Heerscharen von Schülerinnen und Schülern haben ihre ersten kreativen Gehversuche mit einem Prismalo in der Hand unternommen. Ein dreissigteiliges Set Farbstifte, verstaut in einer Blechbox, deponiert unter dem Christbaum; den einen bedeutete dieses Weihnachtsgeschenk viel, anderen wiederum vermochte es die eigenen Unzulänglichkeiten im gestalterischen Bereich vor Augen zu führen. So, wie im Falle von Silvio Laurenti. Denn ein guter Zeichner sei er nie gewesen, erinnert sich der gebürtige Tessiner an seine Kindertage, in denen die Mutter ihm mehr als nur ein Mal auf die eher krakelnden denn kolorierenden Finger geklopft habe. Langzeitschäden hat es indes keine abgesetzt: Laurenti ist heute Generaldirektor bei Caran d'Ache und somit Chef eines Unternehmens, das mit seinen zum Schreiben und Zeichnen bestimmten Erzeugnissen weltweit für das Label Switzerland steht, wie weiland Toblerone oder Ovomaltine.

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4500 Produkte, 120 Farben

Ihren Anfang nimmt die Geschichte des bekannten Schweizer Herstellers von Farbstiften und Schreibgeräten zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Damals, 1924, gründete der St. Galler Industrielle Arnold Schweitzer auf den Pfeilern der Schweizerischen Bleistiftfabrik in Genf das Unternehmen Caran d'Ache. Den Firmennamen wählte Schweitzer in Gedenken an den von ihm verehrten französischen Karrikaturisten Emmanuel Poiré, der seine spitzfedrig gezeichneten Werke mit dem Pseudonym «Caran d'Ache» zu signieren pflegte. Poiré seinerseits hatte sich seinen Künstlernamen dem Russischen entlehnt: «Karandasch» bedeutet Bleistift als Firmenname für eine Bleistiftfabrik geradezu ideal.

Bereits 1929 brachte Arnold Schweitzer mit dem Druckbleistift «Fixpencil» einen ersten Kassenschlager auf den Markt, zwei Jahre später folgte mit dem wasservermalbaren Prismalo-Farbstift bereits der zweite. Die einstigen Weltneuheiten werden auch heute noch hergestellt und gehören zu den Aushängeschildern der weit über 4500 verschiedene Produkte umfassenden Palette, die von der Mine über Blei-, Farb- und Filzstift bis hin zu Neocolor und Wasserfarbe, Kugelschreiber und Füllfederhalter reicht. Einzelne Reihen warten mit Farbspektren von bis zu 120 Nuancen auf. Angesichts einer solch üppigen Farbfülle sind es denn neben Schülern und Normalbegabten auch namhafte Künstler, die zum Skizzieren und Vollenden gerne zu den Stiften aus Thônex greifen. Architekt Mario Botta etwa oder zu Lebzeiten Pablo Picasso. Und verabschiedet sich ein honorabler Staatsgast aus Bundesbern, so winkt er den Zurückgebliebenen mitunter mit einem Kuli aus der Collection «Ecridor» zu das Departement für Äusseres zählt ebenso zu den Kunden von Caran d'Ache wie die Privatwirtschaft, der das «Made in Switzerland» genauso wichtig ist wie die Funktionalität und Qualität des Werbegeschenks.

Der Bleistift ohne Blei

Unablässig rattern die Maschinen im Fabrikgebäude nahe der schweizerisch-französischen Grenze. Es wird gestanzt, geformt, gesägt. Nach und nach wird aus einer Graphitmasse und einem Stück kalifornischen Zedernholzes ein Bleistift (wobei diese Bezeichnung gänzlich falsch ist, findet sich doch kein Blei in der Mine). Werden die Farb- und Graphitstifte hauptsächlich maschinell gefertigt, so ist bei der Herstellung von Füllern und Kugelschreibern viel Handarbeit mit im Spiel. Eine Unzahl kleiner und kleinster Teilchen wird behände zu einem Ganzen zusammengefügt. «Die Liebe zum Detail geht bei uns sehr weit», bemerkt Unternehmenssprecherin Renate Stern und verweist auf Gravuren und Verzierungen, die erst beim zweiten Hinschauen ersichtlich werden. Ein bisschen erinnert die Szenerie rund um die Werkbänke an ein Uhrmacheratelier, und nicht wenige der 290 Caran d'Ache-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammen denn ursprünglich auch aus dieser Branche, verrät Stern.

Ihren Umsatz, über den sich die Geschäftsleitung beharrlich ausschweigt (Schätzungen der «Handelszeitung» gehen von rund 80 Mio Fr. aus), erwirtschaftet Caran d'Ache je zur Hälfte in der Schweiz und im Ausland. Ebenfalls die Waage halten sich die Zahlen, was den mit dem Verkauf von Farbstiften und Schreibgeräten (Kugelschreiber, Füllfederhalter) erzielten Gewinn anbelangt. Inskünftig dürfte gemäss Silvio Laurenti zusätzlich eine Verschiebung in Richtung letzteres Segment stattfinden. Denn Caran d'Ache forciert seit gut drei Jahren vermehrt den Sektor Luxusschreibgeräte, in dem mit Montblanc ein namhafter (französischer) Konkurrent vom Gipfel grüsst. «Wir haben den Namen, wir haben das Know-how, wir haben die Qualität und die entsprechenden Produkte ich bin überzeugt, dass uns die Positionierung in diesem Segment gelingen wird», gibt sich Laurenti zuversichtlich. Das Repertoire der klassischen Schreibgeräte findet zudem Erweiterung durch luxuriöse Feuerzeuge oder Lederartikel.

Um die edlen und schönen Stücke zudem entsprechend präsentieren zu können, wird momentan auch am Auftritt der Kultmarke geschliffen. «Shop-in-Shop» lautet das Konzept, welches die Präsentation der Schreibinstrumente und Accessoires in eleganten Vitrinen umfasst und im Welschland an verschiedenen Orten (u.a. bei Globus) bereits praktiziert wird. Das edelste Stück aus dem Hause Caran d'Ache, ein diamantbesetzter Füller, der gar den Einzug ins Guinnessbuch der Rekorde gefunden hat, dürfte ebenda kaum zur Auslage gelangen. Was bei einem von Harrods mit 269000 Englischen Pfund (rund 630000 Fr.) veranschlagten Preis weiter auch nicht wirklich verwundert.



Firmen-Profil:

Name: Caran d'Ache, 19, chemin du Foron, 1226 Thônex-Genève

Gründung: 1924 durch Arnold Schweitzer

Geschäftsleitung: Silvio Laurenti, Managing Director

Produkte: Farbprodukte zum Zeichnen und Malen, Schreibgeräte und Luxusaccessoires.

Volumen: Jährlich 50 Mio. Bleistifte und Farbstifte

Umsatz: Rund 80 Mio Fr.

Beschäftigte: 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Internet: www.carandache.ch