Skeptiker stellten die Frage schon 1997. Damals, als die Migros die Globus-Gruppe für 700 Millionen Franken übernommen hatte. Die Frage lautete so: Kann ein Volkskonzern, der seinen Genossenschaftern das Nötige für den Alltag zum besten Preis verspricht, auch im glitzernden Warenhaus-Geschäft reüssieren? Passt Globus’ Hochpreis-DNA zum Dutti Erben? Kurz: Kann die Migros Luxus?

«Für die Hausfrau, die rechnen muss und die intelligente Frau, die rechnen kann», lautete das Credo von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler. Seit 1997 versucht der orange Riese auch intelligente Frauen und Männer zu bedienen, die «das Besondere im Alltag» suchen, wie es der Globus-Claim verspricht. Besonders gut hat die Migros das nicht hinbekommen.

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Noch nie hat ein neuer Migros-Chef in so kurzer Zeit so vieles umgekrempelt

Sie hat es, betrachtet auf die ganze Globus-Gruppe, zu der beim Kauf auch Interio, Office World und ABM gehörten, auf der ganzen Linie nicht gut hinbekommen. Das Tiefpreis-Warenhaus ABM: Nach der Jahrtausendwende nach mehreren erfolglosen Neustarts beerdigt. Office World: 2017 an einen österreichischen Konzern verkauft. Globus und Interio, wir wissen es seit heute: Zum Verkauf ausgeschrieben.

Der in dieser Schnelligkeit unerwartete Schritt trägt die Handschrift von Fabrice Zumbrunnen. Noch nie hat ein neuer Migros-Chef in so kurzer Zeit so vieles umgekrempelt. Da scheint auch die Verkaufsanzeige für Globus der richtige Schritt zu sein: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Immerhin machte die Migros diesen Frühling eine Globus-Wertberichtigung über 90 Millionen Franken publik, ausgehend von der Beurteilung der Geschäftsaussichten.

Zumbrunnen tut mit dem Verkauf das Richtige. Aber er tut es zur falschen Zeit. Denn vor drei Monaten noch sprach er von einer Transformationsphase, die zwei Jahre in Anspruch nehmen würde. Nun soll dies eine neue Eigentümerschaft in Angriff nehmen.In der Chefetage der Migros hat man offenbar die Nerven verloren und macht tabula rasa. Die heutige Nachricht ist eine Schock-Nachricht für all jene, die an eine Transformation glaubten und losgerannt waren für einen zweijährigen Sprint.

Es ist der «Black Thursday» für die gesamte Globus-Belegschaft. Und für die Migros selber: Mit der Verkaufsanzeige dürfte der Preis talwärts sinken. Gut ist diese Nachricht nur für eine Zielgruppe: Für intelligente Firmen mit Übernahme-Gedanken, die rechnen können.