Kaum jemand wohnt wohl in der heutigen Zeit in unheizbaren Dachzimmern, die zwar durchaus romantisch, aber keineswegs komfortabel waren. Doch ein Logis unter dem Dach bietet inzwischen längst denselben Komfort wie jede andere Wohnung auch. Die abgeschrägten Räume und die der Konstruktion folgende, individuelle Raumaufteilung machen solche Wohnungen sogar zu einem begehrten Objekt. Nebst einer guten Isolation bilden die Fenster den entscheidenden Beitrag zur Wohnlichkeit. Auf vielen ungenutzten Dachböden und über etlichen Flachdächern liegen noch unzählige Möglichkeiten, um Wohnraum zu schaffen. Ohne weiteres Land zu überbauen, lassen sich die Gebäude um ganze Wohnungen oder wenigstens zusätzliche Zimmer erweitern. Und so werden häufig schon bei Neubauten Wohnräume unter dem Dach eingeplant. Um Licht in einen Dachraum zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Wenn für einen Estrich eine einfache verglaste Dachluke oder eine Dachgaube genügen, so sind die Ansprüche für Wohnräume wesentlich höher. Je nach Verhältnissen wird sich der Bauherr für Dachflächenfenster, Lukarnen oder gar Dachausbauten entscheiden. Dachflächenfenster erfordern keine komplizierten Konstruktionen. Gegenüber herkömmlichen Lukarnen fällt bei gleich grosser Lichtfläche sogar rund ein Drittel mehr Licht ein.

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Nordische Errungenschaft

Vorläufer der Dachfenster sind die einfachen Glasziegel, die Licht in einen Kalt-Estrich brachten. Da im 19. Jahrhundert solche Estrichräume immer häufiger als einfachste Unterkünfte für Dienstboten genutzt wurden, begann man Dachflächenfenster zu bauen, die sich öffnen liessen. Die Idee, spezielle Fenster für den Einbau in Schrägdächer zu konstruieren, stammt aus den nordischen Ländern: Der Ausbau des Dachstockes zu Wohnzwecken heute bereits weit verbreitet bewog ab 1941 dänische Ingenieure, diesen Fenstertyp weiter zu entwickeln. Dass in abgeschrägten Dachräumen ohne Dachausbauten vollwertige Wohnungen eingerichtet werden können, wurde erst durch die Entwicklung im Dachflächenbereich möglich. Komplizierte Balkenkonstruktionen wurden damit überflüssig und der Ausbau dieser Dachräume entsprechend einfach und günstig.

Unterschiedliche Typen

Weit verbreitet sind die Fenster mit Schwingflügeln: Diese lassen sich einfach bedienen und eignen sich besonders für steilere Dachneigungen. Klappfenster eignen sich vor allem für den Einbau in Dächer mit 20¡ und 55¡ Neigung. Der Flügel lässt sich bis zu 45¡ öffnen und behindert auch bei geöffneter Stellung die Sicht ins Freie nicht. Besonders beliebt sind Dachflächenfenster aus Polyurethan: Die ausgereifte Technologie dieser Fenster mit einem Holzkern der nahtlos mit Kunststoff umhüllt ist, bietet verschiedene Vorteile. Die Oberfläche der Fenster ist wartungsfrei und kann mit handelsüblichen Mitteln gereinigt werden. In den gerundeten Ecken kann sich kein Schmutz mehr festsetzen. Besonders in feuchten Räumen wie Badezimmer, Küche und Schlafzimmer ist das Kunststofffenster unempfindlich gegen Feuchtigkeit, Schmutz und Witterungseinflüsse. Herablaufendes Schwitzwasser an der Innenscheibe wird gesammelt und durch Öffnungen in der Dichtung nach aussen geleitet.

Mit Dachflächenfenstern lassen sich auch Wintergärten bauen. Der Kombi-Eindeckrahmen erlaubt die Fenster neben- und übereinander einzubauen. Eine Besonderheit ist der Dachflächenfenster-Balkon: Zwei Öffnungssysteme unten und oben geöffnet verwandeln das Fenster in einen kleinen Balkon, und im Handumdrehen ist ein Platz an der Sonne bereit. Ein anderes Balkonsystem ermöglicht sogar die Schaffung eines begehbaren Dachbalkons.

Besondere Anforderungen

Dachflächenfenster sind Spezialfenster: Sie bilden einen Teil des Daches und sind damit der Witterung viel stärker ausgesetzt als zum Beispiel Fassadenfenster. Aus diesem Grunde müssen sie hohe Anforderungen an Qualität und Dauerhaftigkeit erfüllen. In Skandinavien gehören grosse Dächer zum üblichen, weit verbreiteten Baustil. Die Fensterkonstruktion musste den dort herrschenden, rauen Klimaverhältnissen standhalten. Die Holzrahmen und Flügel bestehen meist aus erstklassigem Kiefernholz. Die einzelnen Holzteile sind verleimt, sodass sich Rahmen oder Flügel nicht verziehen können. Metall, meist Kupfer, Aluminium oder Titanzink schützt die Holzteile gegen aussen vor den Witterungseinflüssen. Angenehm ist, wenn bei geschlossenem Fenster eine Dauerlüftungsklappe geöffnet werden kann, sodass auch bei Regenwetter oder Abwesenheit der Bewohner staub- und insektenfreie Frischluft in den Raum kann. Dank eines speziell konstruierten Scharniers können Dachflächenfenster bis zu 180¡ gedreht werden, wodurch sich auch die Aussenscheiben mühelos reinigen lassen.

Widerstandsfähige Gläser

Für alle Fenstertypen können heute verschiedene Isolierglasscheiben bestellt werden. Bei einem Dachflächenfenster ist ein guter U-Wert von grösster Bedeutung. Die meisten Anbieter haben heute Scheiben mit einem sehr guten U-Wert von 1.1 W/m2 K im Programm. Es ist wichtig, dass bei Dachflächenfenstern nur noch hochwertige, doppelt versiegelte Isolierglasscheiben verwendet werden. Gehärtete Glasscheiben mit den erwähnten Vorzügen eignen sich besonders für Hagelgebiete. Weiteren Schutz gegen Wind, Hagel, Hitze und eventuell Steinschlag bieten die Aussenrollläden für Dachflächenfenster. Diese Rollläden werden von innen mit einer Kurbel bedient. Sie können auch mit einem elektrischen oder Solar-Antrieb geliefert werden.

Gegen die Hitze im Sommer hilft schliesslich ein Aussenrollladen oder eine Markisette. Letztere bricht die Sonnenstrahlen, bevor sie sich an der Scheibe erhitzen. Im Weiteren sind für Dachflächenfenster Lamellenstoren, Verdunkelungsrollos und Faltrollos erhältlich, welche auch in Kombination eingebaut werden können.

Bei der Planung müssen einige Besonderheiten der schräg liegenden Fenster berücksichtigt werden: Je steiler ein Dach ist, umso besser lassen sich die darunter liegenden Räume nutzen, und umso besser lassen sich Fenster einbauen. Je schwächer die Neigung ist, desto länger sollte das Dachflächenfenster sein. Da man gerne auch sitzend aus dem Fenster schaut, sollte es möglichst niedrig eingebaut sein. Der untere Durchblickpunkt sollte, senkrecht gemessen, etwa auf Tischhöhe liegen, die Oberkante etwa bei 185 cm. Es besteht auch die Möglichkeit, das Dachfenster nach unten mit einem Zusatzelement zu verlängern, sodass noch mehr Licht ins Zimmer fällt und man besser hinaussieht.

Der nachträgliche Einbau

Damit die Räume wirklich wohnlich werden, ist die Wahl des richtigen Fenstertyps und dessen Anordnung wichtig. Eine saubere Planung und entsprechende Vorabklärungen bewahren vor Überraschungen. Das Geschick und Können des Architekten bilden die Grundlage für einen gefälligen Wohnraum. Ein ortsansässiger Bauhandwerker wird mit der Montage der Fenster beauftragt. Die Einbauzeit hängt von der Dachkonstruktion ab.

Christoph Egli, Marketingleiter Velux Schweiz AG, Trimbach.