Von einem «hochkarätigen Duo», gar von einem «Kraftpaket Mühlemann/ Thornburgh» war die Rede, als Richard «Dick» Thornburgh 1997 das Amt des Finanzchefs der Credit Suisse Group übernahm. Ziehvater Lukas Mühlemann sei von den Zahlenkenntnissen des Amerikaners tief beeindruckt gewesen. Auch privat sei Thornburgh, von der Investmentbank Credit Suisse First Boston (CSFB) stammend, mit «Lucky Luke» Mühlemann gut ausgekommen. An Geheimsitzungen in Thornburghs Wohnung in New York soll der Kauf der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette im Jahr 2000 eingefädelt worden sein.

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Februar 2005: Mühlemann ist CS-Geschichte, doch Thornburgh (52) ist noch immer da. Er hat über die Jahre auch seinen Sitz in der Konzernleitung halten können. Mehr noch: Der aus Cinncinati stammende Banker soll jetzt in seiner Funktion als Vizepräsident der Geschäftsleitung der CSFB den Integrationsprozess der Credit Suisse Group leiten. Es ist das Comeback eines Mannes, um den es in den letzten Jahren zunehmend ruhig geworden war. Es ist aber auch ein weiteres Kapitel in einer aussergewöhnlichen, bisweilen seltsam anmutenden Karriere. Fast 30 Jahre in der gleichen Firma welcher Banker schafft das schon?

Immer nur zwei Jahre

Thornburgh begann seine Karriere 1976 bei First Boston, die 1989 von der Schweizerischen Kreditanstalt gekauft wurde. Nur zwei Jahre war Thornburgh oberster Zahlenchef unter Mühlemann in Zürich. 1999, nachdem die CFSB in Russland Abschreiber in der Höhe von 1,86 Mrd Fr. tätigen musste, wurde er wieder nach New York versetzt zwecks Risikomanagement bei der Division. Doch 2002 kam Thornburgh auf Gruppenebene zurück, diesmal als Chief Risk Officer. Aber auch das nur für zwei Jahre, dann gings wieder zurück ins CSFB-Tagesgeschäft.

Thornburgh, der sich einmal «von Natur aus konservativ» beschrieb und den Aussenstehende als Mann der leisen Töne bezeichnen, «ist die geeignete Person, um den Integrationsprozess zu führen. Erstens, weil er die ganze Firma in- und auswendig kennt, und zweitens, weil er als neutral angeschaut wird», sagt der heutige CS-Finanzchef Renato Fassbind. Er stellt aber auch klar: «Er leitet den Integrationsprozess, die Entscheidungen werden von der Konzernleitung gefällt.»

Hoher Stellenwert der CSFB

Die Ernennung Thornburghs hat aber noch einen anderen Grund: «Der hohe Stellenwert der CSFB wird damit unterstrichen», sagt Christoph Ritschard, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank. Auch sei die CSFB für den Erfolg der Integration von entscheidender Bedeutung. Thornburgh wird auch dabei die eher vorsichtige Linie wählen. Zum Thema «Risiko» sagte er vor ein paar Jahren: «Ich habe eine eiserne Regel: Nie gleichzeitig ein persönliches und ein berufliches Risiko eingehen. Wer sich verliebt, soll nicht auch noch im gleichen Jahr den Job wechseln.»

CS Asset Management

Ein neuer Name

Den ersten Schritt zur integrierten Bank vollzieht die Credit Suisse Group mit der «Fusion» der beiden Banklizenzen, die sie in der Schweiz hat. Dies wird im 2. Quartal 2005 über die Bühne gehen. Danach wird die Aufteilung der Bank in drei Divisionen in die Hand genommen. Für die Sparte Asset Management sucht die CS einen CEO. Konzernintern wird der Name Hans F. Lauber herumgereicht. Lauber, Jahrgang 1962, ist Chief Investment Officer bei der Winterthur-Gruppe und war zuvor Anlage- und Handelschef bei der Coutts Bank in Zürich. Die CS strebt eine Ernennung des neuen CEO im 2. Quartal an.

CS Group

Letzter Kurs: Fr. 50.15

(in Mio Fr.) 2004 2003 %

Umsatz 54014 51506 4.9

Ebit 8302 1764

Reingewinn 5628 770

Gewinn pro Aktie 4.46 0.62

Dividende (in Fr.) 1.50 0.50 200

FAZIT: Die CS hat dank der guten Zahlen 2004 erst einmal Ruhe. Einige Unsicherheiten lauern jedoch: Die Zukunft der Winterthur, deren Schiedsrichterverfahren mit XLCapital, die Integration der Bank. Die UBS-Aktie jedenfalls birgt weniger Risiken.

Daniel Hügli
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