Der Bundesrat wird heute Donnerstag zu einer Sondersitzung zur Credit Suisse (CS) zusammenkommen. Ob die Regierung Beschlüsse fällen wird, war zunächst unklar. Die Credit-Suisse-Aktien sind nach der Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einem massiven Plus in den Handel gestartet. Zur Eröffnung legte die Aktie um 32,6 Prozent auf 2,25 Franken zu. Am Vortag war der Kurs um 24 Prozent eingebrochen.

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Die CS leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB. Damit soll die Gruppe, deren Aktie an der Börse abgestürzt ist, «gestärkt» werden, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst.

Schuldenrückkäufen für drei Milliarden Schweizer Franken

Gleichzeitig kündigte die Bank eine Reihe von Schuldenrückkäufen im Wert von rund drei Milliarden Schweizer Franken an. «Mit diesen Massnahmen stärken wir die Credit Suisse auf dem Weg der strategischen Transformation, um für unsere Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen», wird CS-Chef Ulrich Körner in der Mitteilung zitiert. «Wir danken der SNB und der Finma für die Umsetzung unseres strategischen Wandels.»

Die SNB hatte am Mittwochabend angekündigt, der CS bei Bedarf Liquidität zur Verfügung zu stellen. Zuvor war die Aktie der Nummer zwei der Schweizer Banken bis Börsenschluss um 24,24 Prozent gefallen.

Auslöser waren Äusserungen des Präsidenten der Saudi National Bank, dem grössten Einzelaktionär der CS, dass sein Institut keine neuen Gelder in die CS investieren wolle. Andernfalls würde die Saudi National Bank ihren Anteil an der CS auf über 10 Prozent erhöhen, was regulatorische Folgen hätte. Doch der zweite Teil ging an den Märkten unter und es verfestigte sich das Bild, dass der grösste Aktionär der CS nicht gewillt sei, das Institut weiter zu stützen.

Am Mittwochabend versuchten die Finma und die Schweizerische Nationalbank zu beruhigen: Die CS erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen bezüglich Kapital und Liquidität, teilten sie mit in einer gemeinsamen Mitteilung mit. Und: «Die SNB wird im Bedarfsfall der CS Liquidität zur Verfügung stellen.» Es gebe aktuell zudem keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute aufgrund der Probleme der US-Banken, hiess es.

CS würde auch einem erneuten Kundenansturm standhalten

In der Nacht auf Donnerstag kündigte die CS dann an, die Liquiditätshilfen in Anspruch zu nehmen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass dieses Liquiditätsprogramm der SNB keine Staatshilfe darstellt, die jetzt extra für die CS entworfen wurde. Diese Liquiditätshilfen gehören zum Instrumentenkasten der SNB, der auch anderen Banken im Krisenfall offen steht.

Dennoch ist es aussergewöhnlich, dass eine systemrelevante Bank der Schweiz auf dieses Liquiditätsprogramm zurück greifen muss. Fraglich bleibt zudem, ob das ausreicht, um die Panik an den Märkten einzudämmen.

Mit einer Liquiditätsquote von rund 150 Prozent steht die CS eigentlich gut dar, wie Finma und SNB bestätigen. Warum besorgt sich die CS dann weitere Liquidität? Finanzkreise betonen, dass dies eine Art «Versicherung» sei, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Die Bank will den Märkten zeigen, dass sie auch weitere Kundengeldabflüsse finanzieren kann, ohne in Schieflage zu geraten, so wie das bei der Silicon Valley Bank in den USA der Fall war.

Noch ist unklar, ob die Aufregung der Finanzmärkte tatsächlich auf die Bank-Kunden der CS übergesprungen ist und diese erneut Milliarden von der Bank abziehen, so wie es im vierten Quartal 2022 der Fall war. In ihrem Statement von Mittwochnacht ist dazu nichts zu lesen. Klarheit darüber werden erst die Ergebnisse zum ersten Quartal liefern, die für den 4. April erwartet werden.

Derweil soll die Europäische Zentralbank (EZB) laut dem «Wall Street Journal» die von ihr beaufsichtigten Banken kontaktiert haben. Sie wolle wissen, welche Engagements die Finanzhäuser gegenüber der Credit Suisse haben, so die US-Zeitung.

Die 1856 gegründete Credit Suisse befindet sich seit dem Konkurs der britischen Finanzgesellschaft Greensill, der den Beginn einer Reihe von Skandalen markierte, die die Bank schwächten, in Schwierigkeiten. Seit März 2021 hat die Aktie mehr als 83 Prozent ihres Wertes verloren. Bank-Anleger sind nach dem Konkurs der US-Bank SVB zudem beunruhigt.

Frankreich fordert Schweiz zum Handeln auf

Die Situation bei der CS hatte sogar in der internationalen Politik Wellen geworfen: Die französische Premierministerin Elisabeth Borne hat am Mittwoch die Schweizer Behörden aufgefordert, die Probleme der CS zu lösen. «Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schweizer Behörden. Es muss von ihnen geregelt werden», sagte die französische Premierministerin laut einer AFP-Meldung vor dem Senat. Sie erklärte zudem, dass der französische Finanzminister Bruno Le Maire noch am Mittwoch einen Kontakt mit seinem Schweizer Amtskollegen haben werde.

Die französische Premierministerin betonte derweil die Solidität des französischen Bankensektors. «Ich bestätige Ihnen, wie der Finanzminister gestern noch einmal betont hat, dass die französischen Banken infolge des Konkurses der SVB keinem Risiko ausgesetzt sind», sagte sie.

Auch europaweit sind Bankenaktien am Donnerstag stark eingebrochen. So verzeichneten die Aktien der französischen Grossbank Société Générale und der BNP Paribas je ein zweistelliges Minus. Die Aktie der UBS blieb unter der Minus-Schwelle von 10 Prozent.

Aktie der Credit Suisse crasht nach Aktionärs-Kommentar

Eine Aussage des saudischen Grossaktionärs bringt die CS in Not: Die Saudi National Bank, die erst im Rahmen der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr eingestiegen ist, hat weitere Kapitalspritzen für die CS kategorisch ausgeschlossen. Zur Begründung verwies der Präsident der saudischen Bank auf regulatorische Probleme, die bei einer Erhöhung des knapp unter 10 Prozent liegenden Anteils auftreten würden.

«Die Antwort lautet: absolut nicht, und zwar aus vielen Gründen, abgesehen vom einfachsten Grund, der regulatorischer und gesetzlicher Natur ist», sagte der Präsident der SNB, Ammar Al Khudairy, in einem Interview mit Bloomberg TV am Mittwoch auf die Frage, ob er bereit sei, die Credit Suisse zu unterstützen, wenn es einen Bedarf an zusätzlicher Liquidität gäbe.

Nach der Aussage crasht die Aktie. Mehr lesen Sie hier.

(Reuters/SDA/tim/ise/ali/gku)