2003 dürfte sich weiter vergrössert haben. So hatten sich das Faeh und sein Bruder und Mitbegründer Edwin nicht vorgestellt, als sie 2000 nach einer Übernahmeschlacht wieder die Kontrolle über Big Star übernommen hatten. Die Faehs halten seit 2000 als Hauptaktionäre über die Tsufa AG mit anderen Aktionären 82,85% am Aktienkapital von Big Star. Bis spätestens in einem halben Jahr wollen sie ihren Anteil an Big Star wieder reduzieren. «Wir sind derzeit mit drei potenziellen Aktionären im Gespräch», sagt Faeh. Das Unternehmen braucht frisches Kapital.

Auch Verkauf wird geprüft

Allerdings würden auch Verkaufsgespräche geführt. «Ein Verkauf ist zwar immer eine Option, aber auch eine Frage des Preises», erklärt Faeh. Er glaube nicht, dass potenzielle Käufer vom derzeitigen Aktienkurs abgeschreckt würden, der zurzeit im freien Fall ist. Schliesslich würden gerade mal 8% der Aktien frei gehandelt. Der Fall akzentuierte sich seit dem Abgang von Finanzchef Spaar Ende 2003. Seit Jahresbeginn schrumpfte die Aktie um über 40% auf einen neuen Tiefststand. Allein Anfang dieser Woche brach der Titel um 20% ein.

Faeh: «Auch wenn das Engagement kein Honigschlecken ist, den Bettel hinwerfen würde ich nicht.» Was die Liquidität anbelangt, hat er nur bis Juli eine Verschnaufpause. In den Monaten Januar bis März und August bis November, wenn die Mode für die kommende Saison ausgeliefert wird, sinken die flüssigen Mittel jeweils massiv. Bis Ende März ist das Liquiditätspolster frappant geschmolzen. Genaue Zahlen wollte Faeh nicht nennen. Aber: «Jetzt, wo Zahlungen eingetroffen sind, sieht es wieder besser aus», erklärt er. Eine Bilanzsanierung sei derzeit kein Thema. Auch sei Big Star derzeit nicht überschuldet.

Big Star Letzter Kurs: Fr. 141.25

(in Mio Fr.) 1. Sem 2003 2002 %

Umsatz 45.8 67.7 32.2

Ebit 2.9 1.9

Flüssige Mittel 1.93

Reingewinn 1.9 0.3

Beschäftigte 333 379 12

Fazit: Die Bilanzzahlen, die im Juni präsentiert werden sollen, werden den Fall der Aktie kaum bremsen. Die Liquiditätssituation wird sich ab August, wenn die Produktion ausgeliefert wird, wieder anspannen. Beruhigung bringen könnten neue Aktionäre.