Ein Phase-1-Test für einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus schafft neue Zuversicht: Das Produkt der Biotech-Firma Moderna aus Massachusetts führte bei allen 45 Testpersonen dazu, dass Antikörper gegen das Virus gebildet wurden; allerdings gab es bei vielen Patienten leichte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und lokal begrenzte Muskelschmerzen.

Dies besagt ein erster Bericht, der am Dienstagabend im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurde.

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Die Testpersonen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren hatten zwei Impfungen erhalten – erst eine leicht dosierte, dann eine deutlich stärker dosierte. Am Ende hatten die Testpersonen mehr neutralisierende Antikörper als die meisten Patienten, die eine Covid-19-Erkrankung überwunden hatten.

Im Original: «The mRNA-1273 vaccine induced anti–SARS-CoV-2 immune responses in all participants, and no trial-limiting safety concerns were identified».

Moderna hat einen Zusammenarbeitsvertrag mit Lonza: Einmal bewilligt, würde der Basler Konzern den Impfstoff im grossen Mengen produzieren. Bereits im November will Lonza in der Lage sein, den Wirkstoff im industriellen Stil herzustellen. Dafür werden zwei Fertigungsstrassen aufgezogen, eine in Visp, die andere in New Hampshire.

Kurz zuvor hatte ein zweites Projekt-Team ebenfalls Hoffnung geweckt: Albert Bourla, der CEO des amerikanischen Pharmariesen Pfizer, äusserte sich optimistisch, dass die eigenen Arbeiten an einem Covid-19-Impfstoff von Erfolg gekrönt sein werden. In einem Interview mit der Nachrichtenplattform «Time» sagte Bourla am Wochenende, dass er mit einer Zulassung durch die US-Heilmittelaufsicht FDA bis Oktober rechne.

Gewinn ja – aber erst mal gratis

Man habe nun begonnen, die Produktionskapazitäten hochzufahren, so dass Pfizer vor dem Jahresende schon 100 Millionen Impfdosen herstellen könnte – statt wie ursprünglich geplant nur einige zehn Millionen. Auch sei er bereits in Gesprächen mit Regierungen auf der ganzen Welt, um die Verteilungsschlüssel festzulegen.

Pfizer wolle mit dem Impfstoff zwar einen Gewinn erzielen, aber es vertritt auch die Ansicht, dass die Regierungen die ersten Dosen gratis an die Risikogruppen verteilen sollten.

Pfizer arbeitet im Kampf gegen Covid-19 mit der deutschen Forschungsfirma Biontech. Das Unternehmen aus Mainz meldete Anfang Juli, dass die Probanden bei Tests in den USA wirksame Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt hatten; dabei waren ebenfalls 45 Personen untersucht worden.

Ab Ende Juli sollen nun Tests mit bis zu 30'000 Personen zeigen, ob diese Antikörper tatsächlich vor einer Infektion schützen. 

Auch Biontech-CEO Ugur Sahin äusserte sich jüngst optimistisch – eine Zulassung vor Ende dieses Jahres sei möglich.

Damit fällt auf, dass das Pfizer-Biontech-Projekt im Vergleich zu den über 150 anderen Impfstoff-Entwicklungen als erstes besonders hoffnungsvolle (beziehungsweise wagemutige) Töne anstimmte. Und dass nun mit dem Moderna-Lonza-Projekt ein weiterer Hoffnungsträger nach vorne drängt. 

(rap)