Grössere Unternehmen sind heute dazu gezwungen, immer wieder Neues auszuprobieren, in unbekannte Bereiche vorzustossen und der Zeit wie der Konkurrenz stets einen Schritt voraus zu sein. Es liegt auf der Hand, dass sie dabei auch intern nicht auf Innovation verzichten können. Wollen sie im Markt mit ihren Produkten überzeugen, müssen sie selber mit durchdachten Prozessen deren Umsetzung garantieren können. Ein Softwarelieferant, der von derartigen Ansprüchen im Zeitalter der Digitalisierung profitiert, ist SAP. Ende letzten Jahres war es insbesondere die Geschäfts-Software S/4 Hana, die für Umsatzwachstum und erheblichen Kundenzuwachs sorgte. Die Post gehört genauso dazu wie der Haushaltsgerätehersteller V-Zug oder der ebenfalls in Zug ansässige Produzent von Antriebs- und Hydrauliktechnik Hoerbiger. Als Innovationspionier bezeichnet sich auch die vor zwanzig Jahren als Startup der ETH Zürich gestartete Sensirion. Hier ist seit Anfang Jahr ebenfalls die ERP-Suite (Enterprise Resource Management) von SAP im Einsatz. Beim Mikrosensor-Spezialisten mit Hauptsitz in Stäfa ZH und verschiedenen Niederlassungen in den USA, in Südkorea, Japan, China und Taiwan, der derzeit 730 Mitarbeiter beschäftigt, lässt man sich in die Karten blicken. Thomas Klein, Projektleiter SAP bei Sensirion, berichtet von den Erfahrungen in dem Anfang 2016 mit einer Vorstudie gestarteten ERP-Projekt. Die eigentliche Arbeit am System war im vierten Quartal 2016 initiiert; Anfang dieses Jahres erfolgte dann die Inbetriebnahme.

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Sensirion, führt Klein aus, sei beim vorherigen ERP-System an die Grenzen des Funktionsumfangs gestossen. Obwohl von einem der Schweizer Marktführer für Geschäftssoftware geliefert, habe man etwa bei der internationalen Rechnungslegung Einschränkungen hinnehmen müssen. Zudem konnten auch Kernprozesse wie etwa die Lohnbearbeitung oder die Anbindung der Fertigungssteuerung nur mit manuellen Workarounds abgewickelt werden, führt er weiter aus. Deshalb habe man sich auf die Suche nach einem System gemacht, «in dem alle Sensirion-Niederlassungen in ihrer Landessprache mit den notwendigen rechtlichen Anpassungen arbeiten können». Den Entscheid für die SAP S/4 Hana 1610 genannte Installation begründet er mit der Möglichkeit zur regelmässigen Erweiterung des Funktionsumfangs. Die Ersteinführung allein einer neuen ERP-Lösung und spätere Updates wären wesentlich teurer geworden, ergänzt er.
Hinzu komme, dass in der Produktion bereits das skalierbare SAP-ME (Manufacturing Execution) im Einsatz stehe und in der Logistik mit dem Lagersteuerungssystem SAP-EWM (Extended Warehouse Management) gearbeitet werde. Das würde nun mit der ERP-Suite ergänzt, sodass neben dem Lager und der Fertigung mit Vertrieb, Einkauf, Disposition, Qualitätsmanagement, Finanzen und Controlling nahezu alle Unternehmensbereiche integriert seien.
Durch die damit einhergehende Standardisierung habe man zum Beispiel die häufig bei einer ERP-Einführung genannten Schnittstellenprobleme auf ein Minimum reduzieren können. Aufwendiger sei gewesen, dass man bei der Anbindung von SAP-ME nur «einen grossen Teil der Standardintegration» nutzen konnte und für die EasyExport genannte Zollabwicklung eine eigene, auf SAP IDoc basierte Schnittstelle entwickelt werden musste.
Doch der Sensirion-Mann unterstreicht, dass die Stolpersteine mit den nun verfügbaren Features des neuen
ERP-Systems überwunden seien. So bestehe beispielsweise die Möglichkeit von schnellen Auswertungen. Man könne mit S/4 Hana auch die Materialbedarfsplanung MRP Live einsetzen, nutze für diverse Analysen Endgeräte-unabhängige Apps des Fiori-Angebots von SAP und greife auf die fehlertolerant ausgelegte Fuzzy-Suche zurück. Kurz gesagt vollzieht Sensirion intern nach, was bei den Produkten selbst als Alleinstellungsmerkmal angegeben wird: Die «intelligente Systemintegration».

Laut Klein wird das nicht zuletzt dadurch erreicht, weil «SAP S/4 Hana stetig weiterentwickelt und speziell bei den Analytic-Apps erweitert» werde. Das gelte auch für künftige Neuerungen, die das Unternehmen aus Stäfa bereits anvisiert. Denn der nächste Schritt soll das Kundenmanagement respektive CRM (Customer Relationship Management) sein, das dereinst via C4C (Cloud for Customer) von SAP abgewickelt wird. Weiter beabsichtige man mit einem Upgrade auf die S/4-Hana-1709-Installation, «funktionale Erweiterungen im integrierten EWM und QM zu nutzen».
Allerdings nennt Sensirion nicht nur vereinzelte technische Hürden beim SAP-Umstieg. Als Herausforderung bezeichnet Klein, dass die «nötigen Mitarbeitenden parallel zum Tagesgeschäft für das Projekt freizustellen» waren. Anspruchsvoll sei weiter gewesen, dass bestehende Prozesse optimiert, neu erfunden oder geändert werden mussten. Dies habe man «parallel im Projekt abbilden müssen».
Sensirion ist jedoch nicht blauäugig in das Projekt gestartet. Zum einen wurde ein eigenes SAP-CC-Team (Competence Center) gegründet, das die Steuerung und den Hauptteil der Implementierung übernahm. Wobei für das Team wie die SAP-Berater Spezialisten mit langjähriger Erfahrung ausgewählt worden seien, so Klein. Die Experten von SAP, die für Spezialthemen wie das EWM und Berechtigungen zugezogen worden sind, «haben sehr gute Leistungen geliefert», lobt er den deutschen Software-Riesen.
Anderseits sei die Umsetzung des Projekts mit agilen Methoden erfolgt, erklärt er weiter. So wurde eben «nicht erst ein Blueprint erstellt und der dann realisiert, sondern wir haben in 14-tägigen Sprints Prozesse abgebildet und direkt mit den Kollegen durchgespielt». Infolge dieses Vorgehens konnten «die Mitarbeiter schon recht früh die Prozesse live im SAP sehen». Zusätzlich habe man in Veranstaltungen alle über das Projekt und den aktuellen Stand informiert. Nicht zuletzt deshalb sehen laut einer Mitarbeiterbefragung eine Vielzahl der Mitarbeitenden SAP als Chance fürs Unternehmen und die persönliche Weiterentwicklung, resümiert Klein den Umstieg auf die SAP-Hana-Plattform nach den ersten drei Betriebswochen.