Davon profitiert das Schweizer Familienunternehmen Eschler - denn sämtliche alpinen Nationalmannschaften tragen Rennanzüge aus Materialien des Strickspezialisten.

Wer in einem Skianzug des amerikanischen Sport- und Freizeitbekleiders Spyder die Pisten hinunterwedelt oder in einem Renndress des italienischen Sportbekleiders Castelli die Tour de France bestreitet, trägt dennoch Schweizer Textilqualität auf der Haut. Denn viele der grossen Sport- und Freizeitbekleider auf der ganzen Welt wie Nike, Adidas, Goldwin, Belfe, Mammut, Descente oder Bogner, um nur einige zu nennen schneidern ihre Sportswear aus Hightechmaterialien von Eschler bei Bühler in St. Gallen.

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Besonders stolz ist man in Bühler darauf, dass in dieser Saison zum ersten Mal ohne Ausnahme jede Skinationalmannschaft der Welt mit Rennanzügen ausgestattet ist, deren Materialien von Eschler kommen. Darauf hat man in den letzten 30 Jahren kontinuierlich hingearbeitet. Und das mit Erfolg; von der Schweizer Textilkrise hat man in Bühler bislang nicht allzu viel mitbekommen. Pro Jahr verlassen etwa 1500t Wirk- und Strickstoffe die Produktionsstätten, der Umsatz von im vergangenen Jahr rund 45 Mio Fr. hält sich bei sinkenden Strukturkosten seit Jahren konstant, mit leicht steigender Tendenz. Peter Eschler, der seit 1997 in dritter Generation zusammen mit seinem Bruder Alex die Geschicke der Firma leitet, führt dies auf die stete Innovationsbereitschaft von Familie und Mitarbeitern zurück: «Heutzutage muss man sich ständig weiterentwickeln und neue Produkte lancieren, wenn man mithalten will.»

Mut zum Neuen, Unbekannten haben die Eschlers traditionell. Wurden vor 75 Jahren noch Wollstoffe gestrickt, so stellte man später Trikotware her und setzte schliesslich auf das hoch spezialisierte Verarbeiten von synthetischen Fasern. Nach und nach entstanden auf diese Weise der Fleece Husky, aber auch andere textile Materialien wie beispielsweise Isowind, ein hochelastisches Material mit wasserabweisenden Eigenschaften, oder das feuchtigkeitstransportierende Material Atmos, das bei Sportunterwäsche eingesetzt wird. Die berühmten Rennanzüge der Wintersportler werden aus dem dreilagigen Laminat Estar hergestellt. Laminat bedeutet nichts anderes als das Verkleben von unterschiedlichen Schichten zu einem Gesamten; bei Estar sind das ein elastischer Polyester-Oberstoff, eine Polyurethan-Schaumkaschierung in der Mitte und ein elastischer Polyester-Unterstoff.

Ständig innovativ

Entwickelt und kontinuierlich verbessert werden die Laminate seit 30 Jahren. Zu den stets optimierten Ergebnissen hat auch die konsequente Zusammenarbeit mit internationalen Sportswearausrüstern wie beispielsweise dem Japaner Descente beigetragen. Dennoch wird Peter Eschler nicht müde, darauf hinzuweisen, dass mit den Rennanzügen alleine das Unternehmen nicht überlebensfähig wäre. «Von den Speziallaminaten, die wir pro Jahr für Rennprofis verkaufen, werden vielleicht weltweit 10000 Anzüge hergestellt, zu wenig für uns», sagt er.

Die bislang erfolgreiche Geschäftsstrategie heisst daher seit vielen Jahren: Verschiedene Standbeine schaffen. Der Bereich Hightechfasern ist nur einer von dreien, als einträglichste Sparte bei Eschler gelten die Stickböden, gerade erst wurde in Thailand eine Tochterfirma eröffnet, die ausschliesslich Stickböden produziert. Eschler gilt als eine der zwei weltgrössten Produzentinnen der Grundlage für die Stickereien der Lingerie. Drittes Standbein sind Reinigungstextilien aus Hightechfasern, ebenfalls ein sehr umsatzstarker Bereich.

Kooperation mit Armee

Nur knapp einer Katastrophe entging das Familienunternehmen im September 2002. Zwei Tage vor den geplanten Feierlichkeiten zum 75-Jahr-Jubiläum trat der hinter dem Fabrikgebäude liegende Rotbach über die Ufer und überschwemmte die Fabrikationsräume. Maschinen, eingelagerte Stoffrollen, das Gelände und das gesamte Erdgeschoss der Firma standen unter Wasser, ein Schaden von 15 Mio Fr. Und das, nachdem man gerade in neue Maschinen investiert hatte. Dennoch begreift Peter Eschler das Desaster auch als Chance. «Wir sind mental gestärkt aus dieser Krise hervorgegangen», sagt er nur fünf Monate nach der Katastrophe. Die Spuren sind längst beseitigt, dank der Hilfe vieler anderer Firmen konnte weiterproduziert werden, «wir mussten keinen einzigen Auftrag stornieren».

Längst ist man in Bühler wieder zum Alltag übergegangen. Spannendstes derzeitiges Projekt ist die Kooperation mit der Schweizer Armee. Zusammen mit dem Forschungsinstitut Empa in St. Gallen hat man das Outdoorbekleidungskonzept «Sweat Management» ausgearbeitet. Das daraus entstandene, aus vier Schichten bestehende Konzept wurde für die Saison 2003 bereits den Konfektionären vorgestellt und ist so viel versprechend, dass Eschler hofft, es auch für die Privatwirtschaft lancieren zu können. Über die Zusammenarbeit mit der Armee ist er begeistert: «Die wussten genau, was sie wollten und waren entgegen ihrem Ruf unglaublich schnell und effizient.»

Derzeit gehört die Begeisterung Eschlers allerdings voll dem Wintersport. In St. Moritz will er mit eigenen Augen sehen, welche Nation in seinen Laminaten siegt.



KMU-PROFIL

Name: Chr. Eschler AG

Gründung: 1927 in St. Gallen-Bruggen von Christian Eschler

Umsatz: 45 Mio Fr.

Beschäftigte: 180

Produkte: Hightech-Fasern für den Sport- und Outdoorbereich, Stickböden, Reinigungstextilien

Kunden: Sportausrüster wie Santini, Bogner, Jack Wolfskin, Adidas, Nike, Mammut, Descente, Castelli, Spyder, Lingeriestickereien, Reinigungsmittelhersteller

Firma: Christian Eschler AG 9055 Bühler

Internet: www.eschler.com