Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann: «Keine Zeit mehr»

So deutlich hat man das bei der CS wohl noch nie gehört: Die Investment-Bank funktioniert nicht. Sowohl Bankchef Ulrich Körner als auch Präsident Axel Lehmann rechneten an der heutigen Investorenkonferenz hart mit ihren Vorgängern ab. Und bestätigten damit, was Kritiker seit Jahren monieren. Präsident Lehmann verspricht radikalere Schritte als in den letzten Jahren. «Wir haben keine Zeit mehr für Anpassungen hier und dort», sagt Lehmann. Es brauche eine «kulturelle und strategische Umstellung». Es gelte, eine «klare Linie zu ziehen» und sich an die Herkunft und Werte der Bank zu erinnern. «Die Investment-Bank hat für lange Zeit keinen Wert generiert», hält CEO Körner fest. «Wir sind absolut entschlossen, die Schlüsselherausforderungen anzugehen.» Die Bank sei zu breit aufgestellt und zu fragmentiert. Und sei bislang zu wenig diszipliniert mit Kosten und Kapital umgegangen. Darüber hinaus schadeten die vielen Rechtsfälle dem Ansehen der Bank, so Körner. Noch einmal erläuterte Körner vor den Investoren den radikalen Umbauplan, der am Morgen angekündigt wurde. Kurz zusammengefasst: Die heutige Investment-Bank wird zusammengestrichen und am Ende aus zwei Teilen bestehen: Einem stark reduzierten Bereich, der eng in die Credit Suisse integriert sein wird und voll auf das Vermögensverwaltungsgeschäft ausgerichtet ist. Und einer unabhängig geführten amerikanischen Bank, die den alten Namen CS First Boston wieder aufnimmt, und an der die CS ihre Beteiligung reduzieren wird. Möglicher Börsengang der CS First Boston Bereits habe man einen Investor gewonnen, der mit 500 Millionen Franken in die neue Investment-Bank einsteige, sagt Körner. «Wir könnten da auch in eine Minderheitsbeteiligung gehen. Und am Ende der Reise könnte ein Börsengang stehen.» Aber man stehe erst am Anfang. Der Rest der Investment-Bank werde – kurz gesagt – abgebaut oder verkauft, sagt Körner. Das Risiko des Geschäfts, gemessen an den risikogewichteten Aktiven, solle auf die Hälfte sinken. Das so freigesetzte Kapital der Bank komme dem Geschäft in der Vermögensverwaltung und der Schweizer Universalbank zugute. «Leider heisst das Ganze auch weniger Kollegen», leitet Körner den letzten Teil seiner Rede ein. Nicht weniger als 9000 Vollzeitstellen will die Credit Suisse streichen, rund einen Fünftel der Belegschaft. 2700 Stellen sollen bereits bis Ende Jahr abgebaut werden. Darüber hinaus werde man auch die Ausgaben für externe Berater und Partner radikal kürzen. «Wir sind an einem kritischen Punkt und müssen das richtig machen», sagt Körner. Und spricht davon, Dinge «dieses Mal anders» zu machen. «Dieses Mal» sei die Strategie «radikal anders» und «transformativ». Man habe keine Angst vor harten Entscheiden, betont Körner. Und man habe eine Geschäftsleitung zusammengestellt, die Erfahrung in solchen Dingen habe.Ex-Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner soll Boni zurückzahlen Die Credit Suisse will bis Ende Jahr 2700 Stellen weltweit abbauen, was rund 5 Prozent aller Angestellten entspricht. Tausende weitere Jobs fallen über die nächsten drei Jahre weg. Ende 2025 soll die Gruppe dann noch etwa 43’000 Angestellte haben, rund 9000 weniger als noch derzeit. Ein Grossteil des kurzfristigen Abbaus könnte dem Vernehmen nach Schweizer Angestellte treffen. Der Verband fordert wegen der Probleme der Bank Konsequenzen für die ehemaligen Konzernmanager unter Ex-Präsident Urs Rohner. «Die ehemalige Führung sollte hinstehen und für die Misere Verantwortung übernehmen, indem sie ihre Boni zurückzahlt. Sie könnte sich an Oswald Grübel ein Vorbild nehmen, der als Konzernchef bei der UBS 2009 auf seinen Bonus verzichtete», sagte von Felten. Mehr hier.