Dreiräder, Schaukelpferde und Puppenwagen aus Lenzburg, dem ursprünglichen Hauptsitz von Wisa-Gloria, gehörten früher zum festen Inventar in den Kinderzimmern. Sie waren so solide gebaut, dass man sie aus dem Fenster eines mehrstöckigen Hauses werfen konnte, ohne dass sie beschädigt wurden.

Jahrzehntelang standen diese Spielzeuge ganz oben auf den Wunschzetteln für das Christkind. In seinen besten Zeiten beschäftigte die 1882 gegründete Firma 650 Mitarbeitende. In den 1960er Jahren begann der Niedergang. Die Überschwemmung mit Plastikspielzeugen aus Asien wurde schlicht verschlafen. Schliesslich hatte der Abstieg einen Punkt erreicht, bei dem es sich nicht mehr lohnte, in der Schweiz zu produzieren: Als neuen Standort wählten die damaligen Besitzer Ost- europa. Wisa-Gloria existierte nur noch als Handelsunternehmen.

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Werner Haderer, gelernter Metallschlosser aus dem Vorarlberg, hörte davon. In seinem KMU, das er bereits im Alter von 21 Jahren gründete, wird alles hergestellt, was mit Biegen, Bohren, Drehen, Fräsen und Schweissen zusammenhängt, wie er sich ausdrückt. Haderer ist immer wieder durch originelle Kreationen aufgefallen. Die erste und spektakuläre Helimontage der Bregenzer Festspielbühne brachte ihm sogar einen Orden des einstigen Wirtschaftsministers und späteren Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel ein. Auch die Swiss Wall, eine Stahlkonstruktion, die mit Steinen gefüllt als optisch attraktive Schall- oder Trennmauer verwendet wird, stammt aus seiner Werkstatt.

Weitere Klassiker in Produktion

So ganz nebenbei produzierte der Spielzeugfan unter der Marke Dani’s auch Dreiräder. «Egal, wo wir hierzulande mit unseren Modellen auftauchten, schwärmten die potenziellen Kunden von den für sie nach wie vor echten, in der Schweiz hergestellten Wisa-Gloria-Dreirädern, die halt einfach die besten gewesen seien.» Haderer traf mit dem damaligen Besitzer Sjef van der Wee zusammen, der eigentlich bloss die Lizenzrechte verkaufen wollte. Aber weil ihm Haderer mit seinem Enthusiasmus so sympathisch war, sagte er wortwörtlich: «Sie sind der Mann, dem ich die Firma verkaufe.»

Werner Haderer und sein Mitstreiter, der Tüftler Marco Spiess von der Firma Valida in St. Gallen, hatten einen steinigen Weg vor sich. Baupläne für die seit Jahren nicht mehr hergestellten Dreiräder fehlten. Zwar gab es Broschüren en masse. «Aber im Grunde genommen mussten wir bei null beginnen», betont Haderer, der selbst als Bub am liebsten auf seinem Wisa-Gloria herumgekurvt ist. Die Banken waren nicht halb so begeistert von seinen Ideen wie er und wollten ihm keinen Kredit geben. Er griff daher auf seine Privatschatulle zurück. Seine Mühen haben sich gelohnt. 2008 verkaufte er bereits über 450 Stück der original ferrariroten Wisa-Gloria-Dreiräder. Weitere Klassiker aus der Kollektion sind unterdessen in Produktion gegangen, etwa die berühmte Schaukelschnecke oder der kleine Leiterwagen.

«Alle Produkte werden im Inland hergestellt. Denn, wo Wisa-Gloria draufsteht, muss auch Schweiz drin sein», sagt Haderer, der bereits eine weitere, allerdings sehr extravagante Version des Kultspielzeugs entwickelt und an der Millionärsmesse in Wien ausgestellt hat. Es ist dies ein Dreirad aus 24-karätigem Gold mit Alcantara-Sattel und diamantbesetzten Rückstrahlern. Unter den Interessenten waren vor allem Araber und Russen. Ein Dutzend dieser Luxus- räder für deren verwöhnte Racker sind schon verkauft worden - zum Preis von rund 20000 Fr.

Ein «normales» Dreirad kostet 219 Fr., ist beinahe unzerstörbar und mit einer fünfjährigen Garantie auf Rahmenbruch ausgestattet. «Und jedes ist ein Unikat», betont Haderer. Die Ideen scheinen ihm nicht auszugehen: Speziell für Spitäler wurde ein Modell mit Reifen entwickelt, die auf den Sucoflex-Böden keine Streifen mehr hinterlassen, damit die kleinen Patienten ausgiebig darauf herumradeln können.

Sein Traum, vom Rheintal aus die Spielzeugwelt zu erobern, wird vielleicht eines Tages in Erfüllung gehen. Er zählt vor allem auf Erziehende, die Kindern den Wert von qualitativ hochstehenden Produkten vermitteln wollen. «Dieser Anteil wird immer grösser, weil viele erkannt haben, dass die Plas tikwelle auch mit einer Wegwerfmentalität einhergeht, die mit dem Umweltbewusstsein nicht mehr vereinbar ist», weiss Haderer.