Das Kübel- und Tuben-Image ist passé. Holzleim in grossen, weissen Plastikeimern gehört zwar weiterhin ins Sortiment des weltweit tätigen Klebstoffherstellers Collano in Sempach-Station LU. «Und er war unser aller Anfang», betont der designierte CEO Stefan Leumann, Nachfolger von Vater Gerry Leumann. Doch die Zukunft liegt woanders. Innovation und Hightech, Spezialanbieter und Nischen-produkte. Leumann, ein diplomierter Betriebswirt, hat beim Stichwort Klebstoff die Welt vor Augen. Zwar setzt Collano die Produkte für das traditionelle Gewerbe, etwa in den Bereichen Holz und Boden, vor allem in der Schweiz ab; in diesem Bereich gehört sie zu den Marktleadern. Aber die Abnehmer aus dem industriellen Sektor sitzen zu 90% in Westeuropa und Nordamerika. In die Sparte der Industrieklebstoffe gehören die Produkte jenseits von Kübel und Tuben. Hier nennt man sie Adhesives. Sie werden im Auto- und Flugzeugbau verwendet, die Medizinalindustrie kauft bei Collano, fast jeder Skihersteller benutzt Collano-Klebstoffe. Sie können in flüssiger oder fester Form gekauft werden, etwa als Folie oder Schmelzblock. Klebrig werden diese erst, wenn sie unter Hitze und Druck gesetzt werden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wenn der Klebstoff nichtprimär kleben muss

Zu den Höhepunkten der Produktevielfalt gehören die funktionalen Klebstoffe. Das Wesentliche an diesen Klebstoffen ist nicht, dass sie kleben. Sondern dass sie Schläge dämmen, Splitter verhindern oder dabei helfen, Personen zu schützen. Beispiele: Knieschoner, Skibrillen oder kugelsichere Westen. Des künftigen CEO Leumanns liebstes Kind ist sogar unsichtbar. Zumindest von blossem Auge. Ein Klebstoffpunkt mit mikroskopisch kleiner Farbcodierung dient als Echtheitszertifikat für Markenprodukte, etwa Medikamente.

Der Markt schätzt den innovativen Ausfluss des Sempacher Unternehmens. Doch die breite Palette kostet. Rund 60% der Mittel, die zur Herstellung eines Produkts aufgewendet werden, fliessen in Rohstoffe sowie Forschung und Entwicklung. Die Produktionskosten sind vergleichsweise gering. Deshalb spielen Produktionsstandorte für Collano nur eine untergeordnete Rolle. Der Hype um das Outsourcing von Herstellungsprozessen nach China oder Indien lässt das Unternehmen kalt. Mehr Interesse zeigt der künftige CEO an Partnerschaften mit Unternehmen an interessanten Standorten «das kann schon in China sein» (Leumann) , die bereits über die nötigen Vertriebsstrukturen verfügen. «Da wir zu klein sind, um selber welche aufzubauen, wollen wir in ein bestehendes Netz unser Knowhow einbringen», erklärt Leumann.

So geschehen kürzlich in den USA. Am 1. September 2003 gründeten Collano und das US-Unternehmen National Stearch & Chemical die Purbond AG, ein Joint Venture im Bereich Holzleimbau-Klebstoffe. Hintergrund: In den 90er Jahren hatte Collano ein neuartiges Produkt für den tragenden Holzleimbau entwickelt und damit über Jahre den europäischen Markt beherrscht. «Mittlerweile aber haben uns die Konkurrenten fast eingeholt, weswegen wir uns nach anderen Märkten umgesehen haben», so Leumann. In Nordamerika und Asien, wo Holz ein wichtiger Baustoff ist, verspricht sich Leumann ähnliche Erfolge wie in Europa. Eine zweite Strategie von Collano, um wendig und schlank zu bleiben, ist der Verkauf von einzelnen Sparten, die keine Innovationspotenziale mehr aufweisen. «Produktebereiche, die keine weiteren Entwicklungszyklen mehr durchlaufen können, werden, statt frühzeitig veräussert, oft bis zum letzten Tropfen ausgepresst», moniert Leumann. Werden sie irgendwann doch noch zum Verkauf angeboten, lassen sich meistens nur unbefriedigende Erlöse erzielen. Um genau dies zu verhindern, trat Collano per 1. August 2003 die Hygienesparte an die Henkel-Gruppe mit Sitz in Düsseldorf ab. «Die entsprechenden Klebstoffe für die Produkte, etwa für Babywindeln oder zur Monatshygiene, liessen sich einfach nicht mehr in unserem Sinne weiterentwickeln», kommentiert Leumann.

Vollständig in Familienbesitz, und dennoch transparent

Mit diesen Strategien erarbeitete sich die Collano den Ruf eines international «kleinen, aber feinen Unternehmens». Rund 330 Mitarbeiter sind am Hauptsitz in Sempach-Station und in den vier Tochterunternehmen in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und den USA tätig. Geforscht, entwickelt und produziert wird am Hauptsitz sowie in Werken der Töchter. Obwohl die Aktien der Collano vollständig im Besitz der Familie Leumann sind, setzt man auf Transparenz. Neben den konsolidierten Finanzkennzahlen 2003 erzielte Collano einen Umsatz von 112 Mio Fr. gibt das Unternehmen auch Ergebnisse aus Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit und Umweltkennzahlen bekannt. Stefan Leumann, Sohn der Luzerner Ständerätin Helen Leumann, weiss, warum. «Nur so erhält und stärkt man das Vertrauen seiner Kunden.»

Firmen-Profil

Name: Collano AG

Gründung: 1947 durch Marcel Ebnöther

Leitung: Gerry Leumann, designierter CEO: Stefan Leumann

Besitz: Familie Leumann

Umsatz 2003: 112 Mio Fr.

Beschäftigte: 330, davon 240 in der Schweiz

Produkte: Klebstoffe für Holz, Boden, Industrie, Schaumstoff und Bindematerial

Kunden: Gewerbe, Zulieferer von diversen Industriezweigen, etwa Chemie, Medizinaltechnik, Auto-, Schiff- und Flugzeugbau.

Internet: www.collano.com