Sie waren jahrelang medikamentensüchtig, litten an Depressionen. Und haben das in Ihrem neuen Buch auch noch publik gemacht. Wie waren die Reaktionen?
Carsten Maschmeyer: In meinem Mailordner und in den sozialen Medien bekam ich zahlreiche Rückmeldungen. Die meisten lauten: Danke. Oder: Chapeau für Ihren Mut. Ich sprach wohl ein Thema an, bei dem ich ein warnendes Beispiel für andere sein kann.

Und vielleicht helfe ich, Depressionen und Medikamentenkonsum zu enttabuisieren. Das wäre dann schon ein guter Schritt.

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In der Business-Community sind mentale Schwächen und Süchte ein Tabuthema.

So ist es. Und das ist traurigerweise nicht gut. Denn jeder Dritte schrieb mir: Ich hatte selber Depressionen – oder mein Bruder oder meine Schwester oder mein Arbeitskollege.

Das ist auch nicht verwunderlich, denn in Zentraleuropa haben 25 Prozent aller Erwachsenen im Laufe ihres Lebens eine psychische Erkrankung – und leiden unter Angsterkrankung, Burn-out, Schlaflosigkeit oder Depression.

 

Carsten Maschmeyer

Funktion: Präsident der Maschmeyer Group, Startup-Investor, Juror der Starup-Sendung «Höhle der Löwen», Buchautor, Speaker, Mitglied diverser Stiftungen

Alter: 62

Familie: Verheiratet mit Schauspielerin Veronica Ferres

Ausbildung: Abitur, zwei Jahre Ausbildung bei der Bundeswehr, Beginn eines Medizinstudiums in Hannover, Nebentätigkeit bei der OVB Vermögensberatung, Ehrendoktortitel der Universität Hildesheim

Karriere:

1983 bis 1987: Direktor der OVB Vermögensverwaltung

1987: Gründung des Finanzvertriebs Allgemeiner Wirtschaftsdienst (AWD)

2000: Börsengang des AWD

2007: Verkauf des AWD an Swiss Life

2011 bis heute: Chef der Maschmeyer Group

Seit 2016: Investor bei der Sendung «Die Höhle der Löwen» (Vox)

Hat Sie das Schreiben über Ihre Sucht verändert?

Ja, definitiv. Es war kurz vor Weihnachten 2020, als ich begonnen habe, mein neues Buch – «Die sechs Elemente des Erfolgs» – zu schreiben, übrigens mit dem Einverständnis der Familie. Gegen Ostern war mir klar, ich werde kein Buch schreiben nach dem Motto: «Immer höher, weiter, schneller», sondern ich werde auch mit meinen Tiefpunkten offen umgehen. Auch damit nicht der Eindruck entsteht: Okay, Maschmeyer – dickes Konto, Fernsehstar, tolle Frau.

Sondern?

Auch Maschmayer hatte tiefe, dunkle Phasen. Und: Auch ich selbst kann etwas ändern, um mein Leben neu zu gestalten. So war es bei mir: Die grössten Veränderungen meines Lebens hatte ich nach Rückschlägen.

stilnox

Stilnox: Starkes Schlafmittel mit Nebenwirkungen.

Quelle: ZVG

Sie wuchsen als Kind einer alleinerziehenden Mutter auf, kannten Ihren Vater nicht, Ihre erste Ehe scheiterte, Ihren Stiefbruder lernten Sie erst kürzlich kennen, im Militär wurden Sie gemobbt, Sie litten an Pillensucht. Ihre Karriere ist Ihre Antwort auf Hindernisse und Rückschläge?

So einfach kann man sich das nicht machen. Wahr ist, dass es bekannte Unternehmer gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und bekennen: «Am meisten gelernt habe ich aus Fehlern.

Deshalb beabsichtige ich, weitere zu machen.» Ernsthaft: Keiner fällt absichtlich in ein Loch oder stellt sich ungeschickt an. Aber die Veränderungsbereitschaft nimmt unter schwersten Bedingungen zu – dann, wenn es richtig wehtut.

Hat Ihre Depression auch was mit dem Verkauf Ihrer Firma an die Swiss Life zu tun? Der Versicherungsbroker AWD war Ihr Kind, dann haben Sie die Firma für 1,5 Milliarden Franken verkauft.

Der Verkauf fand 2007 statt. Das erste Burn-out hatte ich im Herbst 2003. Davor spulte ich ein unmenschliches Programm ab: Ich wollte es allen recht machen, Analysten, Kunden, Aktionären, Mitarbeitenden.

Das war ein Riesenprogramm für mich als Gründer, Visionär, CEO und Hauptaktionär. Ich hatte 18-Stunden-Tage, nicht selten auch an den Wochenenden. Und erlebte ein leichtes Burn-out, verbunden mit Schlafstörungen. Dann ging ich zum Arzt.

«Als ich meine Firma AWD an die Swiss Life verkaufen konnte, sah ich das auch als Chance, aus dem Hamsterrad herauszukommen.»

Und der hat Ihnen Ruhe verschrieben?

Nein, der hat gar nicht nach meiner Agenda gefragt und mir auch nicht gesagt, wie ein normaler Tag aussieht. Dass man um spätestens zwanzig Uhr mit der Arbeit aufhört, dazwischen Pausen macht, durchatmet, spazieren geht, vor dem Schlafengehen in einem Buch liest. Und irgendwann mal Schluss macht und schläft.

Stattdessen verschrieb er mir Medikamente gegen Schlafstörungen. «Die nehme ich auch, wenn es mir nicht gut geht», sagte er mir.

Welches Medikament?

Mein Arzt gab mir damals das Schlafmittel Stilnox; der Wirkstoff Benzodiazepine betäubt und kann Depressionen zur Folge haben. Für mich war es eine absolute Fehlmedikation. Zu meiner Überlastung kamen damals private Probleme hinzu: Meine Ex-Frau hatte mich mit den Kindern verlassen.

Als sich dann die Möglichkeit bot, meine Firma AWD vier Jahre später an die Swiss Life zu verkaufen, sah ich das auch als Chance, aus dem Hamsterrad herauszukommen.

«Den Verkauf meiner Firma sah ich als Chance, aus dem Hamsterrad zu kommen.»

Eine Illusion?

Teilweise, ja. Ich hatte ich die Vorstellung, nach dem Verkauf weniger Druck und Stress zu haben. Dann kamen zwei Dinge zusammen: Die narkotisierende Wirkung von Stilnox und das Gefühl, es fehle etwas – Job, Aufgabe, Herausforderung. Dieses Phänomen kennt ja auch, wer plötzlich seinen Job verliert oder in Pension geht.

Meine Hauptsucht, die grosse Abhängigkeit, begann im Herbst 2009 und hatte ihren Höhepunkt im Frühjahr 2010, also zweieinhalb Jahre nach dem Verkauf an die Swiss Life.

Zum Höhepunkt nahmen Sie viele Schlaftabletten?

2003 begann ich mit einer halben Tablette abends, ein Jahr später war es eine ganze, ein Jahr später waren es anderthalb, im Herbst 2009 sechs bis acht Stück. Im Mai 2010 war ich dann bei fünfzig Stück pro Tag angekommen.

Sie waren süchtig?

Das war ich – und gefühlt war es damals der Point of no Return. Ich hatte erste neurologische Ausfallerscheinungen, konnte nicht mehr gut gehen, musste mich am Treppengeländer festhalten. Ich fing in gewissen Situationen an zu lallen und zog mich immer stärker in die Isolation zurück. Rückzug und Abhängigkeit – die beiden Faktoren haben sich gegenseitig verstärkt.

Der Ansatz, Depressionen mit Schlafmitteln zu bekämpfen, war völlig falsch.

Niemand da, der Sie aus der Hölle holte?

Ich war nach dem Verkauf von AWD so etwas wie arbeitslos. Mein Vermögen war strukturiert, die Depotauszüge interessierten mich nicht so, wie mich meine frühere Arbeit begeistert hatte. Wie auch?

Es gab keine aktiven Geschäfte und Investments – und ich war nirgends operativ tätig. Zusätzlich hatte ich kaum Kontakt zu anderen Menschen.

Der Tagesablauf eines Arbeitslosen?

Ist natürlich nicht vergleichbar mit dem eines echten Arbeitslosen und ich will mir nicht anmassen, meine Situation mit der – auch materiellen – Not dieser Menschen zu vergleichen. Fakt ist: 2009 habe ich nur noch funktioniert, und zwar zwischen Bett und Küche.

Am Morgen wach werden, etwas essen, Tabletten schlucken, wieder hinlegen. Dann wieder kurz aufstehen, Tablette, Bett. So ging das wochenlang.

maschmeyer

Carsten Maschmeyer: TV-Star und Startup-Förderer.

Quelle: Maschmeyer Group

Wie sind Sie da wieder rausgekommen?

Ich machte einen harten Entzug und hatte grosse Unterstützung durch Professor Florian Holsboer, der bis 2014 Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München war. Er ist gebürtiger Schweizer und Chemiker und Arzt. Er begleitete mich beim Kampf gegen die Sucht.

Im klinischen Entzug sah ich bisweilen Fäden vor meinen Augen, nach denen ich zu greifen versuchte. Oder es flogen Tische durchs Zimmer. Allesamt Entzugserscheinungen.

Und wie kamen Sie wieder in die Spur?

Dank meiner Frau …

Schauspielerin Veronica Ferres.

Nach der Klinik traf ich mich mit Florian Holsboer, um ihm zu danken. Weil in seinem Institut nur ein altes Fahrradergometer stand, schenkte ich ihm zwei neue. Als ich dies abends meiner Frau erzählte, lachte sie und sagte: «Ergometer sind ja ganz okay, aber wie wäre es, wenn du mit Professor Holsboer eine Firma gründest, bring seine Forschung doch zu Menschen, die an Depressionen leiden.»

Dieser Impuls war enorm hilfreich. Also traf ich mich erneut mit ihm. So erfuhr ich, wie spannend seine Forschung und Innovationen sind. Das brachte mir Lebensenergie zurück. So wurde ich Startup-Investor.

«Ich schreibe meine Bücher nicht für Trader und Zocker.»

Mit welchem Projekt?

Professor Holsboer machte Labortests, sogenannte Biomarker, um herauszufinden, welche Art von Depression es gibt. Gehen die Wirkstoffe vom Antidepressivum an den richtigen Ort im Gehirn, können sie die Wächtermoleküle umgehen. Das hat mich fasziniert.

Irgendwann fragte ich ihn: «Professor, wäre das nicht eine tolle Geschichte: Arzt und Patient tun sich zusammen. Was Sie im Max-Planck-Institut erforschen, ist ja herausragend. Daraus gibts dann eine Studie in einer renommierten Fachzeitschrift. Auch klasse ...»

Aber?

Ich sagte ihm: «Wir müssen dieses Know-how aus der Wissenschaft in die Gesellschaft tragen. Dieser Austausch – from University to Society – findet in Deutschland nicht statt. Wir müssen doch Fabriken bauen, um diese Medikamente dann Patienten zur Verfügung zu stellen.

Dieses Engagement gab mir wieder einen Lebensinhalt. Immerhin leiden weltweit rund 300 Millionen Menschen an psychischen Erkrankungen. So entstand aus Gesprächen mit Professor Holsboer 2010 die Firma HMNC.

Gibts die Firma immer noch?

Absolut. Sie heisst heute HMNC Brain Health, H für Holsboer, M für Maschmeyer, N für Neuro und C für Chemie. Sie forscht im Bereich innovative Psychopharmaka. Sie ist sehr erfolgreich, ein erstes Produkt ist auf dem Markt, weitere sind in der Pipeline. Bei zwei Produkten laufen klinische Tests. Dann sind wir mit der Schweizer Firma Develco in einem Ketabon-Projekt.

Das ist in den USA eine Partydroge, aber sie wirkt auch gegen Depression. Wenn man dieses Mittel injiziert, ist man im Hoch, doch dann stürzt man ab.

Wenn der Arzt eine Retardtablette verschreibt, die über 24 Stunden konstant eine bestimmte kleine Dosis abgibt, kann eine Depression verringert werden. Und es entsteht kein Medikamentenkater.

Und wer gehört zum Team von HMNC Brain Health?

Verwaltungsratspräsident ist Franz Humer, ehemaliger CEO und Präsident von Roche; er ist ein Gigant in der Pharmakologie. Benedikt von Braunmühl, unser CEO, brachte das schwedische Diagnostikunternehmen Medicover an die Börse.

«Man kann sein Geld am besten in jungen Startups wachsen lassen.»

Das sieht nach einer ambitionierten Truppe aus. Ein Börsengang wäre eine Option? An der Nasdaq in New York?

Bitte haben Sie Verständnis, dass ich dazu nichts sagen kann.

In den USA werden derzeit horrende Multiples gelöst.

Das ist richtig, die Bereiche Medical Health und Medical Sciences sind zurzeit ein immer stärker boomender Markt.

Die Erfahrung mit HMNC Brain Health hat Sie beflügelt?

Ja, zwischenzeitlich bin ich auch bei Modern Health, einem Startup gegen mentale Erkrankung in San Francisco, investiert. Vor etwas über drei Jahren wurde die Firma mit 12 Millionen Dollar bewertet, jetzt sind es 1,2 Milliarden. Hier reden wir von einer B2B-Plattform, die grosse US-Konzerne nutzen.

Bei einer mental Illness gibt der Patient, die Patientin die Symptome ein. Ein Algorithmus gibt erste Ratschläge: Geh direkt zum Arzt, gönne dir Ruhe und so weiter.

Es geht um eine erste Triage, glücklicherweise eine, die weitaus positiver für die Patienten ist als die Triage, die während der Corona-Pandemie ortsweise angewendet werden musste.

Und wie schützen Sie vor, dass Sie keinen Totalabsturz mehr erleben?

Indem ich lebe, was ich schreibe. In meinen früheren Büchern gab ich Tipps, wie man auf dem Ergometer noch Mails beantwortet oder wie man auf einer 15-minütigen Taxifahrt vom Bahnhof zur Meetingroom vier Calls erledigen kann, um jede Minute auszunützen. Heute habe ich klare Gesundheitsregeln.

Ich arbeite im Maximum zehn Stunden am Tag, die erste Stunde am Morgen gehört mir und der Familie, das Smartphone ist aus. Ich nehme auch keine elektrischen Devices mehr ins Schlafzimmer. Wenn ich zwischendurch eine Pause mache, schreib ich keine Mails oder SMS.

Ich betreibe an sechs Tagen Sport, meist am Abend, um das Adrenalin abzubauen. Ich setze alles daran, dass ich mental gesund bleibe und körperlich fit.

WIESBADEN, GERMANY - FEBRUARY 02:  Veronica Ferres and Carsten Maschmeyer attend Ball des Sports 2019 Gala at RheinMain CongressCenter on February 02, 2019 in Wiesbaden, Germany. (Photo by Andreas Rentz/Getty Images)

Veronica Ferres, Schauspielerin, mit Carsten Maschmeyer.

Quelle: Getty Images

Funktionierts?

Fragen Sie meine Mitarbeitenden. Früher war ich getrieben, jeden Abend war etwas, ein Vortrag, ein Meeting, ein Event. Alles war dem Zweck untergeordnet, noch mehr Networking, noch mehr Umsatz und Gewinn zu schaffen.

Das mag kurzfristig funktionieren. Aber irgendwann kommt man ausgepowert und schlecht gelaunt ins Büro. Jetzt bin ich viel inspirierter, innovativer, effizienter.

In Ihren Bestsellern plädieren Sie für Anlegen in Aktienmärkte. Wenn Sie die Börsenbewertungen überblicken, kommt da nicht manchmal Skepsis auf?

Bei einem Drittel der Menschen, die Sorgen haben, geht es immer um Finanzsorgen: Konto überzogen, keine Reserven, Traum vom Eigenheim. Ihnen gebe ich Tipps für den kontinuierlichen Vermögensaufbau.

Da geht es um junge Leute, die jeden Monat 100 bis 200 Franken über zehn, zwanzig Jahre in gut performende Aktienfonds einzahlen. Ihnen zeige ich Methoden, die unabhängig von einer Börsenphase funktionieren.

Ich schreibe nicht für Trader und Zocker.

Investments in Immobilien?

Da bin ich eher skeptisch, auch bei Aktien. Ganz viele sind überteuert.

Krypto?

Fans sehen Kryptowährungen als das neue Gold und als krisensichere Beimischung. Für mich ist da zu viel Volatilität drin. Wer ein grosses Vermögen hat, der kann ja etwas Krypto dabei haben, aber es hat keinen Substanzwert wie Gold oder Platin.

Selbst wenn der Immobilienmarkt crasht, gilt: Eine gute Lage bleibt eine gute Lage. Ich bin eher ein Kryptoskeptiker.

Startups?

Attraktiv. Man kann sein Geld am besten wachsen lassen in jungen Startups, die stark wachsen. Das ist für mich die lukrativste Assetklasse. Da erreichen wir Renditen von über 30 Prozent pro Jahr.

Bestseller-Autor

Das Buch

Carsten Maschmeyer hat soeben sein drittes Sachbuch publiziert: «Die sechs Elemente des Erfolgs - So verändern Sie Ihr Leben». Und wie immer gehts um Tipps zu Karriere und Vermögensaufbau, alles anschaulich beschrieben, gespickt mit Ankedoten aus einem wechselhaften Leben.

Die Elemente

Als Faktoren des Erfolgs nennt der Autor Arbeit, Finanzen, Freunde und Familie, mentale Stärke, Zeitmanagement und Gesundheit. Während es in seinen früheren Büchern stark um beruflichen Erfolg («Selfmade») und Reichtum («Die Millionärsformel») ging, sind beim neuen Werk Softfaktoren wichtiger.

Geblieben ist eine Konstante: Wer sich verändert, der oder dem bieten sich neue Chancen. «Vertrauen Sie auf sich selbst».

Sie sind in 85 Startups weltweit investiert. Wie halten Sie da den Überblick?

Es sind 102, von Tel Aviv bis San Francisco. Die Renditen sind enorm. Auch dank meinem tollen Team von vierzig Investprofis in München, Berlin und San Francisco. Früher war ich überall involviert, heute lasse ich sehr viel Freiraum. Früher habe ich gedacht, länger arbeiten sei schlau. Heute sag ich, delegieren ist schlau. Damit rückt das Recruiting ins Zentrum. Ich will die besten Leute und gewähre Freiräume.

Auch etwas aus der Schweiz im Portfolio?

In Winterthur bin ich in das Logistiknetzwerk Luckabox investiert, da haben wir grade wieder eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Wenn überzeugende Ideen aus der Schweiz hochkommen, bin ich da und kann unterstützen.

Wie viele Ihrer Startups überleben fünf Jahre?

Ich investiere seit zehn Jahren in Startups. In dieser Zeit schafften es nur sechs Startups nicht. Dann erlebte ich grossartige Exits mit mehreren 100 Millionen Bewertung. Im wesentlichen investieren wir in Startups, die schon Umsatz machen. Dann sind viele Risiken eliminiert, weil das Produkt funktioniert, weil es Kundinnen und Kunden gibt und Lizenzen stehen.

Early Stage heisst ja im Silicon Valley nicht grundlos «Tal des Todes». Neun von zehn Firmen bleiben da auf der Strecke. Da bin ich nicht dabei.

Das heisst aber auch, dass Sie höhere Preise zahlen müssen.

Das ist so, aber eine Aktie von Nestlé ist auch teurer als die eines Newcomers. Entscheidend ist letztlich das Delta zwischen Einstiegspreis und Exitpreis. Und wenn ein Startup zu 90 Prozent überlebt, zahle ich gerne eine De-Risk-Prämie.

Ihr Portfolio?

Das bleibt das Familiengeheimnis, aber so viel kann ich sagen: Unser Exposure in der Assetklasse Venture, Innovation, Startups hat sich deutlich vergrössert. Gleichzeitig haben wir Immobilien reduziert. Immobilien sind für mich ein Verkäufermarkt.

Wenn man so hohe Miet-Multiples und einen so viel höheren Return kriegt, als man selber bezahlt hat, dann ist es Zeit zum Verkaufen.

Impact investing – auch dabei?

Alles, was unsere Welt sauberer und nachhaltiger macht, ist gut. Nun müssen Banken ausweisen, welchen Firmen mit hohem CO2-Ausstoss sie Geld leihen.

Ich kann nicht beurteilen, ob das wieder eine Überregulierung der EU ist. Ich bin investiert in Presize, ein Münchner Startup, das Retouren verringert. Es macht ökonomisch und ökologisch keinen Sinn, wenn jemand bei Zalando drei Stücke bestellt und zwei oder drei wieder zurückschickt.

Wie gehts?

Man dreht sich einmal 360 Grad ums Smartphone und erfährt, von welchem Brand welche Grösse passt. Tolle Sache.

Dann bin an der Limousinen-Plattform Blacklane beteiligt, die Leerfahrten verkauft, damit die Fahrzeuge nicht leer durch die Städte fahren. In der «Höhle des Löwen» haben wir immer mehr Startups, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, etwa mit kompostierbaren Materialien oder ...

Sie fahren elektrisch?

Meine Frau fährt elektrisch, ich hybrid. Aber ich wünsche mir nicht, dass wir jetzt zu viele Vorschriften einbauen und die Innovation in den Unternehmen verhindert wird.

Wer gewinnt die Wahlen im November?

Die Grünen holen derzeit 17 Prozent der Stimmen, 83 Prozent sind offenbar anderer Meinung. Es sieht nach meiner Einschätzung nach einer Dreier-Koalition aus. Das halte ich für gut. Wenn drei koalieren müssen, werden die extremen Spitzen an beiden Enden gebrochen.

Wofür stimmen Sie im Herbst? CDU, SPD, Grüne, Liberale?

In Europa kennen wir das Prinzip der geheimen Wahl.

Worüber schreiben Sie Ihr nächstes Buch? So wird man Milliardär?

Ich habe immer bedauert, dass in Kinderbüchern der Feuerwehrmann, ein Astronaut oder eine Ärztin vorkommen, aber nie eine Unternehmerin, ein Unternehmer. Ich möchte in einem nächsten Buch jungen Leuten zeigen, wie attraktiv es ist, unternehmerisch zu sein.

Ich will 11- bis 13-Jährige zum Firmengründen animieren und sie dafür begeistern, ein Startup zu gründen.