Die Credit Suisse hat Fragen des Westschweizer Aktionärsvertreters Ethos im Zusammenhang mit jüngeren Skandalen beantwortet. In einem 20-seitigen Dokument hat die Grossbank die Antworten öffentlich gemacht.

So wird etwa geschildert, wie es zur Geschäftsbeziehung zum Greensill-Konzern gekommen ist. Greensill habe Credit Suisse Asset Management im März 2016 kontaktiert mit der Idee eines Fonds mit verbrieften Forderungen aus Handelsgeschäften, wie aus dem Montag veröffentlichten Dokument hervorgeht. Der CEO von Greensill, Lex Greensill, habe das Konzept selbst präsentiert und die Dienstleistungen seines Unternehmens erklärt.

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Ausserdem geht es in dem Antwortschreiben erneut um den Untersuchungsbericht zur Greensill-Affäre, welchen die Credit Suisse nicht veröffentlichen will. Der Verwaltungsrat hatte im vergangenen Jahr eine unabhängige externe Untersuchung bezüglich der so genannten Supply Chain Finance Funds (SCFF), welche die CS mit der insolventen Greensill Capital geführt hatte, in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden dem Verwaltungsrat und der Aufsichtsbehörde vorgelegt.

Keine Untersuchungsberichte während laufender Verfahren

Ethos stösst sich daran, dass diese nicht veröffentlicht wurden. Der interne Untersuchungsbericht und die Schlussfolgerungen seien jedoch nicht veröffentlicht worden, weil Ansprüche der SFC-Fonds durchgesetzt werden müssten, heisst es von der Credit Suisse. Auch in Anbetracht zukünftiger Gerichtsverfahren würden diese nicht veröffentlicht. Die Bank müsse Ansprüche gegenüber Versicherungen und Schuldnern der Fonds durchsetzen. Während der Verfahren sollten keine Untersuchungsberichte veröffentlicht werden.

Es sei davon auszugehen, dass zur Durchsetzung von Forderungen gegenüber einzelnen Schuldnern und den Versicherungen Prozesse notwendig werden, die rund fünf Jahre dauern könnten.

Es geht in der Angelegenheit um vier Fonds. Trotz aller Bemühungen ist laut CS davon auszugehen, dass die Investoren beim Virtuoso Fund und beim High Income Fund einen Verlust erleiden werden. Der Prozentsatz des möglichen Verlustes könne heute allerdings nicht abgeschätzt werden.

Die Bank musste im Frühjahr 2021 die Schliessung und Liquidierung der «Lieferketten-Finanzierungs-Fonds» bekanntgeben. Von den Fondsvermögen von ursprünglich rund 10 Milliarden US-Dollar hat die CS mittlerweile 7,3 Milliarden einsammeln können. An die Investoren in die vier Greensill-Fonds sind daraus bisher 6,7 Milliarden Dollar ausgezahlt worden. Der Zusammenbruch des hoch verschuldeten US-Hedgefonds Archegos Ende März 2021 kostete die Bank rund 5 Milliarden Dollar.

Aktionäre um die Ethos Stiftung wollen die Vorgänge um «Greensill» und «Suisse Secrets» von unabhängiger Seite untersuchen lassen und hatten der Generalversammlung vom 29. April eine sogenannte Sonderprüfung beantragt. Der CS-Verwaltungsrat lehnt dies allerdings ab. Die Grossbank wollte aber von Ethos gestellte Fragen öffentlich beantworten. Das hat sie nun getan.

(awp/tdr)