Coop-Chef Hansueli Loosli geht stürmischen Zeiten entgegen. In seinem neusten Zeugnis präsentiert der einstige Strahlemann ungewohnt schlechte Noten: Schrumpfende Umsätze, geschmälerte Gewinne, ein massiver Personalabbau, und - besonders bedenklich - die Coop-Gruppe hat erstmals seit Jahren Marktanteile verloren. Im Klartext: Looslis Konkurrenz hat besser gewirtschaftet als er.

Loosli habe sich übernommen, schuld am schlechten Resultat sei sein forciertes Wachstum, sagen die Medien. Und stellen Loosli als Versager hin. Aber er konnte gar nicht anders, als aggressiv zu expandieren. Jüngstes Beispiel: Transgourmet, das Joint Venture mit dem deutschen Detailhandelsriesen Rewe, in das sich Loosli einkaufte. Statt Managementversagen könnte man ihm auch Weitsicht aus Not attestieren. Denn im Lebensmittelhandel lässt sich die Öffnung des Schweizer Marktes nicht mehr lange aufhalten. Und mit der Marktöffnung in Richtung Europa wird Grösse matchentscheidend sein.

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Einkaufsmacht entscheidend

«Nur wer über eine grosse Einkaufsmacht verfügt, ist langfristig konkurrenzfähig», sagt Detailhandelsexperte Peter Fuhrer. Und im europäischen Vergleich ist der Schweizer Detailhandelsriese Coop - wie übrigens auch die Migros - ein Zwerg. «Die Hersteller fusionieren und werden immer internationaler. Deshalb muss auch der Schweizer Detailhandel immer internationaler werden.» Für Coop heisst das im Klartext: Loosli steht unter Zwang, seinen Betrieb auf internationale Gleise zu führen.

Aus diesem Hintergrund ist seine kostspielige Wachstumsstrategie verständlich. Loosli hat mit aggressivem Marketing (Eigenmarken und Bioprodukte) während Jahren den Umsatz ausgeweitet, um zum Konkurrenten Migros aufzurücken. Parallel dazu hat er auf Teufel komm raus mit neuen Flächen Terrain besetzt und obendrein Waro und Epa gekauft. Schliesslich hat er, wenn auch spät, seine Preise auf Markenartikel gesenkt und die Billiglinie Prix Garantie eingeführt. Heute deckt Coop das gesamte Sortiment vom Tiefpreis- bis zum Hochpreissegment ab.

Damit hat sich Loosli gegen die Angriffe des französischen Detailhandelsriesen Carrefour und gegen die kommenden deutschen Discounter Aldi und Lidl gewappnet. Allerdings hat er für seine forcierte Expansionspolitik auch einen hohen Preis bezahlt. Und im Fall der Epa-Warenhäuser ist ihm die erfolgreiche Umwandlung in Coop City bisher nicht gelungen.

So geht Loosli bereits ziemlich gerupft in die zweite, schwierigere Runde. Denn auf dem gesättigten Schweizer Markt ist das Wachstum begrenzt. Und gegenüber der Einkaufsmacht von Aldi, Lidl & Co. haben die Schweizer die schwächeren Karten. Stark wachsen kann Coop wenn überhaupt nur noch im Ausland. Gleichzeitig muss der Schweizer Detailhändler im Ausland genügend Einkaufsmacht aufbauen, damit er auf dem umkämpften Heimmarkt überleben kann.

Doch eine Expansion ins Ausland würde Coop zu teuer kommen und angesichts der Detailhandelsgiganten im Ausland auch wenig Erfolg versprechen. Bleibt als Ausweg die Anbindung an einen starken Partner. «Sowohl Migros wie auch Coop müssen internationale Kooperationen eingehen. Was aber eine Anpassung ihrer schwerfälligen Gesellschaftsform bedingt», sagt Fuhrer.

Einkauf global, Markt lokal

Die ersten Schritte in diese Richtung hat Loosli bereits getan. In der «Eurogroup», einer internationalen Einkaufsorganisation für Lieferungen aus Asien für die Bereiche Bau+Hobby sowie andere Non-Food-Waren, ist Coop Partner der mächtigen Rewe-Gruppe geworden, dem drittgrössten Detailhändler Europas. Und diese Einkaufsorganisation soll weiter ausgebaut werden. Dank dem Joint Venture «Transgourmet» mit Rewes Aldi Service Plus ist es Coop auch erstmals gelungen, im Ausland Fuss zu fassen. «Trotz zunehmender Internationalisierung bleibt das Retail- Geschäft aber ein lokales Business mit lokalen Angeboten», sagt Fuhrer. «Denn der Schweizer Konsument tickt anders als der Franzose oder der Deutsche.»

Was es für Schweizer Detailhändler nicht einfacher macht. Denn auch Aldi und Lidl werden hier als lokale Player auftreten allerdings mit einer globalen Einkaufsmacht im Rücken. Nur schon die Ankündigung der ausländischen Billig-Konkurrenten hat bei Coop 2004 zu Preissenkungen und damit zu einer markanten Margenerosion geführt.

Mit einer Eigenkapitalquote von 37,8% ist Coop zwar immer noch solide und gesund finanziert. Wenn aber Aldi und Lidli tatsächlich den Schweizer Markt aufrollen, schmilzt der Speck rasch weg. Rewe hat mit dem Kauf der Bon-appétit-Gruppe bereits die ehemalige «Dritte Kraft» des Schweizer Detailhandels geschnappt. Mittelfristig könnte auch Coop für die mächtigen Deutschen zum attraktiven Schnäppchen werden.

Coop

(in Mio Fr.) 2004 2003 %

Umsatz 13983 14396 2.9

Ebit 491 531 7.5

Konzernergebnis 320 341 6.2

Beschäftigte 39292 41249 4.7

Marktanteil (%)

Food 21.6 22.2 0.6

Non-Food 10.0 10.8 0.8

Coop-Gruppe 15.7 16.4 0.7