Glück hat viele Gesichter, für He Mingbing ist es ein frisch geerntetes Reisfeld. Stolz und strahlend steht der Bauer an dem diesigen Morgen vor seinem umgepflügten Acker, am Rande einer Gewerbezone in der Provinz Zhejiang, zwei Autostunden vom geschäftigen Shanghai entfernt. In der Ferne schimmern die Neonlichter von Bürogebäuden durch den Nebel, am Horizont drehen sich müde ein paar Windräder.
Bäuerliche Romantik, wie wir sie in der Schweiz so lieben, sucht man hier vergebens. Dafür stimmt die Kasse. Bauer He Mingbing bewirtschaftet eine Fläche von 250 Hektar – zehnmal mehr als ein Schweizer Bauer. Seine Berufskollegen in den USA oder in Brasilien etwa schaffen ein Vielfaches, aber in China, wo Bauern meist noch immer nur für den eigenen Bedarf produzieren, ist das viel. Seine Erträge steigen, und das bei sinkendem Arbeitsaufwand – auch das zahlt sich aus. Seinen sechs Angestellten kann He Mingbing Löhne zahlen, die deutlich über dem liegen, was ein chinesischer Fabrikarbeiter Ende Monat nach Hause trägt. Er selbst ist mit einem Mercedes unterwegs, das Auto mit dem Stern aus Stuttgart ist in China noch immer das Mass für alle, die es geschafft haben – auch wenn die Regierung die Anschaffung hausgemachter E-Autos mit allen Mitteln forciert.

