Selbständige und Kleinunternehmen scheitern nicht selten am administrativen Aufwand. Ein Problem, das der Vergangenheit angehören soll. Denn nun übernimmt der Computer: Die neu gegründete Organisation Swiss21.org lanciert ein Angebot, mit dem Schweizer Startups und Kleinunternehmen ihr gesamtes Geschäft digital abwickeln können. Und das erst noch gratis.

«Wir wollen damit die Kleinunternehmen ins 21. Jahrhundert holen und ihnen bei der Digitalisierung helfen», sagt Mitgründer Walter Regli. Das erkläre die Zahl 21 im Namen. Konkret steht den Nutzern eine cloudbasierte Software bereit, mit der sich etwa Buchhaltung, Onlineshop, Rechnungssystem und Zeiterfassung abwickeln lassen.

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Und so funktioniert der Service: Bestellt ein Kunde im Online-Shop etwas, wird die Bestellung erfasst, eine professionell daherkommende Rechnung verschickt, die Buchhaltung angepasst und falls nötig gar eine Mahnung verschickt. Das integrierte Kundenmanagement-Tool speichert zudem sämtliche Daten. Je nach Wunsch läuft alles automatisch. Ein integriertes Dashboard bietet dem Kleinunternehmer zudem jederzeit den Überblick über seine Finanzen. «Die Selbständigkeit wird dadurch einfacher», sagt Regli. Der Unternehmer spare Zeit und könne sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

So finanziert sich der Dienst

Hinter Swiss21.org steht ein Konsortium von Schweizer IT-Unternehmen – etwa die Software-Hersteller Abacus, Peppershop und Orphy. Die Geschäftsleitung übernimmt die Fasoon AG, die eine Online-Plattform für Firmengründungen betreibt. «Wir sind aber auch offen für andere Software-Hersteller», sagt Regli. Die Bedingungen: Es müssen Schweizer Anbieter sein, die ihre Dienste cloudbasiert und gratis bereitstellen.

Ein Gratis-Buchhaltungsdienst für jedermann, das klingt schön und gut. Doch wo ist der Hacken? Laut Regli gibt es keinen: «Wir machen das, weil sonst früher oder später ein ausländischer Anbieter in die Schweiz kommt. Und die ganzen Daten abzieht.» Diese Gefahr bestehe bei Swiss21.org nicht. Die Datenhoheit liege stets beim Nutzer, zudem sei das Angebot nicht gewinnorientiert. Finanziert wird der Service durch die beteiligten Firmen. Sie hoffen, dass Kleinbetriebe auf kostenpflichtige Produkte umsteigen, wenn die Unternehmen wachsen.

50'000 Nutzer will der Dienst gewinnen

Der Gratis-Dienst ist beschränkt auf jährlich 2100 Rechnungen, 2100 verkaufte Artikel oder 2100 Kontakten. Übersteigt ein Nutzer diese Grenzwerte, kann er auf je 5000 Rechnungen, Artikeln und Kontakte aufstocken – dann werden aber monatlich 21 Franken fällig. Wem selbst dieses Angebot nicht ausreicht, könne problemlos seine Daten exportieren und auf ein professionelleres System wechseln. Auch zu einem fremden Anbieter.

Live gehen soll der Swiss21.org im Mai: Erst in der Deutschschweiz, nächstes Jahr in der Romandie, 2020 im Tessin. Bis dahin sollen 50’000 Unternehmer die Plattform nutzen – das wären 10 Prozent der KMU.

Auf dem Markt gibt es bereits andere Dienste

Swiss21.org ist aber nicht der erste Anbieter in der Schweiz, und schon gar nicht weltweit: Seit rund neun Jahren bietet runmyaccounts.ch einen ähnlichen Dienst an und verspricht eine einfache Abwicklung der Buchhaltung. Der Service ist jedoch von Anfang an kostenpflichtig und bietet keine Free-Test-Version. Relativ neu ist die Buchhaltungssoftware Bexio von einem Startup aus Rapperswil. Ein Standard-Paket für ein KMU kostet 59 Franken.

Das in Münchenstein beheimatete Startup CashCtrl bietet ebenfalls eine Gratis-Lösung an, bei dem man eine doppelte Buchhaltung führen und Rechnungen verschicken kann. Das Startup verspricht: «Die Free-Version von CashCtrl bleibt für immer kostenlos.» Das Startup ist seit rund fünf Jahren am Markt tätig.

Der Partner von Swiss21.org, Abacus, hat bereits ein eigenes Tool mit dem Namen Abaninja auf dem Schweizer Markt. Die rund 6000 Abaninja-Nutzer werden ab Mai automatisch auf den umfangreicheren Dienst von Swiss21.org migriert.