Die Business-Idee

Zwei von fünf Menschen in der Schweiz haben Rückenschmerzen, 22 Prozent sogar mehrmals wöchentlich – das zeigt der Rückenreport Schweiz 2020 der Rheumaliga. «Chronische Rücken-, Nacken- oder Schulterleiden sind weltweit das Gesundheitsproblem Nummer eins», sagt Michael Breiter. Mit seinem Startup Calopad will er Symptome lindern und das Gesundheitssystem entlasten: «Schmerzmedikamente sind auf Dauer ungesund, teure Massagen oder sogar Operationen belasten das Gesundheitssystem extrem», sagt der Gründer und CEO. «Deshalb haben wir das weltweit erste wiederverwendbare und smarte Wärmepflaster entwickelt, das gezielt an den schmerzenden Stellen Beschwerden lindert.» Mit 42 Grad Celsius soll das akkubetriebene Pflaster die optimale Temperatur zur Schmerztherapie und Muskelregeneration haben und kann mit frischen Klebefolien bestückt immer wieder verwendet werden.

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Die Gründer

Auf die Idee kam Breiter 2016, weil seine Freundin mit anhaltenden Rücken- und Nackenverspannungen Probleme hatte. «Wir haben viel ausprobiert und gemerkt, dass Tiefenwärmetherapie den besten Effekt hat», erinnert er sich. Das Problem: «Gängige Wärmepflaster sind Wegwerfprodukte, die zudem nicht warm genug werden und keine konstante Wärme abgeben.» Also beginnt der Luzerner Tech-Unternehmer, der bereits die Terminbuchungs-Plattform Calenso mitgegründet hat, zu recherchieren und ein Gründerteam aufzubauen.

Zum Start greift dem Startup das Unternehmen hinter Calenso (Braincept) finanziell unter die Arme. «Durch diese Querfinanzierung konnten wir sorgenfrei unser Produkt entwickeln», so der CEO. Im Oktober 2020 gründet Breiter gemeinsam mit dem Hardware-Experten Patrick Degelo, dem Naturarzt Mirko Cortese und der luzernischen Seedcapital Invest die Calopad AG. Im März 2021 erfolgt der Markteintritt. Mittlerweile sind die ersten zweitausend 8 mal 8 Zentimeter grossen Pflaster verkauft. «Wir haben bereits eine Warteliste. Aufgrund der Lieferengpässe durch Corona können wir etwa im April wieder liefern», so der CEO.

Der Markt

Neben Medikamenten und Schmerzsalben empfehlen Experten bei Rückenschmerzen Wärme und vor allem Bewegung. «Deshalb haben wir ergänzend zum Pflaster auch eine App entwickelt, die über 180 Physiotherapie-Übungen für Schmerzpatienten bereithält», sagt Breiter. Zudem tüftle das Jungunternehmen bereits an der Integration einer Tele-Physio-Sprechstunde via App, an Sensoren, die Schmerzpunkte und Verspannungen gezielt erkennen, sowie an einer zusätzlichen Kühlfunktion, die in den «Tesla unter den Wärmepflastern» integriert werden soll. «Unser Produkt ist weltweit einzigartig», ist Michael Breiter sicher. Das Pflaster ist bereits als medizinisches Produkt zertifiziert. Calopad hat Patente in über vierzig Ländern angemeldet.

Das Kapital

Ein smartes Pflaster gibt es samt Klebefolien-Starter-Kit ab 189 Franken, frische Tapes für bis zu drei Behandlungen gibt es für 2.90 Franken. 470’000 Franken kamen durch die Luzerner Zimmermann-KMU-Stiftung in die Startup-Kasse. Aktuell suchen die Gründer Investoren (Series A) und hoffen auf eine Gesamtsumme von 4,5 Millionen Franken, um die Expansion vorzubereiten. Im dritten Quartal 2023 soll eine weitere Finanzierungsrunde über rund 11 Millionen Franken folgen, die den Markteintritt in den USA ermöglichen soll.

Die Chance

Sieben Mitarbeitende beschäftigt Calopad aktuell. Bis Ende des Jahres möchte das Team auf bis zu dreissig Personen wachsen. «Nach dem Abschluss der Finanzierungsrunde wollen wir speziell in die Bereiche Sales, Marketing und Softwareentwicklung investieren», sagt Michael Breiter. Partnerschaften mit fünf Schweizer Krankenkassen und der Rheumaliga hat das Startup schon. «Ziel ist es, Kooperationen mit weiteren Versicherern sowie Physiotherapie-Anbietern zunächst im Inland, dann DACH-weit und bis 2026 weltweit auszubauen.»

Stefan Mair
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